Tierheime in Not durch Corona-Rückgabewelle?

21. Juni 2022, 16:09 Uhr

Die Tierheime hatten es befürchtet: Geht Corona, kommen viele Tiere wieder ins Heim. Eine dramatische Rückgabewelle ist dort aktuell aber noch nicht auszumachen. Denn viele Tiere gehen andere Wege.

Der Markt ist gesättigt – die Tierheime voll 

Seit Beginn der Corona-Pandemie wurden rund 25 Prozent mehr Hunde angemeldet als üblich. Auch die Zahl von vermittelten Katzen und anderen Kleintieren war sprunghaft angestiegen. Tierheimbetreiber und Tierschützer warnen seit langem vor einer Rückgabewelle, wenn viele Tierbesitzer wieder ins Büro müssen oder ihren Freizeitaktivitäten nachgehen können. Diese Welle kann Astrid Finger vom Tierheim Burg/Schartau im MDR JUMP-Interview noch nicht bestätigen:

Wir bekommen nur vereinzelt Hunde zurück. Viel klarer ist aber auch bei uns, dass es aktuell überhaupt keine Nachfrage gibt.

Das bedeutet, der Markt ist so gesättigt, dass viele Tiere sehr lange im Heim bleiben, bevor sie vermittelt werden können.

Auch wir spüren deutlich, dass wir keine Anfragen haben.

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So bestätigt Tierheimmitarbeiterin Verena Datzdorf vom Tierheim Jena die Lage. Die Profis aus den Tierheimen erwarten die Abgabewelle mit einer Verzögerung von bis zu zwei Jahren, denn:

Viele Tiere werden stattdessen im Internet gehandelt

Der Grund dafür ist Geld, bestätigt uns Astrid Finger:

Wer sich einen Welpen für mehrere hundert oder gar tausend Euro gekauft hat, der gibt den nicht einfach im Tierheim ab. Deshalb sind die Verkaufsplattformen wie eBay aktuell voll von diesen Tieren.

Es ist eine Art Gebrauchtmarkt für teure junge Hunde aus zweiter Hand entstanden.  

Viele Junghunde mit Verhaltensstörung

Die Tierheime wurden zu Beginn der Corona-Pandemie nahezu leergefegt, die Tiere dort mit Sachverstand, Zeit und fachlicher Beratung vermittelt. Genau wie bei den meisten Züchtern, doch auch die waren schnell ohne Angebot. Viele, die trotzdem unbedingt einen Hund haben wollten, haben ihn im Internet oder auf anderen Märkten gekauft, ohne fachliche Beratung und Unterstützung. Die anfangs kleinen süßen Welpen werden aber ohne die richtige Erziehung schnell zu Problemhunden. Die sind oft nicht mal böse oder aggressiv, sondern einfach verstört und nicht sozialisiert.

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Was aktuell besondere Schwierigkeiten bereitet, ist, dass es sich um viele verhaltensauffällige Tiere handelt,

beschreibt der Landesverbandsvorsitzende Andreas Lindig vom Deutschen Tierschutzbund Rheinland-Pfalz die Situation.

Früher oder später doch im Tierheim

Nach einer zweiten oder gar dritten Runde werden viele Hunde vermutlich doch im Tierheim landen.

Die Situation der Tiere wird ja durch den Handel im Internet nicht besser, ihre Probleme nicht behoben,

sagt Astrid Finger und sieht eine große Anzahl von Hunden auf die Heime zukommen, die eigentlich eine Therapie oder sehr spezielle Zuwendung bräuchten. Bleibt abzuwarten, ob das die Tierheime leisten können.   

So kann man den Tierheimen helfen

Gerade jetzt im Sommer bekommen viele Tierheime weniger Spenden. Viele Menschen sind im Urlaub und brauchen dafür ihr Geld. Die aktuelle wirtschaftliche Lage macht es nicht einfacher. Wer helfen will, sollte sich am besten melden, rät Verena Datzdorf vom Tierheim Jena

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Am besten rufen Sie uns an und fragen, was wir aktuell brauchen. Das können Futterspenden für bestimmte Sorten sein oder auch mal eine spezielle Nahrung für Babykatzen.

Praktische Hilfe geht auch. Das sollte man wirklich nur machen, wenn man es langfristig will und auch die Zeit und Kapazitäten dafür hat. Ansonsten ist den Tierheimen am meisten damit geholfen, wenn man sich dort um ein Tier bemüht, nachdem man sich gründlich und genau überlegt hat, ob man das Tier auch langfristig und artgerecht betreuen kann.

Dieses Thema im ProgrammMDR JUMP Die Themen des Tages | 21. Juni 2022 | 19:40 Uhr