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„High Protein“: Wie gesund sind die Produkte wirklich?

23. Juli 2022, 00:00 Uhr

Fit und gesund sein, dem Heißhunger ein Schnippchen schlagen und nebenbei noch Muckis aufbauen – das versprechen Lebensmittel mit hohem Proteingehalt. Was ist davon zu halten? Experten kommen zu einem klaren Urteil.

Eiweißbrot, High-Protein-Pudding oder -Drink, Riegel und Kekse – das Angebot an den vermeintlich nützlichen Lebensmitteln ist groß. Es geht um Muskelaufbau, Fettreduktion, sportlichen Erfolg und körperliche Leistungsfähigkeit. Längst nicht mehr nur Bodybuilder wie früher interessieren sich dafür. Das Angebot wächst jedes Jahr um durchschnittlich 60 Prozent haben die Konsumforscher der GFK herausgefunden. Und für die Hersteller ist das ohne Zweifel ganz hervorragend, die verdienen mit diesen merklich teureren Produkten nämlich ganz gut.

Proteinprodukte seien vor allem „Proteine für die Unternehmen“, sagt zum Beispiel der Markenexperte Arnd Zschiesche. „Weil sich durch den höheren Preis mehr Marge in einem übersättigten Markt machen lässt, weil sich Aufmerksamkeit auf die Produkte richtet, weil sie eben neu sind.“ 

Auf welchen Produkten der Zusatz „Hoher Proteingehalt“ stehen darf, regelt die sogenannte Health Claims Verordnung der Europäischen Union. Diese legt fest, dass der Hinweis nur dann zulässig ist, wenn mindestens 20 Prozent des gesamten Kaloriengehaltes des Lebensmittels auf den Kaloriengehalt des Proteinanteils entfallen. Wird nur auf „eine Proteinquelle“ verwiesen, müssen auf den Proteinanteil mindestens zwölf Prozent des gesamten Brennwerts des Lebensmittels entfallen.

„Grundsätzlich braucht niemand solche Produkte“

Aber was ist mit uns Kunden? Bringen uns die Protein-Lebensmittel denn wenigstens auch was? Das Urteil von Expertinnen und Expertinnen fällt weitgehend einhellig aus: „Grundsätzlich braucht niemand solche Produkte“, sagt etwa die Ernährungswissenschaftlerin Anja Carlsohn von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. „Die meisten Menschen hier zu Lande nehmen genügend Proteine zu sich, im Schnitt sogar mehr als nötig.“ 

Auch beim Bundeszentrum für Ernährung (BZFE) hält man High-Protein-Produkte für teuer und unnötig: „Für die meisten gesunden Menschen macht es wenig Sinn, mit Proteinen angereicherte Produkte zu essen, da sie ausreichend mit Eiweiß versorgt sind. Außerdem sind Lebensmittel mit zugesetztem Eiweiß nicht automatisch gesünder.“

Nun steht außer Zweifel, dass Proteine notwendig sind für den Aufbau und Erhalt unserer Muskeln. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt deswegen, dass wir 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag zu uns nehmen. Bei einer 70 kg schweren Person entspricht das 56 Gramm Eiweiß täglich.

Wer sehr viel Kraftsport treibt, braucht bis zu 1,5 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht. Das wären in dem obigen Beispiel 105 Gramm Eiweiß. Ausdauerfans können sogar einen etwas höheren Bedarf haben.

Die tatsächliche Zufuhr liegt je nach Bevölkerungsgruppe bei 1,2 bis 1,6 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht, weiß Expertin Carlsohn. Das passt also für die allermeisten. „Deutschland ist kein Eiweißmangelland, die Deutschen nehmen genug Eiweiß zu sich", sagt auch der Ernährungswissenschaftler Matthias Riedl aus Hamburg. Auch Vegetarier müssen sich über ihre Eiweißversorgung heute in der Regel keine Sorgen mehr machen.

Gut gegen Heißhunger

Ja, Eiweiß hat wohl den besten Sättigungseffekt von allen Hauptnährstoffen. Das Stichwort lautet niedriger glykämischer Index. Das ist ein Maß dafür, wie sehr Lebensmittel den Blutzuckerspiegel hochschnellen lassen – und damit auch für eine schnelle Wiederkehr des Hungergefühls sorgen.

Doch Protein allein mache weder fit, noch schlank, noch muskulös, warnt das BZFE. Zuviel Eiweiß könne sogar das Gegenteil bewirken - mehr Speck statt Muskeln. Denn überschüssige Energie, die wir unserem Körper wohlmeinend zugeführt haben, die er aber nicht braucht, wird am Ende eben zu Fett. Eiweiß ohne Sport ist also kontraproduktiv. Statt Muskelpaketen kann es Fettpolster geben.

Die stickstoffhaltigen Aminosäuren der Eiweißbausteine müssen außerdem „als Harnstoff über die Leber entgiftet und mit dem Urin ausgeschieden werden“, so die Ernährungswissenschaftlerin Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Wer sich eiweißreich ernährt, solle deswegen auch viel Flüssigkeit zu sich nehmen - um die Nieren zu entlasten.

Warnung vor dem „Astronautenkost“

Das können allerdings nur gesunde Menschen. Richtig gefährlich kann eine Eiweiß-Überversorgung daher bei Patienten mit Nierenproblemen oder Gicht sein. Für Gesunde gilt: Abwechslungsreiches Essen mit Milchprodukten, Fleisch, Brot, Fisch und Nüssen reiche selbst bei fünf Stunden Sport pro Woche aus, um die DGE-Empfehlungen umzusetzen, so die BZFE. Und wer unbedingt zusätzlich Proteine zu sich nehmen will, der braucht auf jeden Fall keine besonders teuren Produkte. Magerquark oder Haferflocken tun es zum Beispiel auch.

Die haben auch den Charme, dass es darin nicht so viele Zusatzstoffe gibt, wie in industriell verarbeiteten High-Protein-Produkten, die Ernährungsexperte Riedl „Astronautenkost mit langer Zutatenliste und viel Chemie“ nennt. Also besser Finger weg davon!

Dieses Thema im Programm MDR JUMP am Wochenende | 23. Juli 2022 | 14:37 Uhr

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