Zehn Jahre ohne Nahrung – Das wusstet ihr noch nicht über Zecken

04. Juni 2022, 00:00 Uhr

Sie leben schon seit 350 Millionen Jahren auf der Erde, und sind als Mini-Vampire leider nicht ganz ungefährlich. Die Wissenschaft weiß mittlerweile viel Faszinierendes über Zecken.

Die Liste wird von Jahr zu Jahr länger. Mittlerweile gelten nicht weniger als 175 Kreise in Deutschland als Zecken-Risikogebiet. Dort besteht ein überdurchschnittliches Risiko, sich nach einem Zeckenstich eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) einzufangen. Das ist eine Erkrankung, die zu Hirnhaut-, Gehirn- oder Rückenmarksentzündungen führen und in seltenen Fällen auch tödlich verlaufen kann. Bei uns in der Region stehen zum Beispiel der Stadtkreis Chemnitz und der Landkreis Görlitz auf der Liste, aber auch der Kreis Dessau-Roßlau.

Was man sagen muss: Selbst in den Risikogebieten sind durchschnittlich nur 0,1 bis 3 Prozent der Zecken mit dem FSME-Virus infiziert. Doch das Risiko ist eben nicht null. Vergangenes Jahr wurden deutschlandweit insgesamt 390 FSME-Erkrankungen gemeldet. Der Rekord lag 2020 bei 712 Erkrankungen. 

Und neben FSME können Zecken auch noch andere Krankheiten übertragen, so etwa die Borreliose. Gegen eine FSME-Infektion kann man sich impfen lassen, in den Risikogebieten wird das sogar empfohlen. Gegen Borreliose ist das hingegen nicht möglich. Sinnvoll sind auf jeden Fall Schutzmaßnahmen vorab. So sollte man bei Wanderungen durch Feld, Wald und Flur festes Schuhwerk und lange Hosen tragen. „Nach Rückkehr von einer Wanderung sollte die Kleidung gewechselt und bei der Gelegenheit der Körper nach Zecken abgesucht werden, die sich gern in den warmen Körperfalten aufhalten“, so das Landesamt für Verbraucherschutz in Sachsen-Anhalt. Und wenn sich tatsächlich mal ein unerwünschter Gast findet, dann sollten Zecken so schnell wie möglich entfernt und die Wunde desinfiziert werden.

Beißen oder stechen?

Was machen Zecken nun eigentlich genau? Da gehen die Meinungen auseinander. „Der biologische Mechanismus, mit dem die Zecke bei Tieren und Menschen Blut entnimmt kommt eher einem ‚Stechen‘ als einem ‚Beißen“ nahe“, heißt es beim Robert Koch-Institut. Daher habe sich der Begriff Zeckenstich in den letzten Jahren in der deutschsprachigen wissenschaftlichen Literatur durchgesetzt. „Die Minivampire beißen nicht, wie oft angenommen wird, sie stechen“, bestätigt auch Lutz Engelmann vom Helios-Klinikum in Aue.

Abgesehen von den mit ihnen verbundenen gesundheitlichen Gefahren sind Zecken extrem faszinierende Tiere. Das beginnt mit dem Umstand, dass sie uns und ihre anderen Opfer ganz ohne Nase riechen können. Ihr Lieblingsgeruch ist eine Mischung aus Ammoniak, Buttersäure und Kohlendioxid. Was für uns eher eklig klingt, macht Zecken ganz wild. Doch statt mit einer Nase erschnüffeln sie den Geruch mit dem sogenannten Haller’schen Organ - an ihren Vorderbeinen. Ein Geruch, den die Zecken ganz und gar nicht mögen, verströmen offenbar Giraffen. Das ist auch der Grund, warum die Langhalstiere von den Blutsaugern nicht behelligt werden. Praktisch deutlich relevanter ist freilich ein zweiter Geruch, den sie nicht mögen: Knoblauch. Allerdings ist dieser Schutz nicht vollständig.

Zement und Kaviar

Aber noch einmal zurück zu den Sinnesorganen der Zecke. Hier gibt es ein zweites Kuriosum. Und das hat damit zu tun, dass zumindest einige Arten nicht über Augen verfügen. Sie orientieren sich stattdessen mithilfe von Tasthaaren an den Beinen. Deutlich unsensibler sind dagegen wir, die Opfer der Zecke. Das liegt daran, dass ihrem Speichel ein Betäubungsmittel beimischt. Dadurch spüren wir den Stich nicht. Und wenn wir den Störenfried dann doch entdeckt haben, lässt sich die Zecke oft nur sehr schwer entfernen. Das liegt an den Widerhaken an ihrem Stechapparat – und am von ihr produzierten so genannten Zeckenzement. Das ist eine Art natürlicher Klebstoff.

Wenn Zeckenweibchen uns stechen, dann nehmen sie teils das 200-fache ihres Körpergewichts auf. Experten haben ausgerechnet: Würde ein Mensch so viel Nahrung zu sich nehmen, würde er auf die Höhe des Brandenburger Tors anwachsen! Das viele Blut brauchen die Zecken zur Bildung ihrer Eier. Ein einziges Zeckenweibchen kann übrigens zwischen 2.000 und 20.000 Eier legen. Das wird manchmal auch als Zeckenkaviar bezeichnet. Essen kann man den aber nicht!

Wie lange können Zecken ohne Nahrung auskommen?

Wenn es mal nichts zu futtern gibt, kommen Zecken damit übrigens auch gut klar. Unter Laborbedingungen können sie zehn Jahre ohne Nahrung auskommen.

Forscherinnen und Forscher finden auch ständig Neues über Zecken heraus. So fand ein Team in den USA einen bisher nicht nachgewiesenen potenziell tödlichen Erreger in einigen bestimmten Zecken, das Heartland-Virus. Manchmal werden aber auch ganz neue Spezies entdeckt. So fand der Epidemiologe Tony Goldberg vor einiger Zeit in Uganda eine bisher komplett unbekannte Zeckenart – in seinem eigenen Nasenloch. Die Tiere befallen offenbar sonst Schimpansen – und in der Nase sind sie sicher davor, beim Lausen gefunden zu werden, so Goldberg.

Dieses Thema im Programm MDR JUMP am Wochenende | 04. Juni 2022 | 12:47 Uhr

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