So ist es ganz sicher: Bei einer ADAC-Aktion zum Schulanfang an einer Grundschule in Erfurt sichert ein Polizist die Straße ab.
So ist es ganz sicher: Bei einer ADAC-Aktion zum Schulanfang an einer Grundschule in Erfurt sichert ein Polizist die Straße ab. Bildrechte: IMAGO / Steve Bauerschmidt

Diese Probleme auf Schulwegen konnten wir bei "Vorsicht, Zuckertüte!" 2022 lösen!

02. September 2022, 12:55 Uhr

Jeden Tag begeben sich unsere ABC-Schützen und Schulkinder auf den teils gefährlichen Weg zum Unterricht. Mit der Aktion „Vorsicht Zuckertüte!“ setzen wir uns seit vielen Jahren für sie ein und haben schon viel erreicht.

Wir haben uns auch in diesem Jahr um die Probleme gekümmert, die ihr uns von den Schulwegen geschildert habt. Wir waren in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen auf der Suche nach Lösungen, um die Wege für alle Schüler sicherer zu machen.

Ein Zebrastreifen der leider keiner ist – im thüringischen Sünna

Schüler geht über Fußgängerüberweg bzw. Zebrastreifen
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Eigentlich liegt sie so richtig idyllisch, die staatliche Grundschule Sünna im Wartburgkreis. Und eigentlich kommen alle Schüler auch mit dem Schulbus gerne hierher. Eigentlich, denn: Der Bus mit den Kindern aus Pferdsdorf und Unterbreizbach hält auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Schule, vor einer Kurve, ziemlich unübersichtlich. Ampel oder Zebrastreifen – Fehlanzeige! Und das ist eine Gefahr für die Kinder:

 „Also der Bus steht immer hinter mir und da sieht man halt nicht, wenn Autos kommen. Einmal war eine Aufsicht nicht da und bin ich fast erwischt worden vom Auto, weil es einfach hinter dem Bus vorkam“

Schulweg
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So beschreibt ein Kind von der Grundschule die Situation. Die Lehrer helfen den Kindern über die Straße, aber selbst dabei wird es durch unvernünftige Autofahrer trotz 30er Zone mitunter kritisch, berichtet Schulleiterin Annelie Denner:

Selbst wenn ich als Aufsicht mit Warnweste und im Winter sogar mit Taschenlampe mitten auf der Straße stehe, versuchen sie sogar noch vorbei zu fahren.

Dabei gab es mal den Versuch eines Zebrastreifens, gleich nach der Sanierung der Straße vor ein paar Jahren. Von ein paar netten Mitbürgern wurde er ohne Genehmigung auf die Straße gemalt, um Autofahrer auf die Stelle aufmerksam zu machen. Ohne Genehmigung musste der Streifen aber wieder weg. Er wurde durch einen roten Überweg ersetzt, der aber keinerlei Wirkung zeigt. Das kritisiert auch Ortsbürgermeister Nico Lahs:

Die Schule hat den roten Teppich ausgerollt bekommen… ein weißer wäre uns lieber… ein weiß gestreifter.

Unsere Nachfrage beim Landratsamt des Wartburgkreises ergab nun: Es kann an der Stelle wegen der Kurve und der unzureichenden Sichtweite keinen Fußgängerüberweg, also Zebrastreifen geben. Aber es gibt wenigstens eine kleine Verbesserung: Der Straßenbelag der Querung an der Grundschule wird optisch neugestaltet. Das heißt man erkennt dann wieder etwas besser, dass dort Schulkinder über die Straße gehen.

Viel zu kurze Grünphase an einer Ampel in Lutherstadt Wittenberg

Dort wohnt die kleine Lilly Brandt. Und die muss täglich an der Ecke Dessauer Straße/Pestalozzistraße über die Straße, um zur Schule zu kommen. Es gibt zwar eine Ampel aber dazu gleich zwei Probleme: Die Dessauer Straße ist die B187 mit richtig viel Verkehr und die Ampel hat eine Grünphase von gerademal neun Sekunden. Das ist für Lilly und alle anderen Schulkinder viel zu kurz. Ein paar Sekunden mehr Grün für ihre Sicherheit sollten doch kein Problem sein, dachte sich Lilly:

Wir haben einen Brief geschrieben zusammen mit einer Freundin und den hat Mama dann verschickt an den Bürgermeister.

