Weihnachtsgans kaufen – darauf solltest du achten

Ein guter Gänsebraten gehört für viele zu Weihnachten traditionell einfach dazu. Anderen tun die Gänse leid, aufgrund der Haltungsbedingungen für viele Tiere. Wir sagen dir, worauf du beim Kauf einer Weihnachtsgans achten solltest.

Warum eigentlich Gans?

Früher gehörten sie auf jeden Bauernhof, als Alternative zu Wachhunden und Schlechtwettermelder. Gänse futterten sich vom Frühjahr bis zum Winter selber kräftig Fleisch an und wurden dann in der Regel am Martinstag und zu Weihnachten geschlachtet oder Knechten und Mägden als Teil des Lohns mitgegeben. Diese Bräuche haben sich gehalten und Gänse werden immer beliebter. Gans essen war noch vor ein paar Jahren was für alte Leute, heute bestellen sich auch die Jüngeren in der Stadt gerne mal eine Gans zum schicken Essen mit Freunden.

Supermarkt- und Discountergänse: Tierquälerei ist an der Tagesordnung

Rund 3000 Tonnen Gans werden pro Jahr aktuell in Deutschland geschlachtet. Laut Verbraucherzentrale ist das aber nur die Spitze des Eisberges:

Die meisten Tiere (85-90 Prozent) in den Supermarkttheken stammen aus Ungarn und Polen.

Aber auch Belgien, Frankreich, Bulgarien und Spanien liefern Gänse nach Deutschland. Problem: Sie werden in riesigen Ställen zum Teil in Zwangsmast gehalten.

Mit Hilfe eines Rohres bekommen die Tiere statt der üblichen 200 Gramm Futter pro Tag bis zu ein Kilo in den Hals gestopft. Auf diese Weise erreichen die Gänse in wenigen Wochen ausreichend Gewicht und die Leber vergrößert sich krankhaft durch Fetteinlagerung um ein Vielfaches

bemängelt die Verbraucherzentrale. In Polen und Ungarn werden Gänse auch noch lebend gerupft. Die meisten Gänseprodukte in unseren Supermärkten kommen aus solchen Haltungsbedingungen. Dafür kostet die ganze Gans dann auch pro Kilo nur ganze fünf Euro. Wichtig: Am besten nur Gänse aus deutscher Produktion kaufen. Aber:

„Frisch von deinem Bauern“ – besagt überhaupt nichts

Landwirte, die nicht so wirklich Bio- oder Freilandhaltung mögen, umschreiben ihre Haltungsbedingungen oder „Tierproduktion“ gerne mit frischen, blumigen Begriffen, die eine heile Bauernhofidylle vorspielen, welche so nicht existiert. Es wird bewusst mit Emotionen und Kopfkino vom schönen, gesunden Landleben geworben. Deshalb warnt die Verbraucherzentrale:

Gänse in Polen
Bildrechte: Monika Sieradzka/MDR

Angaben wie "bäuerliche Aufzucht" oder "tiergerechte Haltung" sind nicht geschützt und sagen nichts über die Haltungsbedingungen aus.

Begriffe, denen du vertrauen kannst

Wer zu St. Martin oder Weihnachten eine Gans aus artgerechter Tierhaltung servieren möchte, sollte auf das Bio-Siegel oder die Kennzeichnungen aus Freilandhaltung achten

rät die Verbraucherzentrale. Auch Begriffe wie Bäuerliche Freilandhaltung oder Bäuerliche Freilandhaltung mit unbegrenztem Auslauf sind EU-weit gültig und geschützt. Eine Gans aus deutscher Produktion versehen mit einem dieser Siegel oder Begriffe hatte ein halbwegs anständiges Leben. Halbwegs deshalb, weil eine Gans eigentlich bis zu 20 Jahre alt werden kann, eine Schlachtgans aber noch nicht mal ein ganzes Jahr erlebt.

Wie geht’s der Gans wirklich? Am besten mal hinfahren:

Auf der Suche nach deiner Gans, hilft das Internet. Biobauern und konventionelle Züchter geben auf Ihren Seiten Auskunft über Haltung, Verkaufstermine und Preise. Dort gibt es viel fitte und sehr freundliche Bauern, die gerne Auskunft über ihre Gänse und die Haltung geben. Am besten fährt man mal hin und guckt sich das vor Ort an, viele haben auch gleich einen Hofladen. Wichtig: Vorher am besten nach einem Termin fragen.

Was die gute Gans kosten sollte

Ein gutes Indiz für eine artgerechte Haltung ist der Preis. Frische und im Idealfall geschlachtete Gänse kosten pro Kilo zwischen zwölf und knapp zwanzig Euro, Biogänse sind rund fünf Euro teurer.

Gänsebraten
Bildrechte: Colourbox

Wieviel Gans braucht ihr eigentlich?

Eine gute Gans verliert bei der Zubereitung kaum an Gewicht. Sie hat nämlich nur wenig Fett, das ausgelassen werden kann. Normale Esser kommen bei einem üppigen Mahl mit etwa 600 Gramm inklusive Knochen völlig hin. Es gibt ja auch noch Klöße und Co. Für vier Personen reicht eine eher kleine Gans mit knapp vier Kilo Gewicht also völlig aus. Wer sich eine ganze Gans nicht zutraut, der ist mit Brust oder Keule gut beraten. Auch das bieten gute Erzeuger portionsgerecht an.

Fazit

Eine Gans, die ein halbwegs anständiges Leben hatte, bekommst du nur aus Freiland- oder Biohaltung. Sie muss pro Kilo mindestens 12 Euro kosten. Am besten schaust du dir die Lebensbedingungen an und sprichst mit Züchtern und Bauern.

Dieses Thema im Programm MDR JUMP bei der Arbeit | 22. November 2021 | 11:45 Uhr

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