Was Sterne wirklich über die Hotelqualität aussagen

Wir alle haben inzwischen gelernt, dass man mit Bewertungen im Internet vorsichtig sein muss. Nur weil ein bestimmtes Produkt im Online-Kaufhaus viele tolle Sternebewertungen hat, muss es nicht wirklich gut sein. Stichwort Gefälligkeits- oder Fake-Bewertungen. Bei Hotels ist die Sache ein bisschen anders – hier gibt es auch Sterne, aber die Kriterien sind festgelegt und werden von unabhängiger Seite überprüft. Wobei wir jetzt nicht von den Urteilen auf Reiseportalen im Netz sprechen, da gelten dieselben Einschränkungen wie bei anderen Bewertungen auch. Wir meinen vielmehr die Plakette mit einem bis fünf Sternen, die sich Hotels an ihre Wände schrauben können. Hat vielleicht der eine oder die andere im Urlaub schon mal gesehen, manch einer wählt die Unterkunft sogar gezielt deswegen aus.

Die Sterne sind „die Währung der Hotels“, so Markus Luthe, Geschäftsführer der Dehoga Deutsche Hotelklassifizierung. Diese Gesellschaft wacht in Deutschland darüber, nach welchen Kriterien Sterne vergeben werden. Die Regeln dafür sind in 19 europäischen Ländern - unter anderem Österreich, Schweiz, Tschechien, Ungarn, Niederlande, Belgien, Dänemark und Schweden – gleich. „Alle drei Jahre überprüft eine Expertenkommission, ob die Kriterien eingehalten worden sind“, sagt Luthe.

Auch die Kriterien selbst werden regelmäßig angepasst, zum Beispiel wurde vor einiger Zeit auch die Frage aufgenommen, ob man ein Elektroauto im Hotel laden kann. Die aktuelle Fassung der Sterne-Voraussetzungen gilt noch bis 2025. Dann kommen gegebenenfalls neue Anforderungen hinzu, die Hotels erfüllen müssen.

Für Ferienwohnungen, Ferienhäuser und private Ferienzimmer mit bis zu neun Betten gibt es übrigens eigene Regeln. Hier vergibt der Deutsche Tourismusverband (DTV) eigene, achtzackige Sterne.

Aber zurück zu den Hotels: Nach den Vorgaben der Hotelstars Union gibt es genau 247 Kriterien für die Vergabe von ein bis fünf Sternen. Die Teilnahme ist freiwillig, europaweit machen aber mehr 21.000 Hotels mit, gut 7000 davon in Deutschland. Das heißt aber auch: Nur für ein gutes Drittel aller deutschen Hotels könnt ihr euch an den Sternen orientieren.

Und in anderen Ländern gibt es andere Klassifikationssysteme, da müsst ihr auch besonders aufpassen. „Dabei sind insbesondere Fotos ein beliebtes Mittel, ein Hotel nach mehr aussehen zu lassen, als es in Wirklichkeit ist“, warnt etwa der ADAC. Wer sich vor Enttäuschungen schützen wolle, solle nicht zu sehr auf die Sterne achten, sondern eher auf die eigenen Bedürfnisse wie etwa einen Pool. Werde dieser vom Hotel angegeben, sei er durch die Buchung auch vertraglich vereinbart. 

Aber jetzt mal zu den Kriterien in Deutschland: Ein Stern sichert sozusagen den Mindeststandard ab. Aber in vielen Fällen reicht der ja vollkommen aus. Das heißt: Das Zimmer hat Dusche oder Badewanne und WC, dazu ein Bett, einen Tisch, einen Stuhl und einen Schrank. Dazu kommen Internet im Zimmer und ein Fernseher mit Fernbedienung, dazu pro Person im Bad ein Badetuch sowie Seife oder Waschlotion. Außerdem wird das Zimmer jeden Tag gereinigt.

Bei zwei Sternen kommen einige Annehmlichkeiten dazu, zum Beispiel ein tägliches Frühstücksbuffet. Auch ein Leselicht am Bett ist jetzt Pflicht. Drei Sterne markieren die Mittelklasse. Im konkreten Fall heißt das zum Beispiel, dass der Empfang 24 Stunden erreichbar ist. Im Zimmer sind zum Beispiel Telefon, Haartrockner und ein größerer Spiegel vorhanden.

Wer in einem Vier-Sterne-Hotel übernachtet, kann dann zum Beispiel aufs Treppensteigen verzichten – denn ein Lift ist Pflicht. Im Zimmer sollten ein Sessel oder eine Couch und ein Beistelltisch zu finden sein. Auf Wunsch gibt es Bademantel und Hausschuhe.

Prangen fünf Sterne draußen am Hotel, kann sich der Gast auf einen Luxusaufenthalt mit vielen Extras freuen - und auf höchsten Komfort. Dazu gehört zum Beispiel ein 24-Stunden-Roomservice für Getränke und Speisen. Außerdem können Wertsachen in einem Safe sicher verwahrt werden.

Zusätzlich zu den Sternen gibt es noch die Kategorien „Garni“ und „Superior“. Wenn ein Hotel beispielsweise mit „3 Sterne Superior“ ausgezeichnet wird, dann bedeutet dies, dass es in vielen Kategorien über dem Durchschnitt liegt - die gesamte Punktezahl reicht aber noch nicht für die nächste Sterne-Klassifizierung aus. Und ein „Hotel garni“ ist eine Unterkunft, in der man nur Frühstücken kann und eventuell noch kleine Speisen bestellen.

Bayern ist übrigens das Bundesland mit den meisten Fünf-Sterne-Hotels – immerhin 23 Stück. Bei uns in der Region sind die Zahlen etwas niedriger: Sachsen hat fünf der Edel-Herbergen, Thüringen drei und Sachsen-Anhalt nur eine. Im Schnitt hat ein Hotel in Deutschland, das an der Klassifikation teilnimmt, übrigens drei Sterne.