Apple Look Around – besser als Google Street View?

10. August 2022, 09:51 Uhr

Schnell mal online gucken, wie es im Urlaubsort wirklich aussieht? Das ging bisher nur bei Google Street View, mit ziemlich alten Karten. Jetzt bringt Apple mit Look Around ein neues System an den Start.

Ist Look Around besser als Google?

Bildrechte: IMAGO/Artur Widak

Im Moment muss man dazu ganz klar ja sagen. Vorteil 1: Die viel aktuelleren Bilder. Und Apple war mitunter auch in kleineren Dörfern unterwegs und hat dort selbst die Nebenstraßen fotografiert. Kamerateams mit Auto und zu Fuß mit dem Rucksack haben versucht, die meisten interessanten Orte zu erfassen. Vorteil 2: Noch ist außer Gesichtern und Autokennzeichen nichts verpixelt. Warum, dazu gleich mehr. Vorteil 3: Man sieht mehr. Denn Apple hat die meisten Aufnahmen vor zwei Jahren gemacht, teilweise in Lookdown-Zeiten, in denen weniger Menschen und Autos unterwegs waren. Aber: Auch Look Around war nicht überall. Dörfer und Gegenden, die das System als nicht relevant ansah, wurden teils gar nicht oder nur von der Hauptstraße aus fotografiert.   

So funktionierts

Bildrechte: MDR/Apple

Größter Wermutstropfen: Apple Look Around funktioniert nur auf Apple Endgeräten: I-Phone, I-Pad und Mac. Dafür geht es ziemlich einfach: Wer hier die Fotoansichten aktivieren will, öffnet die Karten-App und zoomt solange in die entsprechende Kartenstelle, bis ein kleines Fernglas eingeblendet wird, je nach Endgerät unten links oder oben rechts. Dann arbeitet man entweder in der Kartenansicht weiter und der kleine Fotoausschnitt passt sich an oder man geht direkt aufs Foto und ist im Vollbildmodus quasi direkt in der Straße und kann sich dort 360° umschauen und „spazieren“ gehen.

Und wenn ich nicht gesehen werden will?

Dann muss man widersprechen. Bis dahin sind aber alle Aufnahmen völlig rechtmäßig online. Und so bietet Apple aktuell noch wesentlich mehr Einsichten als Google Street View, wo nach Einsprüchen ab 2010 teilwiese ganze Straßenzüge verpixelt werden mussten. Nach Artikel 6 der Datenschutzgrundverordnung dürfen solche Fotos nämlich gemacht werden, wenn zum Beispiel ein öffentliches Interesse daran besteht. Wer aber sein Grundstück oder auch seine Person überhaupt nicht bei Look Around sehen möchte, dem empfiehlt die Verbraucherzentrale:

Sie können der Veröffentlichung von Aufnahmen Ihrer Person, eigener Fahrzeuge und selbst bewohnter oder genutzter Gebäude und Grundstücke widersprechen.

Bildrechte: IMAGO / Jan Huebner

Dafür stellen die Verbraucherschützer einen Musterbrief und die nötigen Adressen zur Verfügung. Gibt es keine zufriedenstellende Reaktion, auch von anderen Kartendiensten, ist der nächste mögliche Ansprechpartner das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht.

Wird Google nachziehen? Ziemlich sicher!

Kurz nachdem 2010 die ersten Orte in Deutschland per Street View zu sehen waren, gab es die erwähnten großen Proteste: Hausbesitzer wollten ihre Grundstücke verpixelt haben, Verbraucherschützer warnten allgemein vor einem zu großen Eingriff in die Privatsphäre. Also hat Google seit 2011 sein Kartenmaterial nicht mehr aktualisiert, anders als in vielen anderen Ländern. Fun-Fact: Laut Google Angaben wird Street View in keinem anderen Land so häufig genutzt, wie bei uns. Und weil jetzt auch noch der große Konkurrent ein eigenes System am Start hat, war auch Google die letzten beiden Jahre unterwegs, um neue Bilder zu machen. Ein neues Street View dürfte also nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Dieses Thema im ProgrammMDR JUMP Bei der Arbeit | 12. August 2022 | 11:30 Uhr