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Zerbst - Erste Stadt verhängt hohe Bußgelder für Schottergärten

08. April 2022, 12:33 Uhr

In Sachsen-Anhalt sind Schottergärten seit rund einem Jahr verboten. Wer trotzdem einen anlegt, dem kann ein hohes Bußgeld und eine Umgestaltung drohen. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld klärt auf, wie hoch die Strafe ist und was überhaupt als Schottergarten zählt.

Rund jeder zweite Haushalt in Deutschland hat einen Garten am Haus. Und theoretisch darf jeder selbst entscheiden, was er oder sie damit macht. In einigen Bundesländern wird bei Schottergärten jedoch eine Ausnahme gemacht. So auch in Sachsen-Anhalt. Hier ist die Neuanlage der steinernen Gärten seit März 2021 verboten. Für bereits bestehende Schottergärten gilt der Bestandsschutz.

Was ist ein Schottergarten?

Der Name Schottergarten ist eigentlich ziemlich selbsterklärend: Es ist eine Gartenfläche, die hauptsächlich aus Schotter, Steinen und Kies besteht. Pflanzen kommen kaum oder gar nicht zum Einsatz. Eine gesetzliche Definition gibt es jedoch nicht. Eine Zeit lang waren diese Gärten sehr beliebt, weil sie angeblich pflegeleichter wären. Aus ökologischer Sicht sind Schottergärten jedoch äußerst problematisch, denn Kleintiere, Insekten, Vögel & Co. finden hier keine Nahrung. Aber auch der Boden und das Grundwasser leiden darunter, so Biologe Ulf Soltau:

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Wenn da keine Pflanze wächst und kein Tier Gänge gräbt, dann wird das Wasser auch nicht absickern können. Und unser Boden ist quasi unser Regenwald - eines der reichsten Biotope, die wir überhaupt haben.

Hohes Bußgeld für neue Schottergärten

Neue Hausbesitzer müssen in Sachsen-Anhalt also seit März 2021 auf Schottergärten verzichten. In Zerbst müssen sie nun auch mit einem hohen Bußgeld rechnen. Udo Pawelczyk vom Landkreis Anhalt-Bitterfeld sagt im Interview mit MDR JUMP:

Laut Bauordnung Sachsen-Anhalt können Ordnungswidrigkeiten mit einem Bußgeld bis zu 500.000 € geahndet werden. Das betrifft aber alle Ordnungswidrigkeiten gemäß Bauordnung. Bei einer verbotenen Neuanlage eines Schottergarten wäre diese Größenordnung natürlich nicht anzuwenden. Im Prinzip wäre jede Entscheidung eine Einzelfallentscheidung, die dem Fall nach angemessen sein muss.

Eine flächendeckende Kontrolle sei jedoch nicht möglich. Im Regelfall könne man oft auch nicht genau nachvollziehen, wann ein Schottergarten tatsächlich gebaut wurde. Bei einer Neuerrichtung von Gebäuden könne aber der Zeitpunkt der Antragstellung Orientierung bieten. Wenn feststeht, dass ein Schottergarten gegen die Vorschrift verstößt, drohe sowohl ein Baustopp als auch der Rückbau.

Was eine Fristsetzung zur Behebung betrifft, so geschieht dies auch nach Einzelfallbetrachtung.

so Pawelczyk weiter. Wie schnell der Garten umgebaut werden muss, hängt also von Größe, Art und Umfang ab.

Emden macht es vor

Auch in Emden gilt: Schottergärten dürfen nicht angelegt werden! Zwar müssen auch hier bereits bestehende Gärten nicht umgebaut werden, gewünscht ist es dennoch. Dafür hat sich das Emder Ökowerk etwas ganz Besonderes ausgedacht. Emder Familien können sich bei einem ungewöhnlichen Garten-Wettbewerb anmelden. Wer den trostlosesten Schottergarten vorweisen kann, gewinnt eine Umgestaltung in einen insektenfreundlichen Vorgarten. Katharina Mohr, die Geschäftsführerin der Emder Umweltbildungseinrichtung, erklärt:

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Es liegt eine Menge Arbeit vor uns, auf die wir uns aber sehr freuen. Denn unser Ziel, Menschen in Emden dafür zu begeistern, wieder mehr Blühpflanzen in ihren Vorgarten zu setzen, haben wir damit schon einmal erreicht.

Ziel des Wettbewerbs sei es, mehr sichtbare Beispiele für naturnahe Gärten zu schaffen. Von 21 Bewerbern bekommen zehn Familien in diesem Sommer neue Vorgärten, die insektenfreundlich und klimaschützend, aber auch pflegeleicht sein sollen.

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa.

Dieses Thema im ProgrammMDR JUMP am Wochenende | 09. April 2022 | 06:10 Uhr