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Fressformel: Warum uns Chips süchtig machen

03. Juni 2022, 13:38 Uhr

Bei manchen Lebensmitteln ist kontrolliertes Essverhalten fast gar nicht möglich - so wie bei Chips. Haben wir einmal damit angefangen, wird gefuttert bis nichts mehr da ist. Schuld daran: die Fressformel.

Kennt ihr das? Ihr öffnet eine Chipstüte, nehmt euch einen, dann den zweiten und dann den dritten knusprigen Leckerbissen heraus. Das Ganze geschieht so lange, bis die ganze Tüte plötzlich leer gegessen ist. Doch das Suchtpotenzial von Chips ist alles andere als ein Zufall. Forschende sagen, dass die Verlockung durch das genaue Verhältnis, wie Lebensmittel zusammengesetzt sind, hervorgerufen wird.

Die heimliche Verlockung heißt Fressformel

Grund für die Sucht und den Kontrollverlust ist die sogenannte Fressformel. Sie bezeichnet eine genaue Zusammensetzung von Nährstoffen in Lebensmitteln. Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg hatten herausgefunden, dass die Kombination aus 50 Prozent Kohlenhydraten und 35 Prozent Fett zum Naschen verführen. Die Studie wurde mit Ratten durchgeführt, denen unterschiedliche Kost, in der das Mischungsverhältnis von Kohlenhydraten und Fett variierte. Das Ergebnis: Entsprach das Futter dem 50:35 Verhältnis, konnten die Tiere gar nicht genug essen. Und dieses Verhältnis entspricht auch dem von Chips und übrigens auch dem von Erdnussflips, Schokolade und Nuss-Nugat-Creme. Einen ähnlichen Effekt hat die Fressformel auch auf Menschen.

Die Forschenden vermuten, dass das spezifische Mischverhältnis der Hauptenergielieferanten - Kohlenhydrate und Fett - am effektivsten für den Körper ist und im Laufe der Evolution darauf trainiert wurde, diese Zusammensetzung von Lebensmitteln zu bevorzugen. Prof. Dr. Monika Pischetsrieder vom Lehrstuhl für Lebensmittelchemie an der FAU erklärte, dass der Kontrollverlust dazu führe, dass mehr gegessen werde als nötig, das Gewicht steige und es infolgedessen zu typischen Krankheitsbildern komme, die von Übergewicht ausgelöst werden würden.

Der Mediziner und Moderator Dr. Johannes Wimmer verriet auch, dass das Verhältnis von 50 Prozent Kohlenhydraten und 35 Prozent Fett in der Natur nur in der Muttermilch vorkomme. Daher seien wir ein Leben lang darauf getrimmt.

Tipps gegen die "Fressflashs"

Laut Dr. Wimmer kann schon genügend Schlaf dazu führen, dass wir unseren Heißhunger besser kontrollieren können. Im Schlaf schüttet nämlich der Körper das Hormon Leptin aus, dass dem Körper signalisiert, dass er satt ist. Außerdem kann Ablenkung und Bewegung dabei helfen, sich nicht auf das Knabberzeug oder den Süßkram zu stürzen. Wenn dann die Chipstüte doch schon geöffnet wurde, dann hat der Sternekoch Nelson Müller einen ziemlichen einfachen und praktischen Tipp parat.

Chips nicht direkt aus der Tüte essen. Am besten umfüllen in eine Schale, vielleicht sogar in eine kleinere Schale. Dann sieht das Ganze nämlich voller aus. So kann man sich selber austricksen, um nicht der genialen Fressformel zu verfallen und zu viel Fett zu essen.

Dieses Thema im ProgrammMDR JUMP Feierabendshow | 03. Juni 2022 | 18:57 Uhr