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So pflegt ihr euren Garten bei der Hitze richtig

23. Juli 2022, 00:00 Uhr

In der aktuellen Gluthitze leiden nicht nur Mensch und Tier, sondern auch die Pflanzen in eurem Garten. Zum Glück gibt es Tipps was ihr kurzfristig - Stichwort Bewässerung – und langfristig – Stichwort neue Arten – tun könnt.

In den vergangenen Tagen hat der Sommer wirklich gezeigt, was er kann. Teils wurden bei uns in der Region gar Temperaturen jenseits der 40 Grad erreicht. Durch die Klimakrise, da sind sich alle ernstzunehmenden Expertinnen und Experten einig, werden Wetterextreme wie diese Hitze zunehmen.

„Die politischen Entscheidungsträger sollten darauf vorbereitet sein, dass die Dürreperioden in Zukunft noch viel stärker ausfallen könnten. Vor allem für die Agrarpolitik sollte das ein Weckruf sein, sich mit geeigneten Maßnahmen gegen den drohenden Wassermangel auseinanderzusetzen", warnt etwa Luis Samaniego vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. „Wir sollten klug und vernünftig mit Wasser umgehen“, sagt auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke. „Die Grundwasservorräte konnten nicht durch den natürlichen Niederschlag aufgefüllt werden."

Aber nicht nur die große Politik muss darüber nachdenken, wie man am besten mit den Herausforderungen des Klimawandels umgeht, das muss eigentlich jede und jeder von uns. Zum Beispiel, wenn man einen Garten hat, oder auch nur ein paar Pflanzen auf dem Balkon. Denn für die sind die Extremtemperaturen und die Dürre gerade nur schwer auszuhalten. „Wassermangel bedeutet Stress für die Pflanzen, schwächt sie und macht sie anfälliger für Krankheiten und Schädlinge“, heißt es beim Industrieverband Agrar. „Gleichzeitig ist Wasser ein zunehmend knapper werdendes Gut, so dass es einer ressourcenschonenden Bewässerungsstrategie und einer entsprechenden Pflanzenauswahl bedarf, um die Freude an der grünen Oase zu erhalten.“

Früh aufstehen ist entscheidend

Bei der Frage der richtigen Bewässerung ist nicht zuletzt die Uhrzeit entscheidend. Morgenmuffel müssen jetzt leider tapfer sein, denn wer seine Pflanzen im Sommer richtig bewässern will, muss sehr früh aufstehen. Denn dann sind die Temperaturen noch vergleichsweise niedrig – und ebenso die Verdunstungsrate. Das wiederum sorgt dafür, dass das Wasser tatsächlich auch bei euren Pflanzen ankommt und sich nicht gleich wieder - im wahrsten Sinne des Wortes – in Luft auflöst. „Wenn man mitten am Tag gießt, dann verdunstet sehr viel“, sagt die Gartenexpertin Isabelle Van Groeningen von der Gartenschule an der Königlichen Gartenakademie in Berlin-Dahlem.

Der Rasenexperte Norbert Lischka aus Hamburg rät, sich nachts oder in den frühen Morgenstunden zwischen vier und sechs mit der Pflege des Grüns zu befassen. Und er hat noch einen Tipp: Nicht alles Wasser auf einmal geben. „Besser sind mehrere Bewässerungsgaben mit kleinen Zeitunterschieden von ungefähr zehn Minuten, damit das Wasser besser einsickern kann.“ Lischka rät außerdem dazu, trockene Stellen auf dem Rasen gezielt mit der Hand zu bewässern – und nicht alles gleichmäßig mit dem Rasensprenger zu versorgen.

Insgesamt gilt, dass man im Zweifel lieber einmal weniger, aber dafür intensiver gießen sollte. So steigen die Chancen, dass das Wasser auch die in tiefere Erdschichten und damit die ganze Wurzel erreicht. „Das macht wirklich einen gigantischen Unterschied“, sagt Gartenexpertin Van Groeningen. „Gießt man nur kurz, dann ist nur die Oberfläche feucht. Wenn das immer wieder passiert, dann wissen das die Pflanzenwurzeln und sitzen in der oberen Erdschicht und warten auf die nächste Wassergabe.“ Bleibe die aus, komme es zum Problem: „Dann sterben die Pflanzen ganz schnell.“

Rasen kann auch mal braun werden

Soll das Wasser die Wurzeln erreichen, brauche man mindestens zehn Liter pro Quadratmeter, rechnet Marianne Scheu-Helgert vor, die Leiterin der Bayerischen Gartenakademie. „Es dauert mindestens eine Stunde, bis das Wasser die Wurzelregion erreicht".

