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"Oben ohne" für alle in Schwimmbädern bald erlaubt?

29. April 2022, 17:45 Uhr

In Göttingen dürfen ab dem 1. Mai alle Badegäste an Wocheneneden Schwimmbäder ohne Oberkörperbekleidung besuchen. Wie sieht das bei uns im Osten aus? Wir haben nachgehakt.

Im niedersächsischen Göttingen gibt es ab dem kommenden Monat neue Regelungen in Schwimmbädern. Dann dürfen nämlich alle Badegäste, egal welchen Geschlechts, an Samstagen und Sonntagen in Hallen- und Freibädern "oben ohne" schwimmen.

Aulöser war ein Vorfall aus dem Herbst

Der Sportausschuss der Stadt Göttingen hatte die Empfehlung für eine solche Regelung an Badbetreibende ausgegeben und diese gelte für alle Schwimmbäder der Göttinger Sport- und Freizeitgesellschaft, so ein Stadtsprecher. Das Konzept soll nun vorerst als Testphase eingeführt werden und dauert bis zum 31. August an.

Der Auslöser für diese Entscheidung war ein Vorfall im vergangenen Herbst. Das Personal eines Bades hatte einen aus seiner Sicht weiblichen Badegast dazu aufgefordert, den Oberkörper zu bedecken. Die Person identifiziert sich allerdings nicht als weiblich und verweigerte die Aufforderung. Das Schwimmbad sah den Badegast allerdings als Frau an. Somit hat die Person gegen die Badeordnung verstoßen und erhielt ein Hausverbot. Das löste Diskussionen in der Stadt hinsichtlich der Frage aus, wie in Zukunft mit solchen Situationen umgegangen werden soll.

Wie sieht das in Mitteldeutschland aus?

Wir wollten wissen, ob es solche Regelungen auch in ostdeutschen Bädern gibt und haben nachgeforscht. In der Haus- und Badeordnung des Stadt-Bad Gotha beispielsweise steht, dass der Aufenthalt im Badebereich nur "in allgemein üblicher Badekleidung" gestattet ist. Davon ausgeschlossen ist der Saunabereich, aber auch bei Sonderveranstaltungen gilt das nicht. Eine "übliche Badebekleidung" setzt auch das Freibad Günterode in Thüringen in seiner Benutzungs- und Entgeltordnung voraus. Diese wird hier allerdings noch etwas näher beschrieben:

Sie hat den allgemein geltenden Begriffen von Anstand und Moral zu entsprechen und farbecht zu sein.

Frau Schmidt von den Sportbädern Leipzig erzählte im MDR JUMP-Interview, dass es bei ihnen das Baden ohne Oberkörperbekleidung für alle nicht gibt.

Zumindest gibt es das in den Hallenbädern nicht. Hier muss eine badegerechte Bekleidung getragen werden. Zum Beispiel ist auch geregelt, dass Badehosen über den Knien enden müssen. In den Freizeitbädern ist das eher noch eine Grauzone. Denn dort gibt es keine konkrete Festlegung wie in den Hallenbädern.

Im MDR JUMP-Interview mit der Pressesprecherin der Stadtwerke Halle, Iris Rudolph, wurde deutlich, dass auch hier die Badeordnung änhlich gehandhabt wird.

Der Aufenthalt in den Bädern ist nur in handelsüblicher Badebekleidung gestattet. Die Entscheidung, ob eine Badebekleidung den Anforderungen entspricht, obliegt dem Personal. Für Babys und Kleinkinder sind spezielle Badewindelhöschen zwingend erforderlich.

Diese Regeln gelten in Halle sowohl für Hallen- als auch Freibäder. Eine Änderung dessen ist derzeit laut Rudolph nicht vorgesehen.

Fazit: Eine ausdrückliche Erlaubnis, dass sich alle "oben ohne" in Bädern aufhalten können, wie es ab Sonntag in Göttingen der Fall sein wird, scheint es vorerst hier im Osten nicht zuegeben.

Dieses Thema im ProgrammMDR JUMP Bei der Arbeit | 29. April 2022 | 10:47 Uhr