Bildrechte: IMAGO / MASKOT

Soziale Pflichtzeit – Besser als ein freiwilliger Dienst?

14. Juni 2022, 10:49 Uhr

Vor 12 Jahren wurde die allgemeine Wehrpflicht ausgesetzt – aber nicht abgeschafft. Jetzt regt Bundespräsident Steinmeier die Debatte um eine Soziale Pflichtzeit an. Was kommt auf Jugendliche zu und wie finden die das?

Was will der Bundespräsident? Eine neue Wehrpflicht?

Nein, eine Pflicht zur Bundeswehr soll es nicht geben. Das hat Frank-Walter Steinmeier klargemacht. Vielmehr geht es ihm um die Einführung eines sozialen Pflichtdienstes für junge Menschen:  

Es geht um die Frage, ob es unserem Land nicht gut tun würde, wenn sich Frauen und Männer für einen gewissen Zeitraum in den Dienst der Gesellschaft stellen.

Nach Meinung des Bundespräsidenten könnten junge Menschen in dieser Pflichtzeit Senioren betreuen, in Obdachlosenunterkünften helfen oder in Behinderteneinrichtungen arbeiten.

Muss es denn eine Pflicht sein?

Aktuell können Schulabgänger oder Menschen in der beruflichen Orientierungsphase auch schon ihren Dienst an der Gesellschaft leisten. Allerdings sind die Teilnehmerzahlen zum Beispiel für den Bundesfreiwilligendienst seit Jahren rückläufig. Und auch von den 15.000 jährlich vorgesehenen Stellen für einen befristeten freiwilligen Dienst bei der Bundeswehr, werden aktuell gerade mal 8.000 besetzt. Um also plan- und regelmäßig wichtige Stellen mit Helfern zu besetzten, könnte eine Pflicht sinnvoll sein.

Helfen wollen junge Menschen – aber es muss passen

Gerade der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Folgen haben gezeigt: Junge Menschen sind in großer Zahl und auch langfristig bereit, zu helfen und sich zu engagieren. Das unterstreicht auch Moritz Eichelmann, Vorsitzender vom Landesschülerrat Sachsen-Anhalt im Gespräch mit MDR JUMP:

Zu helfen ist eine wichtige Sache, gerade auch das Ehrenamt zu stärken und zu fördern.

Der Gedanke aber, dass man als junger Mensch direkt nach der Schule verpflichtet wird, in einem Bereich zu arbeiten, der mit der späteren beruflichen Planung unter Umständen nichts zu tun hat, sorgt für Diskussionen und der Jugendlichen:

Der Konsens den wir im Landesschülerrat gefunden haben ist, das verpflichtende Jahr abzulehnen und dafür vielmehr auf freiwillige Angebote zu setzen.

so Moritz Eichelmann. Und damit treffen die Jugendlichen auch in der Politik auf Verständnis. Auch Bundesfamilienministerin Lisa Paus möchte gerade den Jugendlichen, die sich in der Corona-Pandemie sehr solidarisch gezeigt haben, die Freiheit zur eigenen Entscheidung lassen.

Dieses Thema im ProgrammMDR JUMP - Die Themen des Tages | 13. Juni 2022 | 19:40 Uhr