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Hunde weinen vor Freude – wenn sie Frauchen oder Herrchen sehen

28. August 2022, 00:00 Uhr

Manchmal muss die Wissenschaft etwas hieb- und stichfest beweisen, was viele von uns schon zu wissen glaubten: Der Umgang mit unseren Haustieren tut im Idealfall auch ihnen richtig gut. Am Beispiel von Hunden lässt sich das wohl jetzt zeigen.

Mehr als zehn Millionen Hunde leben in Deutschlands Haushalten. Zu den beliebtesten Rassen zählen Mischlinge, Labrador Retriever, Deutscher Schäferhund, Französische Bulldogge und Chihuahua. Auch für viele von uns, gerade Familien, war die nicht immer leichte Zeit der Pandemie der endgültige Auslöser, sich einen langehegten Wunsch zu erfüllen – und sich einen Hund zuzulegen.

Die besondere Bindung zwischen Menschen und Hunden ist sprichwörtlich. Und dass das mit dem besten Freund des Menschen mehr ist als nur Gerede, zeigt gerade wieder ein Blick in die Welt der Wissenschaft. Ein Team um den japanischen Forscher Takefumi Kikusui von der Azabu University in Japan hat nämlich herausgefunden, dass auch Hunde vor Glück weinen können – wenn sie ihren Menschen wiedersehen.

Klar ist aus früheren Studien bereits, dass Hunde menschliche Emotionen interpretieren können. In der Fachzeitschrift „Current Biology“ berichtet das Team nun von neuen Untersuchungen. Los ging es demnach damit, dass einer der beiden Pudel des Forschers Welpen bekommen hatte. Bei der Beobachtung des säugenden Tieres war Kikusui aufgefallen, dass diesem Tränen in den Augen standen.

„Wir haben festgestellt, dass Hunde Tränen vergießen, die mit positiven Emotionen verbunden sind“, so Kikusui. Eine entscheidende Rolle spiele dabei wohl das sogenannte Kuschelhormon Oxytocin. Diese Substanz wird unter bestimmten Voraussetzungen in unserem Gehirn produziert. Sie ist für unser Zusammenleben wichtig – und zwar vom ersten Moment an.

Oxytocin leitet die Wehen ein, regt die Milchproduktion an und stärkt die Bindung zwischen Mutter und Kind. Und bei Erwachsenen sorgt der Stoff für eine Stärkung der Paarbindung und steigendes Vertrauen in andere Menschen. Beim Hund bewirkt das Oxytocin auch, dass der Fluss der Tränen verstärkt wird.

Teststreifen aus Filterpapier

Aus früheren Beobachtungen ist bereits bekannt, dass beim Zusammentreffen von Hunden und ihren Besitzern ebenfalls Oxytocin freigesetzt wird. Als die Forscher nun untersuchten, ob es Hunde zum Weinen bringt, wenn sie mit Herrchen oder Frauchen wiedervereint werden, konnten sie aus ihrer Sicht genau das nachweisen.

„Wenn wir die Beweise dieser Arbeit akzeptieren, ist dies eine der erstaunlichsten Entdeckungen aller Zeiten im Bereich des tierischen Ausdrucks von Emotionen“, kommentierte Hundeexperte Clive Wynne von der Arizona State University. Aber, so schränkte er ein, „es würde eine Menge brauchen, um mich zu überzeugen“. Nicht alle Fachleute sind also überzeugt.

Doch die Japaner scheinen sich ihrer Sache ziemlich sicher. Das Team setzte auf den auch beim Menschen verwendeten Schirmer-Test. Dabei wird für 60 Sekunden ein Teststreifen aus Filterpapier in den unteren Bindehautsack eingehängt. So lässt sich einfach sehen, wie stark die Tränenproduktion ist: Je mehr Tränen, desto weiter schaffen sie es auf dem Streifen voranzukommen. Bei einer Trennung zwischen fünf und sieben Stunden lag der Wert nun deutlich über dem Grundwert, der bei einem normalen Umgang ermittelt wurde.

Anders war es, wenn die Hunde auf eine Person trafen, die sie nicht kannten.

Offen bleibt allerdings die Frage, ob Hunde auch bei negativen Emotionen weinen. Das konnte bisher nicht gezeigt werden.

Hundetränen rühren uns

Aber noch einmal zurück zum Japaner Kikusui und seinen Pudeln: Die Forschenden haben nämlich auch untersucht, welche Wirkung die Tränen in dem Hundeaugen auf die Besitzer haben. Dazu zeigten sie diesen Fotos ihrer Tiere – und zwar einmal mit künstlichen Tränen und einmal ohne. Dann baten sie die Probanden die Bilder anhand des Kriteriums zu sortieren, wie sehr sie sich um ihre Hunde kümmern wollen.

Dabei zeigte sich: Die Hundefotos mit künstlichen Tränen landeten deutlich vor den Bildern ohne künstliche Tränen. Das freudige Weinen unserer Hunde lässt uns also nicht kalt.

Dieses Thema im ProgrammMDR JUMP am Wochenende | 28. August 2022 | 10:10 Uhr