Schläft euer Hund zu lange?

07. Mai 2022, 00:00 Uhr

Schlaf ist für uns Menschen überlebenswichtig – aber eben nicht nur für uns. Auch für Hunde sind die Erholungsphasen entscheidend. Die Tiere brauchen deutlich längere Pausen als wir.

Bildrechte: IMAGO / Gottfried Czepluch

Das Sprichwort kennen sicher einige von euch: Schlafende Hunde soll man nicht wecken. Das heißt, man soll im eigenen Interesse manchmal Dinge einfach gut sein lassen, um einem Risiko aus dem Weg zu gehen. Zum Beispiel, indem man einen alten, inzwischen abgekühlten Streit eben nicht wieder aufnimmt. Manchmal ist es allerdings auch so, also im echten Leben, dass man einen schlafenden Hund gar nicht so richtig wecken kann. Manche Tiere schlafen bis zu 14 Stunden am Tag, andere sogar noch länger.

Wir wollen uns heute mal anschauen, wie ihr den optimalen Schlafbedarf eures Hundes erkennt – und welche Warnzeichen darauf hindeuten, dass eure Fellnase gefährlich viel pennt. Beim Menschen ist es ja so, dass der Schlafbedarf erstens sehr individuell ist und zweitens klar vom Alter abhängt. Während Babys bis zu 16 Stunden täglich schlafen, natürlich nicht am Stück, gelten im, sagen wir mal, mittleren Alter ungefähr sieben Stunden als optimale Spanne.

Viele Nickerchen über den Tag verteilt

Auch bei Hunden hängt der Schlafbedarf sehr von der individuellen Situation ab, aber auch von der Rasse. So schlafen größere Tiere deutlich mehr als kleine Rassen. Und wenn der Hund auch noch alt oder krank ist, steigt der Ruhebedarf noch einmal an (16-18 Stunden). Es gibt aber auch einen anderen Grund: Wenn sich das Tier langweilt, schläft es oft mehr.

Wissenschaftlich gesprochen handelt es sich bei Hunden um sogenannte polyphasische Schläfer. Das bedeutet: Zwischen ihren aktiveren Phasen machen sie mehrmals pro Tag ein Nickerchen.

„Wissenschaftliche Daten zur Aktivitätsverteilung von verwilderten Hunden in Italien zeigen, dass diese Tiere zirka 50 bis 70 Prozent eines 24-Stunden-Tages schlafen, und noch einmal 50 Prozent vom restlichen Tag mit wachsamem Herumliegen verbringen“, so der Zoologe Udo Gansloßer. Für einen erwachsenen Hund bedeutet das in diesem Fall 17 Stunden Schlaf plus drei bis vier Stunden zusätzliche Ruhe.

Forschende haben herausgefunden, dass Hunde aber einen deutlich geringeren Traumanteil am Schlaf haben als wir Menschen. Bei uns machen die so genannten REM-Phasen etwa 20 bis 25 Prozent aus, bei den Hunden sind es wohl nur zehn Prozent. REM steht für „Rapid Eye Movement“, also schnelle Augenbewegungen. Doch dabei belassen es manche Hunde im Traum nicht. Dann bewegen sie zum Beispiel ihre Pfoten, wedeln mit dem Schwanz oder knurren und bellen gar.

Träumen von Frauchen und Herrchen

Die REM-Phasen sind für euer Tier die erholsamsten. Deswegen gilt, und diesmal ist es nicht nur ein Sprichwort: Schlafende Hunde soll man wirklich nicht wecken. Nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch in dem der Tiere.

Damit sie auf genügend REM-Zeit kommen, dösen die Tiere tagsüber so viel. Das ist eben einer der Gründe für die längere Gesamtschlafdauer.

Wovon träumen aber nun unsere Hunde? Die Chance ist nicht klein, so Deirdre Barrett von der Harvard Medical School, dass sie von uns träumen, von Frauchen und Herrchen: „Da Hunde im Allgemeinen sehr an ihren Menschen hängen, träumt ihr Hund wahrscheinlich von ihrem Gesicht, ihrem Geruch und davon, ihnen zu gefallen oder sie zu ärgern.“

Viele Hunde haben ihren Schlafrhythmus übrigens an ihre menschlichen Besitzer angepasst. „Man geht davon aus, dass sich dies im Laufe der Zeit entwickelt hat, als man anfing, Hunde als Haustiere zu halten“, so Tierärztin Alison Meindl von der Colorado State University.

Und wie wir Menschen, können die Hunde auch Schlafprobleme haben. Dazu gehört zum Beispiel Schlafapnoe, das sind Atemaussetzer im Schlaf. Hunderassen mit verkürzter Schnauze, wie Cavalier King Charles Spaniel und Französische Bulldoggen gelten hier als gefährdeter, weil sie ohnehin ein höheres Risiko von Atemproblemen haben. Lautes Schnarchen kann hierfür ein Warnzeichen sein. Auch wenn euer Hund tagsüber sehr müde ist, kann das ein Hinweis auf Schlafapnoe sein. Sprecht in diesem Fall sinnvollerweise mit eurem Tierarzt über die Sache.