Der hat versprochen zu helfen und den Brief an die zuständige Landesstraßenbaubehörde weitergeleitet. Und von dort bekamen Lilly und Mama Katrin Brandt sinngemäß die ziemlich ernüchternde Antwort: Neun Sekunden ist die Norm, das muss reichen.

Ich war ehrlich gesagt etwas fassungslos, dass das mit Normen, DINs und Zahlen abgetan wurde. Eine Abhandlung von Fakten - mit freundlichen Grüßen.

Mädchen geht zur Schule
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Also haben sich Katrin und Lilly Brandt an uns gewandt und wir sind nach Lutherstadt Wittenberg an die Ampel gefahren, haben getestet und gemerkt: Neun Sekunden sind nicht sicher und der Wunsch von Mama Katrin nur zu verständlich:

Dass mehr Rücksicht auf die Kinder genommen wird und die Ampelphasen deutlich länger sind. Dass zum einen die Kinder sicher über die Straße kommen und sich zum anderen nicht daran gewöhnen bei Rot zu gehen.

Unsere Nachfrage bei der Landesstraßenbaubehörde war zum Glück erfolgreich. Fachdienstleiter Holger Zubke hat nach einem Test der Behörde nämlich festgestellt:

Mit den neun Sekunden, die dort eingestellt waren für die Grünphase, konnte man es nicht schaffen, die Straße von der einen zur anderen Seite zu überqueren.

Und so hat die Behörde die Grünphase jetzt auf 12 Sekunden verlängert, damit Lilly und ihre Schulfreunde ein bisschen sicherer über die Ampel Ecke Dessauer Straße/Pestalozzistraße gelangen.

Elterntaxis blockieren Fußwege an Grundschule in Merseburg

Zum Beispiel hat sich Kerstin Meyer von der Grundschule „Im Rosental“ in Merseburg (Sachsen-Anhalt) bei uns gemeldet. Die fünfzig Meter lange Zufahrt zur Schule ist eine Sackgasse. Die nutzen auch Eltern zum Parken, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen. Bis zu einer Viertelstunde stehen die Eltern morgens vor der Schule. Die Folgen beschreibt Drittklässlerin Selja:

Die Eltern wollen halt ihre Kinder absetzen und dann sind so sechs bis sieben Autos da und man kann halt nicht durch. Und da müssen wir halt auf der Straße gehen, weil die Autos sind auf dem Fußweg sind.

Die Schüler müssen dann auf die Wiese ausweichen oder bleiben verunsichert vor den ausparkenden Autos stehen. Dabei gibt es nach einer Schulwegsanierung bereits breitere Gehwege und sichere Übergänge. Schulleiterin Barbara Dylka spricht von einer Situation, für die sie kein Verständnis hat.

Und vor allem, wenn sie dann rausfahren dieses Hin und Her, die Parkerei. Das ist dann richtig gefährlich.

Dagegen helfe nur eins: Die Sackgasse dürfe nicht mehr befahren werden. Nach Gesprächen mit der Schule, der Stadt und der Polizei hat MDR JUMP tatsächlich erreicht, dass die Einfahrt in die Sackgasse nun verboten wird. Polizist Steffen Brückner sagt:

Wir werden ein Verkehrsschild aufstellen, was die Zufahrt in die Sachgasse untersagt und werden zusammen mit der Stadt Kontrollen durchführen und bei Verstößen dann natürlich auch sanktionieren.

Aber nicht nur Verkehrsschilder und Strafzettel sollen den Schulweg an der Grundschule sicherer machen. Die Schulleiterin hat MDR JUMP zugesichert, mit allen Eltern über das Befahren der Zufahrt zu sprechen. Sie hofft auf die Einsicht der Eltern.

Unsichere Bushaltestelle in Königshain-Wiederau

Eine unsichere Bushaltestelle in Königshain-Wiederau in Mittelsachsen hat uns MDR JUMP Hörer Silvio Lochschmidt gemeldet. Hier seien Kinder wirklich in Gefahr, das hat uns Silvio mit eindrücklichen Worten geschildert.