Flachwurzelndes Gras sollte nach Ansicht von Rasenfachmann Lischka jeden Tag gewässert werden. Bei tiefwurzelnden Arten reicht dagegen ein- oder zweimal die Woche. Und, was auch gut zu wissen ist, wenn man Wasser sparen will, kann man den Rasen durchaus auch mal braun werden lassen: Die meisten Gräser sollten in der Lage sein, sich wieder zu erholen, auch wenn sie mal braun werden. Das Steppenfeeling ist optisch nicht so der Hit, aus Sicht der Pflanzen aber nicht lebensbedrohlich.

Und wenn der Rasen schon braun ist, man das aber doch ändern will? Möglich sei das schon, sagt Lischka, „aber nur mit sehr hohem Wasserverbrauch“. Besser sei es insbesondere bei großen Flächen auf den nächsten natürlichen Niederschlag zu warten. „Der ist viel effektiver.“ Ach, und noch eine Sache: Den Rasen im Sommer jetzt nicht zu kurz schneiden, das erhöht seine Überlebenschance. Das liegt unter anderem daran, dass sich das Gras ein bisschen selbst Schatten spenden kann – das senkt die Verdunstung. Bei Gartenpflanzen kann sich eine Mulchschicht auf dem Boden lohnen – weil so Feuchtigkeit im Boden gehalten wird und man weniger gießen muss.

Profis wissen außerdem: In den meisten Gärten wird nur ein Drittel der Rasenfläche überhaupt genutzt. In Spielbereichen, rund um Pools oder auf einem Fußballplatz macht Rasen zwar auf jeden Fall Sinn – weniger beanspruchte Bereiche kann man aber auch getrost mit pflegeleichteren Ersatzpflanzen füllen. So bilden etwa Polsterthymian oder Teppichverbene schöne grüne Flächen. Der große Vorteil daran: Diese brauchen kaum Pflege. Und ein, zwei Mal am Tag kann man sie trotzdem betreten. Dafür spart man sich einiges an Stress: Die Pflanzen werden nur wenige Zentimeter hoch, brauchen kaum Wasser und keinen Dünger. Außerdem müssen sie nicht gemäht oder beschnitten werden.

Wasser in den Blättern gespeichert

Beim Neukauf von Pflanzen kann man durchaus mit einrechnen, ob diese auch in Zukunft mit den Bedingungen am Standort klarkommen. Fetthennen zum Beispiel speichern Wasser in ihren Blättern und haben daher auch mit länger anhaltender Trockenheit keine Probleme. Auch den Küchenkräutern Thymian, Rosmarin oder Bohnenkraut macht Trockenheit wenig aus. Auch bei Steppensalbei - Vorsicht, trotz des Namens nicht essbar! -, Katzenminze und Schafgarbe ist das ähnlich.

Im Gemüsegarten gilt etwa die Pastinake manchen Expertinnen und Experten als eine Art Wunderfrucht. Das liegt daran, dass sie bereits im Frühjahr lange dünne Wurzeln ausbildet, die bis zu zwei Meter in die Tiefe reichen können. Deswegen kann sie notfalls auch mal einige Wochen auf den nächsten Regen warten.

Der Tipp, auf Zukunftsfähigkeit zu achten, gilt natürlich besonders, wenn man Bäume pflanzt. Fichten, Lärchen und Buchen dürften es bei den klimatischen Bedingungen der Zukunft schwer haben. Als dekorativer Gewinner des Klimawandels gilt dagegen der aus Amerika stammende Trompetenbaum, dem Sommerhitze und Trockenheit nichts ausmachen.

Und wen man Obstbäume pflanzen will? Während es Apfelbäume eher kühler mögen, seien Birne, Aprikose, Pfirsich und Quitte durchaus wärmeliebend, sagt Gartenexpertin Tanja Matschinsky von der Hessischen Gartenakademie in Geisenheim.

Wichtig sei bei der Anpassung an den Klimawandel vor allem eine breitere Vielfalt, sagt Expertin Matschinsky: „Mit einem großen Reichtum an unterschiedlichen Pflanzen vergrößert man die Verschiedenartigkeit und verlängert zugleich den Blütenzeitraum für die Insekten.“

Dieses Thema im ProgrammMDR JUMP am Wochenende | 23. Juli 2022 | 15:27 Uhr