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Handyblitzer – gegen Smartphone-Sünder

04. Juli 2022, 16:00 Uhr

Er ist klein, an Brückengeländern installiert und wird Handy-Auto-Telefonierer in Zukunft vermutlich viel Geld kosten - der sogenannte Handyblitzer. Wie funktioniert er und wann kommt er zu uns?

Keine Ausrede mehr

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Ich hab doch nur nach der Uhr auf dem Handy geschaut – solche oder ähnliche Ausreden müssen sich Polizisten immer wieder anhören. Das Problem: Ohne eindeutiges Foto im entscheidenden Moment ist es ziemlich schwer nachzuweisen, dass jemand tatsächlich während der Fahrt telefoniert. Der sogenannte Handyblitzer inklusive Software liefert eine 90 prozentige Sicherheit und ziemlich klare Beweisfotos, die alleine allerdings noch keine Gültigkeit haben. Es kontrollieren immer noch zwei geschulte Beamte, ob wirklich ein Handy am Ohr war, beziehungsweise während des Telefonierens in der Hand gehalten wurde.

Was ist denn eigentlich verboten?

Ganz klar: Handy in der Hand (ans Ohr) halten und telefonieren, ist nicht gestattet. Nur ein kurzer Blick aufs Display, der nicht wesentlich vom Fahrgeschehen ablenkt, ist erlaubt. Das gilt auch für Tablets, Terminplaner, E-Book-Reader und ähnliches.

Nur wenn Ihr Kraftfahrzeug steht und Sie den Motor vollständig ausgeschaltet haben, dürfen Sie Mobiltelefone und andere Geräte in die Hand nehmen und benutzen,

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rät der ADAC und weist noch darauf hin, dass ein Auto mit Start-Stopp-Automatik an der Ampel keinen vollständig ausgestellten Motor hat.

So funktioniert die Software

Die Entwickler haben rund 10.000 Fotos von Handynutzungen ausgewertet und in der Software verarbeitet. Zu den wichtigsten Daten zählen Abmessungen, Form und Farben von verschiedenen Handymodellen. Die Software erkennt sogar Marken, Logos und welche Kameratypen verbaut sind. Ein weiterer wichtiger Orientierungspunkt sind typische Körperhaltungen während des Telefonierens. Werden mehrere wichtige Parameter erkannt, löst der Blitzer aus.

Selbst mit Ansage in die Falle

Dass die Handynutzung im Auto für einige Fahrer schon fast normal geworden ist, zeigt die Teststation an der Autobahn A 602 bei Trier. Hier wird mit großen Hinweisschildern schon zwei Kilometer vor dem Blitzer auf die Kontrolle aufmerksam gemacht. Trotzdem konnte die Polizei dort allein an einem Vormittag Anfang Juni gut 20 Fahrer mit Handy am Ohr überführen. Experten schätzen, dass aktuell etwa ein Drittel aller Unfälle auf Unachtsamkeit und Ablenkung zurückzuführen ist. Handynutzung am Steuer kostete im Jahr 2019 rund 500 Menschen das Leben.

Wer erwischt wird, zahlt

100 Euro Bußgeld plus einen Punkt in Flensburg, das kassiert, wer erwischt wird. Kommen andere in Gefahr oder gar zu Schaden, wird die Handynutzung während der Fahrt noch teurer. Sogar Fahrverbote sind dann möglich.

Kommt sehr wahrscheinlich auch nach Mitteldeutschland

Läuft der Test für den Handyblitzer weiter so erfolgreich, wird er im nächsten Jahr auf ganz Rheinland-Pfalz ausgeweitet. Und auch andere Bundesländer haben Interesse angemeldet. Ein bundesweiter Einsatz ist also nicht ausgeschlossen.

Dieses Thema im ProgrammMDR JUMP Bei der Arbeit | 04. Juli 2022 | 11:45 Uhr