Gerade wenn es dunkel ist und regnerisch, dann ist das eng und es gibt auch keine Tempobeschränkung. Und wenn dann da 12 Kinder stehen sehen wir die Gefahr, dass die irgendwann über den Haufen gefahren werden

Früher gab es hier mal eine richtige Bushaltestelle. Aber als eine alte Gaststätte dahinter an einen privaten Besitzer verkauft wurde hat der, aus gutem Recht, einen Zaun um sein Grundstück gebaut. Aber die Haltestelle wurde dabei leider vergessen. Jetzt steht nur noch ein Schild am Straßenrand.

Verkehrsschild "Kinder" mit Schulbus Warnung am Straßenrand
Bildrechte: imago/mhphoto

Wir haben aber nochmal nachgehakt, unter anderem auch beim zuständigen Landratsamt. Anfang August gab es dann eine sogenannte Verkehrsschau, bei der heraus kam, dass die Bushaltestelle mit der Sanierung der Straße verlegt wird. Als Sofortmaßnahme wird es aber an der Stelle das Verkehrsschild „Kinder“ geben mit dem Hinweis „Schulbus“. Das hat uns Andre Kaiser vom Landratsamt bestätigt:

Mit dem Ziel, dass die Autofahrer an dieser Stelle sensibilisiert sind, das dort eben der Schulbus auch hält und da entsprechend Obacht haben auf diese besondere Situation

Auch, wenn es erstmal nur eine Beschilderung ist, hoffen wir, dass die Sanierung der Straße bald umgesetzt wird und es dann wieder einen sicheren Ort zum Einsteigen für die Kinder gibt. 

Kein Sitzplatz im Schulbus in Möhra

Auch aus Möhra im Wartburgkreis in Thüringen ist uns ein Problem mit dem Schulbus gemeldet worden. Hier finden nicht alle Kinder einen Sitzplatz, wie unser MDR JUMP Reporter vor Ort von den Kindern erzählt bekommen hat.

Ich wollte einsteigen und dann wurde ich geschubst. Dann bin ich in die Ritze gefallen und musste versuchen mich daraus wieder zu befreien. Und da sind alle anderen über mich drüber geklettert!

Eine Situation, die auch die Eltern in Sorge versetzt:

Also ich finde es früh katastrophal! Ein Geschubse und Gedrängel. Der ganze Busplatz stand hier voll, ein kleiner Bus und alle wollten einen Sitzplatz haben, aber die Möglichkeit war gar nicht gegeben.

Die Kritik der Eltern: Warum haben nicht alle Kinder einen Sitzplatz auf ihrem Weg zur Grundschule?

Wir haben dazu mit Elmar Heger vom Busunternehmen Wartburgmobil gesprochen. Er hat für das Sitzplatzproblem eine recht einfache Erklärung. Die Beförderung der Schulkinder wird auch mit zahlenden Fahrgästen finanziert. Um eine schnelle Lösung zu schaffen und die Sicherheit im Bus und an den Haltestellen zu verbessern, schlägt der Busunternehmer etwas vor:

Wir haben das in der Vergangenheit schon gemacht, zusammen mit der Verkehrswacht zu üben wie steigt man in den Bus ein, wo hält man sich fest.

Wir haben uns dafür eingesetzt, dass dies jetzt am Anfang des Schuljahres nachgeholt wird. Zusammen mit dem Busunternehmen hat uns Schulleiterin Isabell Muskulus von der Grundschule in Gumpelstadt einen Aktionstag zugesichert:

Die Möglichkeit sich hier in die Schule einen Bus zu holen und dann gemeinsam einfach nochmal zu gucken, wie nehme ich meinen Platz ein, wo stelle ich meinen Ranzen hin. Damit unsere Kleinen sicher zur Schule kommen.

So soll die Situation in den Bussen etwas entspannter und sicherer werden.

Dieses Thema im Programm MDR JUMP AM WOCHENENDE | 27. August 2022 | 09:40 Uhr