Soziale Medien: Strengere Regeln für Influencer?
Hauptinhalt
Jeden Tag werden verschiedenste Produkte von Influencern auf den Sozialen Medien beworben - darunter fallen zahlreiche Kosmetikartikel. Diese werden meist mithilfe von Filtern präsentiert. Eine Influencerin aus Mitteldeutschland hat die aktuelle Situation im Interview eingeschätzt.

Für die einen ist es eine Freizeitbeschäftigung, für die anderen ist es ein richtiger Job - die Sozialen Medien. Und dass diese immer mehr zu einem Ort avancieren, an dem uns Influencer perfekt inszenierte Produktplatzierungen zeigen oder uns ihre makellos wirkenden Gesichter entgegenblicken, wird immer deutlicher. Eine vermeintlich perfekte Welt, in der eine Person schöner ist als die andere.
Und dieses Image wird ganz besonders durch die Filter-Funktion auf Instagram unterstützt. Bevor also ein Bild hochgeladen wird, wird noch ein Effekt über den Schnappschuss gelegt, der die Haut noch ebenmäßiger aussehen, die Augen größer wirken, und Lippen glänzender erscheinen lässt. Es wird also ein Bild kreiert, das so gar nicht existiert und auch nicht erreichbar ist. Doch diesem unrealistischen Schönheitsidealen soll entgegengewirkt werden.
Bald in Großbritannien?
Aktuell wird in Großbritannien über ein Gesetz diskutiert, dass es zur Pflicht macht, retuschierte Bilder kenntlich zu machen. In Frankreich ist dieses Gesetz bereits verpflichtend eingeführt worden und in Norwegen wird es ab kommendem Sommer in Kraft treten. Durch dieses Gesetz sollen vor allen Dingen junge Menschen davor geschützt werden, einem künstlich hergestellten Idealbild hinterherzueifern. In Deutschland gibt es bisher kein solches Gesetz. Einer von mehreren Petitionsversuchen, eine solche Regelung auch in Deutschland einzuführen, wird aktuell geprüft.
Immer mehr Frauen gehen zum Chirurgen
Die Daten der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) zeigen, dass sich immer Frauen für eine ästhetisch-plastische Behandlung oder einen entsprechenden Eingriff entscheiden. Laut der Fachgesellschaft, sei dies mitunter auf die gestiegene Nutzung Sozialer Medien zurückzuführen.
Youtuberin packt aus
Erst im vergangenen Dezember hat die Youtuberin "Desy" ein Video veröffentlicht, in dem sie enthüllt, wie unecht die Instagram-Welt tatsächlich ist. Sie verrät, dass es inzwischen etliche Apps gäbe, mit denen man Fotos und sogar Videos retuschieren könne. Eine davon ermögliche es innerhalb weniger Sekunden und sehr effizient ein völlig neues, viel makelloseres Bild von sich digital zu bearbeiten. Wie das aussehen kann, präsentiert sie auf ihren Instagram-Kanal.
Das ist ungefähr so als würde man Barbie als Schönheitsideal nehmen.
Eine toxische Welt, in der retuschierte Körper und Gesicher ein fast unerreichbares und unrealistisches Schönheitsbild suggerieren, das viele anstreben.
Es gibt auch gute Nachrichten
Im MDR JUMP-Interview erzählt die Influencerin und Bloggerin aus Erfurt, Franziska Albrecht, die sich mit den Themen Mode und Lifestyle beschäftigt, dass es zwar zahlreiche Filter gäbe und viele Fotos retuschiert werden, sich aber inzwischen auch ein gegenläufiger Trend verbreite. Und dieser gehe vermehrt in Richtung Natürlichkeit.
Die Menschen wollen mehr Echtheit auf Social Media sehen und dahingehend wächst auch das Angebot. Daher glaube ich, dass sich das aktuell von selbst reguliert.
Bestimmt gäbe es auch weiterhin die Profile, auf denen eher die Filter-Funktionen genutzt und die Bilder bearbeitet werden, doch es käme am Ende auch darauf an, in welcher Blase man sich bewege und welchen Interessen und Profilen man folge.
"Es geht eher um Medienkompetenz"
Ein Gesetz, wie es gerade in Großbritannien diskutiert wird, hält die Influencerin nicht für zielführend. Zwar müssen diese Markierungen in Frankreich gemacht werden, diese seien jedoch so klein, dass sie von den meisten gar nicht erst wahrgenommen werden.
Vielmehr geht es um die Schulung von Medienkompetenz. Wir müssen erlernen, zwischen echt und unecht unterscheiden zu können und das, was wir auf Social Media oder generell im Netz sehen und lesen, nicht gleich als bare Münze nehmen. Das Hinterfragen ist meiner Meinung nach sehr wichtig.
Um also dem Anstreben unrealistischer Schönheitsideale wirklich entgegenzuwirken, müsse die breite Masse sensibilisiert werden. Es gehe, darum das Bewusstsein dahingehend zu schulen, Menschen – unabhängig von Geschlecht, Farbe, Körper und Form – offener gegenüber zu treten und weniger zu werten.
Ich glaube das wäre der gesündere und nachhaltigere Weg.
Dieses Thema im Programm MDR JUMP am Abend | 17. Februar 2022 | 20:10 Uhr