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Steht eine Mückenplage im Sommer bevor?

19. Juni 2022, 00:00 Uhr

Ein lauer Sommerabend, man sitzt mit Freunden zusammen – und dann kommen die Plagegeister. Mücken können einem selbst die schönste Jahreszeit versauen. Müssen wir dieses Jahr mit besonders vielen von ihnen klarkommen?

Doreen Werner kennt sich aus mit kleinen Nervensägen. Die Biologin vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) im brandenburgischen Müncheberg befasst sich schon seit Jahren mit Stechmücken. Unter anderem betreut sie den Mückenatlas, bei dem Freiwillige aus dem ganzen Bundesgebiet Blutsauger einsenden können. So wollen die Forscherinnen und Forscher zum Beispiel herausfinden, ob sich die Verbreitung einzelner Arten im Rahmen des Klimawandels ändert. Mehr als 31.000 Einsendungen hat es bisher schon gegeben.

So liegt es nahe, Doreen Werner auch eine Frage zu stellen, die vielen von uns gerade auf den Nägeln brennt: Wird dieses Jahr ein Mückensommer?  „Ich kann nicht in die Glaskugel schauen“, sagt die Forscherin. Die Entwicklung lasse sich kaum über längere Zeiträume vorhersagen: „Mücken mögen es feucht und warm und wenn eine dieser Komponenten wegbricht, dann ist es für die Mücken schwerer sich fortzupflanzen“. Bei Trockenheit fänden die Insekten keine Brutplätze, in denen sie ihre Eier ablegen können. Wenn es wiederum regnet und nicht wärmer wird, ziehe sich die Entwicklungszeit für den Aufbau der Population in die Länge.

„Wir sind ein bisschen verwöhnt", sagt Werner auch. Vielerorts habe es in den vergangenen Jahren extrem wenig Regen gegeben. "Wenn dann wieder normale Witterungsbedingungen sind, entwickeln sich natürlich die Mücken."

Wald- und Wiesenmücken als erste aktiv

Klar ist: Manche Mückenarten, und zwar solche, die sich nur mit einer Generation pro Jahr entwickeln, sind bereits unterwegs. Zu dieser Gruppe gehört der Großteil der Wald- und Wiesenmücken, die im Vergleich zu Hausmücken etwas größer und teilweise aggressiver sind.

Die Gemeine Hausmücke hat ihre erste Population gerade erst aufgebaut. Das ist in diesem Jahr zwei Wochen früher als sonst passiert, weil das Frühjahr warm war. Aktuell brauchen die Mücken von der Eiablage der Weibchen bis zum Schlupf der folgenden Generation nur eine einzige Woche.

In Deutschland gibt es insgesamt um die 50 Mückenarten. Global gesehen geht’s uns da noch ziemlich gut, denn weltweit sind etwa 3500 Arten bekannt.

Zu den bei uns lebenden gehören allerdings inzwischen auch invasive Spezies wie die Asiatische Buschmücke. Diese ist bereits seit April unterwegs. Das wissen Werner und ihre Kolleginnen und Kollegen aus den Einsendungen vom Mückenatlas. In den vergangenen Jahren sind fünf neue Stechmückenarten in Deutschland nachgewiesen worden. Sie könnten gefährlich sein, weil sie die Übertragung gefährlicher Krankheitserreger ermöglichen.

Bei uns in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen aber auch in Brandenburg gibt es immer wieder einmal Fälle des West-Nil-Virus. Klar ist aber auch: Nicht jeder Stich einer solchen exotischen Art macht automatisch krank, die Tiere müssten sich erst mal selbst anstecken. Und noch eine gute Nachricht: Für die Malaria-Mücke wird es immer zu kalt sein.

Regentonnen abdecken

Doch auch die Asiatische Tigermücke ist dabei, sich in Deutschland zu etablieren, zum Beispiel in Baden-Württemberg. Die exotischen Arten können tropische Erreger wie Zika-, Chikungunya- oder Dengue-Viren übertragen und sind nicht mehr auszurotten. Allerdings lässt sich gegen die Verbreitung der Tiere durchaus etwas tun, zum Beispiel sollten Regentonnen abgedeckt werden. Im Garten sollten Eimer und Gießkannen nicht voll Wasser herumstehen. Das heißt, ein ganz klein bisschen liegt es auch in unserer Hand, ob es ein Mückensommer wird.

Und wenn uns die Plagegeister doch heimsuchen – Blut saugen übrigens immer nur die Weibchen – können Mückenschutzmittel helfen. Der Nutzen von Hochfrequenz- oder Ultraschallsendern gegen die Insekten ist dagegen nicht wissenschaftlich belegt

Dieses Thema im ProgrammMDR JUMP am Wochenende | 18. Juni 2022 | 12:33 Uhr