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Nach dem Essen warten, erst nach dem Schwimmen eincremen: Bademythen geklärt

26. Juli 2022, 16:20 Uhr

Platschen und Lachen im Ohr, Sonne auf der Nase und Schwimmbad-Pommes in der Hand: Zuverlässig fallen einem dann auch wieder die Regeln ein, die Eltern oder Großeltern beim Baden immer wiederholt haben.

Die große Hitze ist erstmal durch. Aber die Temperaturen bleiben so sommerlich, dass Freibad, See oder Meer weiter beliebte Ferienziele sind. Wir haben mit Experten geklärt, was wirklich an den Badermythen oder -regeln dran ist. Die hat jeder von uns als Kind immer wieder gesagt bekommen. Sicher ist sicher.

„Mit vollem Bauch geht es NICHT ins Wasser!“

Alle haben sich an Pommes Rot-Weiß und mitgebrachten Snacks vollgefuttert und bräuchten nach der Essenspause in der Wärme dringend eine Abkühlung. Aber die muss warten, wenn es nach den Großen geht. Je nach Familie sind es eine halbe oder auch mal eine ganze Stunde Wartezeit. Die Pause ist auch vernünftig, sagt Hausarzt und „Hauptsache Gesund“-Moderator Dr. Carsten Lekutat:

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Nach dem Essen wird man müde. Da wird unsere Energie zur Verarbeitung des Essens gebraucht. Und wenn ich müde bin und versuche, eine große körperliche Aktivität zu starten, dann kann das schiefgehen und sogar tödlich sein.

Allerdings gelte die Regel nur fürs Schwimmen. Wer wirklich nur planscht und mit den Beinen sicher im flacheren Wasser steht, kann das direkt nach dem Essen machen. Auch ein leerer Magen kann ein Grund sein, besser mit dem Schwimmen zu warten. Martin Holzhause von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sagt:

Das Wasser übt eine gewissen Druck auf den Körper aus. Dafür braucht man natürlich Energie, die verbrannt wird.

Die fehlt unter Umständen, wenn jemand länger nichts gegessen hat und schwimmen geht.

„Wenn die Haut schrumpelig wird, geht es raus aus dem Wasser!“

Kinder möchten gern so lange wie möglich im Wasser bleiben. Eltern möchten gern, dass ihre Kleinen und Großen nicht auskühlen. Als Entscheidungskriterium für den Badestopp gelten oft die „blauen Lippen“ oder eben die Haut, die „schon ganz schrumpelig ist“. Martin Holzhause sagt:

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Schrumpelige Haut an sich ist erstmal unbedenklich. Fasern in der obersten Hautschicht nehmen Wasser auf und dehnen sich aus. Dann entsteht das Schrumpelmuster.

Trotzdem sei es sinnvoll, auf mögliche Anzeichen für das Auskühlen des Körpers zu achten.

Die Wassertemperatur ist ja meist deutlich geringer und die Körper kühlen aus. Wenn man zum Beispiel mit Kindern im Wasser ist und die bekommen blaue Lippen, dann wirklich raus aus dem Wasser!

Sonst drohe eine Unterkühlung und die könne auch gefährlich werden.

„Nach dem Schwimmen eincremen reicht!“

Weil beim Schwimmen nur das Gesicht aus dem Wasser schaut, ist allein dieser Körperteil von Sonnenbrand bedroht. Das haben viele so im Kopf, aber es stimmt nicht ganz. DLRG-Experte Holzhause sagt:

Zwar verbrennt man oberhalb der Wasseroberfläche schneller. Weil man einmal das Sonnenlicht von oben bekommt und dann wird es auf der Wasserfläche reflektiert und man bekommt es nochmal direkt ab.

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Die Haut schädigenden und Krebs auslösenden UV-B-Strahlen dringen zwar nicht allzu tief ins Wasser ein. Aber bei Schwimmern knapp unter der Oberfläche treffen sie noch die Haut. Wasserfester Sonnenschutz und Eincremen vor dem Schwimmen sind daher sinnvoll.

„Wenn es im Schwimmbad nach Chlor riecht, ist das Wasser besonders sauber!“

Der leicht strenge Geruch nach dem Desinfektionsmittel wird im Gehirn offenbar mit „sauber“ oder „frisch gereinigt“ in Verbindung gebracht. Im Schwimmbad ist leichter Chlorgeruch aber leider das Zeichen für etwas anderes. Chlor reagiert mit Harnstoff. Den gibt die Haut in kleineren Mengen ab. Zudem ist Harnstoff auch im Urin enthalten.

Bei Chlorgeruch haben also viele Gäste nicht ausreichend vor dem Schwimmen geduscht oder eben sogar ins Becken gepinkelt.

Dann lieber nochmal Schwimmbad-Pommes holen und nach dem Essen eine halbe Stunde warten.

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Dieses Thema im ProgrammDie MDR JUMP Feierabendshow | 25. Juli 2022 | 18:40 Uhr