Wenn das Haustier Nachwuchs bekommt

30. März 2022, 02:10 Uhr

Rund zwei Millionen Katzen leben in Deutschland wild auf der Straße. Und auch viele andere Haustiere vermehren sich teilweise unkontrolliert. Wir erklären, was du dagegen tun kannst und wo du im Ernstfall Hilfe bekommst.

Der Halter ist für seine Tiere und deren Nachkommen verantwortlich

Das ist die wohl wichtigste Aussage, die sich ein zukünftiger Tierbesitzer durch den Kopf gehen lassen sollte, rät auch Tierschutzexpertin Hester Pommerening vom Deutschen Tierschutzbund e.V.: „Sie sollten sich wirklich vor der Anschaffung Ihres Tieres über das Fortpflanzungsverhalten der jeweiligen Art informieren. Wieviel Nachwuchs ist in welchem Zeitraum zu erwarten, wie verhüten Sie Schwangerschaften bei Ihrem Haustier?“ Denn: Du bist als Tierbesitzer dafür verantwortlich, dass es deinem Tier und seinem Nachwuchs gut geht. Vermehren sich deine Tiere unkontrolliert, kannst du die Verantwortung für die Nachkommen nicht abwälzen. “Haben Sie für zu viele Tiere nicht genügend Futter, Zeit oder Platz, verursachen Sie fahrlässig Tierleiden“, so uns Expertin.

Das Katzenproblem – das auch andere Tiere haben

In der freien Natur paaren und vermehren sich Tiere in der Regel nur dann erfolgreich, wenn die Umstände günstig sind, genug Futter da ist usw. Ist das nicht der Fall, sterben viele Tierkinder schon nach kurzer Zeit oder es werden erst gar keine geboren. In der Heimtierhaltung und auch in der Umgebung des Menschen finden Haustiere oftmals genug Futter und auch Unterschlupf. So können sie unkontrolliert sehr viele Nachkommen in kurzer Zeit bekommen.

Leider geht es den Tieren oftmals nicht gut, so Hester Pommerening vom Deutschen Tierschutzbund: „Die Tiere sind ja domestiziert, kommen also in freier Natur viel schlechter zurecht als etwa die echten Wildkatzen. Sie bekommen Krankheiten, Parasiten, sind unterernährt.“ Das Bild vom Streuner, der draußen schon irgendwie klar kommt, ist in der Realität ganz anders.  

Auch in der der Obhut des Menschen leiden Tiere, sie sich zu stark vermehren extrem unter zu wenig Nahrung, Platzmangel und zum Beispiel Revierkämpfen.

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So beugst du sinnvoll vor

Kastration beziehungsweise Sterilisation sind am besten geeignet um die ungewollte Vermehrung von Hund und Katze zu vermeiden. Bei Katzen geht das problemlos einfach mit Voranmeldung beim Tierarzt. Bei Hunden ist das nicht so ohne weiteres möglich, es braucht dazu schon einen guten Grund. Das Verhindern von ungewolltem Nachwuchs lässt sich dazu aber in der Regel zählen. „Haben Sie nur einen Hund, können Sie aber ganz gut auch so dafür sorgen, dass kein Nachwuchs gezeugt wird, das ist bei freilaufenden Katzen ja viel schwieriger“, so unsere Expertin. Auch Kaninchen und Meerschweinchen kannst du kastrieren lassen, am besten bevor sie geschlechtsreif sind. Dazu berät dich dein Tierarzt genau. Hormonprodukte wie Pillen oder kleine Implantate unterdrücken Geschlechtstrieb oder/und die Fruchtbarkeit meist sehr erfolgreich, müssen aber genau verabreicht beziehungsweise regelmäßig erneuert werden. Tipp für kleine Nager: Die Gruppe so zusammenstellen, dass erst gar nicht der Wunsch nach Vermehrung aufkommt.

Vögel

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Können im Prinzip ihrem Trieb nach Lust und Laune nachkommen. Du musst nur die gelegten Eier zeitig genug gegen künstliche Nachbildungen austauschen. Wenn die Vögel sich nicht paaren sollen, hilft es, den Nestbautrieb zu unterbinden, indem in der Voliere kein Platz und Material zum Nestbau angeboten wird.

Wenn du Nachwuchs ausdrücklich willst

Dann solltest du dich im Vorfeld ausführlich belesen und am besten vom Tierarzt beraten lassen, was das trächtige Muttertier und die Jungen an Pflege, Brutplatz, Betreuung bei der Geburt und eventuell Futter brauchen. Oft stellen neu geschlüpfte oder geborene Tiere ganz andere Anforderungen als ihre Eltern. Einfach Tiere nach zu züchten, um damit Geld zu verdienen, davon rät unsere Expertin ab: „Die Idee könnte gerade bei Hunden und gefragten Rassen in der aktuellen Situation leicht entstehen. Zur Hundezucht gehört aber sehr viel Wissen, Erfahrung und eine aufwendige Ausstattung, um den Tieren wirklich gerecht zu werden. Der enge Kontakt zu Tierärzten und dem Veterinäramt sind ebenso nötig.“

Tierheime helfen – aber

Sollte ungewollter Nachwuchs dich überfordern und bekommst du ihn nicht in vertrauensvolle Hände abgegeben, führt dein erster Weg ins Tierheim. „Dort ist man nicht verpflichtet, Ihnen zu helfen. Die Mitarbeiter bemühen sich aber immer nach Kräften, Ihr Tier entweder selbst aufzunehmen oder es an ein anderes Tierheim zu vermitteln“, so Expertin Hester Pommerening. Auch die Gemeinde oder andere Behörden sind nicht verpflichtet, dir ein Tier abzunehmen. Deshalb gilt es genau zu überlegen, ob du tatsächlich Nachwuchs willst.

Wenn du Probleme siehst

Manche Menschen sind mit dem Nachwuchs ihrer Haustiere überfordert, können es sich aber nicht eingestehen. Das nimmt mitunter extreme Züge an, heute als Animal Hoarding bezeichnet. „Sollten Sie solche Anzeichen bemerken, wenn also zu viele Tiere in einer Wohnung gehalten werden, oft alleine oder schlecht ernährt sind, gehen Sie auf die Besitzer zu und bieten Sie Ihre Hilfe an“, rät unsere Expertin. Veterinär- und Ordnungsamt oder auch die Tierheime helfen in solchen Situationen weiter.

Dieses Thema im Programm MDR JUMP bei der Arbeit | 30. März 2022 | 11:45 Uhr

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