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Welche Lebensmittel sollte man im Notfall zu Hause haben?

07. Mai 2022, 00:00 Uhr

Wir leben in doch turbulenten Zeiten. Vielleicht ist es da ganz sinnvoll, für krisenhafte Ereignisse vorzusorgen. Dafür gibt es ziemlich konkrete Tipps – und für den Notfall sogar ein Kochbuch.

„Seid bereit, immer bereit!“ Die Älteren von uns werden sich jetzt vielleicht an den Pioniergruß aus DDR-Zeiten erinnern. Aber witzigerweise begrüßen sich die britischen Pfadfinder ganz ähnlich: „Be prepared“ also „Sei bereit!“ Von dieser Formel angeleitet hat ein teils etwas schräges Grüppchen seinen Namen, die sogenannten Prepper. Der Begriff wurde ab den 1970-Jahren zunächst in den USA häufiger verwendet, seit einigen Jahren spielt er auch bei uns eine Rolle.

Preppen, das definiert der Duden als „sich für das Überleben im Krisen- oder Katastrophenfall rüsten“. Solche Leute bauen Schutzräume, legen ausgedehnte Vorräte an Lebensmitteln du Treibstoff an, horten manchmal auch Gold und Waffen – auch weil zumindest ein mehr oder weniger kleiner Teil der Szene auch rechtsextreme Ansichten hat.

Schätzungen zufolge soll es in Deutschland bis zu 200.000 Prepper geben. Wie viele davon rechtsextrem sind, lässt sich laut Thüringer Innenministerium nicht sagen: „Überschneidungen der Prepper-Szene mit rechten Gruppen gibt es vereinzelt. Die Übergänge zwischen Querdenkern, Reichsbürgern und Preppern sind teilweise fließend. Vor diesem Hintergrund ist es nicht möglich, seriöse Zahlenangaben über dieses Personenpotenzial zu machen.“

Wobei, von ideologischen No-Gos einmal abgesehen – vielleicht ist es ja doch ganz sinnvoll, für krisenhafte Ereignisse vorzusorgen. Wir leben – Stichwort x-te Covid-Welle oder Ukraine-Krieg – ja in doch ziemlich turbulenten Zeiten. „Die Corona-Pandemie hat vielen Menschen ins Bewusstsein gerufen: Notfallvorsorge geht uns alle an. Katastrophen wie Unwetter, Überschwemmungen oder Stromausfälle machen deutlich, dass wir auch in einem sicheren Land wie Deutschland nicht vor Katastrophen gefeit sind“, heißt es auch beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK).

Vorräte planvoll anlegen, nicht hamstern

Bundesinnenministerin Nancy Faeser rät ebenfalls: „Wenn tatsächlich mal länger der Strom ausfällt oder das tägliche Leben auf andere Art und Weise eingeschränkt wird, dann ist es auf jeden Fall sinnvoll, einen Notvorrat zu Hause zu haben."

Was also tun? Und wie viel Vorratshaltung ist sinnvoll? Wenn jeder im Supermarkt wild darauf loshamstert, sind für uns alle die Regale schnell leer. Das haben wir vielerorts zuletzt etwa bei Sonnenblumenöl oder Mehl gesehen. Das kann es also auch nicht sein.

Der Handelsverbands Lebensmittel sagt auch deswegen, der Notvorrat „sollte im Gegensatz zu ‚impulsiven‘ Bevorratungskäufen in ‚sicheren Zeiten ganz gezielt‘ angelegt werden“. Das BKK weise „zu Recht darauf hin, dass es unsolidarisch sei, Güter, die knapp seien, über den persönlichen Bedarf hinaus zu horten“.

Zehn Tage als Ziel

Die Behörde empfiehlt schon seit 2016 sich Vorräte anzulegen – und zwar für etwa für zehn Tage. Der Gedanke dabei: Es geht vor allem darum, eine gewissen Zeit überbrücken zu können, bis Behörden im krisenfall die Ordnung wiederhergestellt haben.

Wichtig für Überleben ist zum Beispiel genug Flüssigkeit. Das kann Mineralwasser sein, Fruchtsaft und andere länger lagerfähige Getränke. „Halten Sie vor allem Lebensmittel und Getränke vorrätig, die Sie und Ihre Familie auch normalerweise nutzen“, so die Behörde. Was die Menge angeht, landet man bei etwa 20 Liter Wasser pro Person für den Zehn-Tages-Zeitraum.

Lange Haltbarkeit wichtig

Esswaren sollten ohne Kühlung länger gelagert werden können. Pro Person werden etwa 2200 Kilokalorien pro Tag angesetzt. Damit ergibt sich für den Zehn-Tages-Vorrat pro Person zum Beispiel Bedarf an etwa:

  • 3,5 Kilogramm Getreide, Getreideprodukte, Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis,
  • 4 Kilogramm Gemüse und Hülsenfrüchte,
  • 2,5 Kilogramm Obst und Nüsse
  • 2,6 Kilogramm Milch und Milchprodukte
  • 1,5 Kilogramm Fisch, Fleisch, Eier oder Eipulver
  • 0,35 Kilogramm Öle und Fette.

Kauft dabei, wie gesagt, Sachen, die auch lagerfähig sind. Gläser und Dosen sind also eure Freunde. Wichtig ist, dass ihr hier aufs Mindesthaltbarkeitsdatum achtet und die Vorräte entsprechend immer auffrischt. Aber hey: Nicht immer alles wegwerfen, sondern in den normalen Speiseplan einbauen – die Lebensmittel sollen ja nicht verschwendet werden!

Zusätzlich solltet ihr auch einen Notvorrat an Medikamenten und Hygieneartikeln haben, außerdem auch Kerzen, Streichhölzer, einen Campingkocher und zum Beispiel ein Kurbelradio. Das BKK hat für alles eine praktische Checkliste zusammengestellt. Wer ein bisschen vorab üben will: In Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen wie dem Roten Kreuz hat das Amt zusammen mit einem Verlag ein Buch herausgebracht: „Kochen ohne Strom“. Dessen Rezepte greifen auf die Empfehlungen für die Notvorräte zurück und zeigen, was sich daraus alles so zaubern lässt.