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Kann moderater Bierkonsum wirklich das Krebs- und Demenzrisiko verringern?

24. Juni 2022, 15:15 Uhr

In einer britischen Studie kamen Wissenschaftler zum Schluss, dass moderater Genuss von Bier das Risiko an Krebs oder Demenz zu erkranken, reduzieren kann. Wir haben einen Ernährungsexperten gefragt, ob das wirklich stimmt.

von Saba Gebreyesus

Sommer, Sonne und dazu noch ein kaltes, frisches Bier - das gehört einfach zusammen. Und nun haben britische Studienergebnisse auch noch ergeben, dass sich Bier trinken positiv auf unsere körperliche Gesundheit auswirken kann. Die Zauberformel dabei heißt "in Maßen".

Bei gesunden Erwachsenen: erhöhte Lebenserwartung

Solange es bei einem Glas täglich für Frauen und maximal bei zwei für Männer bleibe, sei Bierkonsum gesund. Zu diesem Ergebnis kamen Forschende des London Medical Laboratory. Die Expertinnen und Experten des britischen Testlabors fanden heraus, dass der moderate Verzehr des Gerstensaftes das Risiko an Krankheiten wie Demenz oder Krebs zu erkranken, reduzieren kann. In einem Beitrag für das Online-Wissenschaftsforum "Psychreg" äußerte sich der leitende Testexperte des London Medical Laboratory Dr. Quinton Fivelman, über weitere positive Auswirkungen des maßvollen Genusses von Bier.

Unsere Analyse von Forschungsergebnissen aus den USA, Italien und Großbritannien zeigt, dass ein moderater Bierkonsum mit einer Erhöhung der Knochendichte, kardiovaskulären und immunologischen Vorteilen sowie mit entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften verbunden ist.

Laut einer Studie von 2016 könnte also der maßvolle Biergenuss bei gesunden Erwachsenen im Gegensatz zu Menschen, die abstinent sind oder stark trinken, eine erhöhte Lebenserwartung bedeuten. Gerade die Chance, am Herzmuskel zu erkranken, sei deutlich verringert. Grund dafür könnten zwei Komponenten, die in Bier enthalten sind, sein: der Alkohol und der natürliche Pflanzenstoff Polyphenol. Diese würden sich antioxidativ und entzündungshemmend auf die Gefäße auswirken.

Ein Ernährungsexperte ordnet ein

Der Ernährungsmediziner Dr. Carl Meißner hat im MDR JUMP-Interview die Studienergebnisse für uns eingeordnet. Laut Dr. Meißner sollte man die Ergebnisse mit Vorsicht genießen.

Ich bin hier eher die kritische Stimme, die sagt, dass bei den Ergebnissen der Studie, die ja eine Zusammenfassung aus unterschiedlichen Studien aus verschiedenen Jahren ist, die Betonung auf 'könnte' liegen muss. Das heißt, dass ein 'moderater' Bierkonsum, die Risiken an Krebs oder Demenz zu erkranken, verringern 'könnte'.

Dadurch, dass die verschiedenen Studien aus unterschiedlichen Ländern stammen, sei auch die diverse Demografie der Probandinnen und Probanden zu beachten.

Es ist wichtig zu schauen, ob ein Proband aus England, Australien oder New York kommt. Denn dadurch verändert sich auch der Genpool der Person. Außerdem können sich von Land zu Land die gesellschaftlichen Strukturen und die Akzeptanz in Bezug auf Alkohol unterscheiden.

Diese und weitere Faktoren bringen natürlich auch verschiedene Studienergebnisse zum Vorschein. Darüber hinaus warnt der Mediziner davor, dass wiederkehrendes Verhalten eine Sucht begünstigen kann. Demnach können Genuss und Sucht nah beieinanderliegen. An dieser Stelle also automatisch allen Frauen für ein tägliches Glas und allen Männern für zwei tägliche Gläser Bier einen Freifahrtsschein zu geben, sei nicht richtig.

Deswegen gibt es einen geschlechtsspezifischen Unterschied

Warum ein Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht wird, hat er auch erklärt.

Der Wasserhaushalt von Männern beträgt ca. 70% - der von Frauen etwa 60%. Da Alkohol in Wasser neutralisiert wird, hat der prozentuale Wasserunterschied natürlich Auswirkungen. Bei gleicher Alkoholmenge würde also die Promillegrenze bei Frauen höher werden.

Laut Meißner bedingen sich die verschiedenen Wasserhaushalte bei Männern und Frauen durch ihren Hormonhaushalt und evolutionäre Faktoren.

Der soziale Faktor beim Alkoholkonsum

Der Mediziner erklärt, dass Gesellschaft glücklich mache. Gerade nach der sozialen Isolationszeit durch die Corona-Pandemie sei der Bedarf, wieder in Gesellschaft zu sein, groß. Sobald wir nun also wieder eine schöne Situation erleben, werde dabei z.B. der Botenstoff Tryptophan ausgeschüttet. Dadurch mache sich ein glückliches Gefühl in uns breit.

Ob dieses Gefühl nun aber bei einem Glas Wasser oder einem Glas Bier entsteht, ist nicht entscheidend. Entscheidend ist die Gesellschaft und nicht das, was getrunken wird.

Dieses Thema im ProgrammMDR JUMP am Wochenende | 26. Juni 2022 | 17:10 Uhr