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Worauf sollte man achten, wenn man sich ein Wohnmobil kaufen will?

30. April 2022, 00:00 Uhr

Das eigene Urlaubsmobil – es ist ein Traum für viele. Und immer mehr Menschen auch bei uns hier in der Region erfüllen ihn sich auch. Was braucht man – außer viel Geld – dafür noch?

Rund 675.000 Wohnmobile gibt es aktuell in Deutschland. Seit mehr als zehn Jahren nimmt ihre Zahl zu, zuletzt infolge der Corona-Pandemie sogar noch einmal schneller. Interessant dabei ist: Gerade bei uns in der Region, in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt es bundesweit mit die stärksten Zuwachsraten. Und dass die Zahl der Freizeitmobile nicht sogar noch weiter zugenommen hat, liegt auch daran, dass Hersteller zuletzt mit Lieferproblemen zu tun hatten.

Laut einer repräsentativen Studie sind Caravaning-Interessierte überwiegend zwischen 40 und 49 Jahre alt und verfügen über mehr als 2.500 Euro netto Monatseinkommen. Allerdings werden die Nutzer der Wohnmobile, so sagen es Experten, mittlerweile immer jünger. „Die Millennials im Alter von Mitte 20 bis Mitte 30 werden zu einer wichtigen Zielgruppe", so Martin Zöllner vom ADAC, „vor allem junge Familien“. Besonders gefragt seien auch deswegen kompakte Modelle. Kastenwagen und Vans machten inzwischen rund die Hälfte der Wohnmobil-Neuzulassungen aus.

Der eine oder die andere von uns trägt sich vielleicht auch mit dem Gedanken: Wäre es nicht schön, das eigene Urlaubsdomizil sozusagen immer dabei zu haben? In Deutschland und Europa gibt es so viele schöne Ecken – sollte man vielleicht doch das Geld in die Hand nehmen, und ein Wohnmobil kaufen? Es gilt die Faustregel: Wer mehr als sechs Wochen im Jahr mit dem Camper unterwegs ist oder das zumindest sein könnte, sollte zumindest mal über einen Kauf nachdenken. Der Zeitraum muss dabei natürlich nicht am Stück sein.

Checkliste zur Vorbereitung

Billig wird die Sache nicht, so viel muss klar sein. Im Schnitt kostet ein Reisemobil mittlerweile 77.500 Euro. Für einen neuen Kastenwagen müsst ihr etwa 30.000 Euro ansetzen - und große Luxusliner kosten schnell mehrere Hunderttausend Euro.

Wenn ihr das nun trotzdem ernsthaft erwägt, gibt es ein paar wichtige Punkte zu beachten. Vom ADAC gibt es eine Checkliste und eine Entscheidungshilfe für den Wohnmobilkauf.

Ganz vorn steht dabei die Frage nach der Größe: Zu groß ist unpraktisch, zum Beispiel, wenn man das Wohnmobil wenden oder in einer Stadt einen Parkplatz finden muss. Zu klein dagegen soll es auch nicht sein. Stichwort Sardinenbüchse.

Wer sein Fahrzeug selbst ausbauen will, vor allem, weil er oder sie eine individuelle Einrichtung will, für den könnte ein Kastenwagen interessant sein. Mit kurzem Radstand macht dieser Fahrzeugtyp eine gute Figur im Stadtverkehr und kann trotzdem eine hohe Zuladung verkraften.

Groß ist gleich mehrfach teuer

Am anderen Ende der Skala finden sich – entsprechende Finanzmittel vorausgesetzt - vollintegrierte Wohnmobile und die Luxusliner. Sie sind normalerweise ziemlich groß. Und das bringt manchmal Probleme. Für die bis zu zwölf Meter langen Fahrzeuge gelten diverse Überhol- und Durchfahrtsverbote sowie Geschwindigkeitsbegrenzungen - und auch Maut- und Fährgebühren liegen oft deutlich über denen für kleinere Camper.

Dazu kommt: Viele Luxusmobile verbrauchen – ebenso wie Allrad-Modelle deutlich mehr Sprit. Nur so als Hausnummer: 17 bis sogar 30 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer sind durchaus drinnen. Gerade bei den aktuellen Spritpreisen kann das auch noch mal ein sehr ernsthafter Posten im Reisebudget werden.

Generell gilt: Lasst euch beim Kauf niemals drängen. Solch eine teure Anschaffung will gut vorbereitet und überlegt sein. Interessant ist dabei auch, wann ihr euren Traum wahrmacht. Statistiker haben beobachtet, dass die Preise für Wohnmobile meist zum Ende der Sommersaison anziehen. Der günstigste Zeitraum zur Anschaffung von Wohnmobilen oder Anhängern liegt dagegen meist in den Wintermonaten. Was man wissen sollte: Wer sich für ein gebrauchtes Wohnmobil entscheidet, kann Wartezeiten umgehen, die bei vielen Neufahrzeugen aktuell anfallen – viel billiger wird es dagegen meistens nicht. Das liegt daran, dass Wohnmobile sehr wertstabil sind. „Fahrzeuge aus der Vermietung werden bei den Händlern oft zu attraktiven Preisen angeboten. Hier sollten Sie aber besonders genau auf Schäden achten“, rät der ADAC.

Ein letzter Test vor dem Kauf

Apropos Vermietung: Vielleicht ist es auch eine gute Idee, euer favorisiertes Wohnmobil einmal noch zu mieten, bevor ihr das Modell kauft. So könnt ihr unter realistischen Bedingungen ausprobieren, was euch gefällt und was nicht.

Noch ein praktischer Tipp: Achtet darauf, dass ihr euer Traummobil überhaupt fahren dürft. Knackpunkt ist hier das Gewicht. Nur wer vor 1999 den Führerschein gemacht hat, darf ohne Weiteres Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen fahren. Wer erst später die Prüfung abgelegt hat, muss die Klasse C1, C1E oder C besitzen, um Fahrzeuge mit einer Gesamtmasse von mehr als 3,5 Tonnen führen zu dürfen.

Und noch etwas: Denkt am besten auch jetzt schon an die Zeit nach dem Urlaub. Ein Wohnmobil braucht auch im Winter einen guten Stellplatz. Wenn das nicht bei euch auf dem Grundstück klappt, benötigt ihr gegebenenfalls ein Winterquartier – und auch das kann nochmal gehörig Geld kosten, in einer Halle so zwischen 50 und 100 Euro pro Monat. Auch  diesen Posten sollte man in die Finanzplanung mit einbeziehen.

Dieses Thema im ProgrammMDR JUMP am Wochenende | 01. Mai 2022 | 14:47 Uhr