Familie bei Sonnenuntergang am Strand
Sehnsucht nach Meer: Die Nordsee ist in diesem Sommer das begehrteste deutsche Reiseziel. Bildrechte: imago images/Science Photo Library

So erholt ihr euch im Urlaub am besten

07. August 2022, 00:00 Uhr

Egal, ob ihr Sandburgen an der Ostsee baut, die Alpen durchwandert oder die Sehenswürdigkeiten unserer Region erkundet: Es ist wichtig, dass ihr jetzt in der Urlaubszeit Kraft sammelt für die Herausforderungen, die vor euch liegen. Hier ein paar Tipps zum besseren Erholen.

Wieviel Urlaub braucht man, um mal so richtig zur Ruhe zu kommen und die Akkus wieder aufzuladen? Diese Frage hat kürzlich ein Personal- und Lohnbuchhaltungsdienstleister Arbeitnehmern in ganz Europa stellen lassen. Die Unterschiede bei den Antworten der mehr als 10.000 befragten Frauen und Männer waren gewaltig. Während Briten angaben, schon nach 8,5 Tagen wieder erholt zu sein, lag der Wert bei Finnen bei sagenhaften 34 Tagen. Wir hier in Deutschland lagen bei der Befragung knapp unterhalb des europäischen Durchschnitts bei 14,7 Tagen.

Wenn man sich die Frage stellt, wie ein möglichst erholsamer Urlaub gelingt, dann liefert die Auswertung aber schon mal einen wichtigen Hinweis: Man sollte eine bestimmte Menge an Tagen am Stück frei machen, wobei die genaue Länge des Zeitraums offenbar ziemlich individuell ist. Aber die Erholung braucht eben eine Weile. Zu angespannt sind wir sonst im Alltagsleben, als dass man davon in ein paar Augenblicken wieder runterkommen könnte. Die Erholung muss, wenn man so will, wie ein alter Computer erst langsam wieder hochgefahren werden.

Mindestens zwei Wochen Ferien sollten es daher nach Einschätzung von Michael Sadre-Chirazi-Stark, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in Hamburg, schon sein. So bekomme der Körper genügend Zeit, „um in unseren eigenen, individuellen biologischen Rhythmus zurückzufinden“. „Ständige Erreichbarkeit, steigende Mobilitätsanforderungen, soziale Vergleiche, parallele Beschäftigungen und daraus resultierender Stress erschweren es, in der Freizeit abzuschalten“, heißt es bei der AOK.

Stress im Alltag

Und dass wir uns erholen, ist zweifelsohne wichtig. Knapp 90 Prozent der Deutschen fühlt sich nämlich im Alltag gestresst. Das hat eine Versicherungsfirma bei einer repräsentativen Umfrage herausgefunden. Frauen (93 Prozent) sind dabei häufiger von Stress betroffen als Männer (84 Prozent). Im Vergleich zu früheren Befragungen hat die Zahl der Betroffenen zuletzt sogar noch einmal zugelegt. Und wenn man an das Chaos auf den Flughäfen, in den Zügen und auf den Autobahnen zum Ferienstart denkt, dann dürfte die Zahl der Gestressten gerade zuletzt noch einmal gestiegen sein.

Wie gelingt die Erholung also nun am besten? Zum Beispiel, indem man eine gehörige Portion Nichtstun aufs Urlaubsprogramm setzt. Sogenannte „passive Aktivitäten“ sind hervorragend für Wohlbefinden und Gesundheit. Das belegen unter anderem die Arbeiten der Erholungsforscherin Jessica de Bloom von der Universität Tampere in Finnland. Entspannung, Schlaf und Genuss hält sie für besonders effektiv.

Erholsamer Blick aufs Meer

Vielleicht bietet es sich ja auch an, einfach mal nur aufs Meer zu schauen – und sonst nichts zu tun. „Blau und Grün sind die Farben des Meeres, das sind Farbtöne, die auf Menschen beruhigend wirken“, sagt der Psychologe Florian Schmid-Höhne. Und tatsächlich kann man am Strand mit allen Sinnen genießen: „Der Sand in Kombination mit dem Wasser weckt auch in Erwachsenen wieder eine kindliche Ader. Es lässt sich allerhand bauen und formen. Es ist ein riesiger Spielplatz.

Wichtig dabei: Auch das Smartphone gehört dann mal zur Seite gelegt, es stört nur beim Nichtstun oder Sandburgenbauen. „Um eine möglichst erholsame Auszeit zu erleben, sollte diese idealerweise im Kontrast zum Alltag stehen“, rät die AOK.

Aufpassen muss man natürlich, dass trotzdem keine Langeweile aufkommt – gerade, wenn man mit Kindern unterwegs ist. Sonst wird die gemeinsame Zeit schnell zur Geduldsprobe. Vielleicht kann man sich schon vor dem Urlaub überlegen, was man am Zielort gern gemeinsam erleben möchte. Und gleichzeitig solltet ihr euch davor hüten, ein Programm abzuarbeiten. Schließlich wollt ihr ja eine möglichst erholsame Zeit miteinander verbringen.

Die Kids auch mal ihr Ding machen lassen

„Die Ferien sind nicht nur unsere, sondern auch die Ferien unserer Kinder. Deshalb sollten sie auch den Urlaub so verbringen, wie sie wollen“, sagt Buchautor Matthias Jung. „Wenn das Kind also eher im Zimmer im Hotel oder im Pool bleiben möchte, statt die Wanderung oder den Ausflug in die Stadt zu machen, dann muss man das akzeptieren.“

Gemeinsam mit der Familie zu verreisen, war übrigens lange Zeit unüblich, sagt Hasso Spode. Er leitet das Historische Archiv zum Tourismus der Technischen Universität Berlin. „Die Familie spielte im frühen Tourismus kaum eine Rolle. Da sind die Männer alleine irgendwo losgezogen, wie Goethe eben.“ Reichere Mütter dagegen seien etwa mit ihren Töchtern ins Kurbad gefahren. „Der Familienurlaub im heutigen Sinne entsteht erst um 1900“, so Spode.“

Und was ist mit einer Staycation?

Dabei ist es ja bis heute eine Option, den Urlaub auch zu Hause zu verbringen – aus Überzeugung, aber auch aus finanziellen Zwängen. Laut einer Umfrage wollen 16 Prozent der Menschen in Deutschland dieses Jahr komplett auf eine Sommerreise verzichten, 18 Prozent geben an, ihren Urlaub „deutlich einzuschränken“. Im kommenden Jahr dürften diese Zahlen noch einmal stark steigen. Ein Beratungsunternehmen hat bei einer Umfrage herausgefunden, dass drei von vier Bürgern beim Reisen wohl künftig kürzertreten werden.

Aber auch zu Hause kann man sich gut erholen. Wenn man es ein bisschen vornehmer will, kann man von einer „Staycation“ sprechen, einem zusammengesetzten Wort aus den englischen Begriffen „stay“ (bleiben) und „vacation“ (Ferien). Wichtig dabei ist auch hier: Es geht darum, aus dem Alltag auszubrechen. Dann kann es daheim genauso erholsam sein wie in der Ferne. Wer nicht das Haus oder die Wohnung aufräumt und all das erledigt, was man schon Monate vor sich hergeschoben hat, der kann sich tatsächlich erholen – zum Beispiel mit Ausflügen bei uns in der Region. Auch gerade das Neun-Euro-Ticket bietet da ja interessante Möglichkeiten.

Und zum Abschluss noch ein Tipp: Verbringt nicht schon die letzten paar Tage des Urlaubs damit, euch mit Gedanken an die Rückkehr in den Alltag zu belasten. Diese Zeit kommt schon noch früh genug, genießt bis zum letzten Moment. Und denkt doch mal darüber nach, ob ihr vielleicht, sagen wir, an einem Mittwoch wieder in den Job einsteigt. Dann habt ihr erst einmal eine kurze Woche vor euch und das Urlaubsgefühl verfliegt nicht ganz so schnell. „Maximal drei Wochen“ halte das Gefühl an, sagt Arbeitspsychologin Carmen Binnewies. „Manchmal ist die Erholung auch schon nach einer Woche wieder weg“.

In der anfangs erwähnten Umfrage gaben übrigens 23 Prozent aller befragten in Deutschland an, auch während des Urlaubs immer mal zu arbeiten, sie checken Arbeits-E-Mails und nehmen berufliche Anrufe entgegen. Ganz weit vorn liegt hier im europäischen Vergleich übrigens Norwegen mit 45 Prozent. Unser Tipp: Finger weg von all diesen Sachen – dann steht der Erholung nichts mehr im Weg, egal wie lange sie dauert. Sie findet zumindest erst einmal statt. Und das ist das wichtigste.

Dieses Thema im Programm MDR JUMP | MDR JUMP Am Wochenende | 07. August 2022 | 15:20 Uhr

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