Was gehört in die Zuckertüte?

Die Thüringer sind schuld, ach ja und die Sachsen. Sagt zumindest die Legende von der Zuckertüte. Wir sagen dir, wie die 200 Jahre alte Frage, was denn reinkommt, heute beantwortet wird, auch gegen den Mainstream.

Keine Angst vor Vergleichen – Du musst nicht schenken, was alle schenken

Eltern kennen das vom ersten Tag der Kita: Es gibt immer irgendwen, der meint, dass sein Kind jetzt schon reif ist, für Minicomputer, Playstation und ja, auch Handys. Und Kinder wollen mit dem was andere haben, immer gerne mitziehen. Da fällt es schwer nein zu sagen. Und wenn es zum Schulanfang bei anderen Kids gleich ein Smartphone in der Zuckertüte gibt, wird der Druck besonders groß. In solchen Situationen rät die Thüringer Medianpädagogin Dr. Iren Schulz von der Initiative Schau-Hin! „Ihr Kind wird nicht automatisch zum Looser, wenn es zum Schulanfang nicht mit allen möglichen digitalen Tools ausgestattet wird. Lassen Sie sich als Eltern da auf keinen Fall von anderen unter Druck setzen.“

Schulanfang, ein großer Tag – da musst du nicht noch Großes schenken

Die Schulanfangsfeier, neue Kinder, Lehrer und das Klassenzimmer überhaupt. Das ist alles ganz schön viel auf einmal. „Sie müssen sich klarmachen, dass der Schulanfang, der erste Schultag und diese gesamte Zeit so viele neue Eindrücke für das Kind bringen, dass es damit genug gefordert ist“, so unsere Expertin. Es braucht also nicht die teuren extragroßen Geschenke in der Zuckertüte. Dein Kind wird sie nur kurz wahrnehmen und dann von anderen Dingen beeindruckt sein.

Darum sind Smartphone und Smartwatch nicht geeignet

Es ist einfach ein zu großes Geschenk: „Aus meiner Sicht gehören Smartphones und/oder Smartwatch definitiv nicht in die Schultüte. Das müssen Sie auch den Großeltern erklären und da Haltung bewahren. Das Smartphone und der ganze digitale Background bedeuten für ein Kind ein so großes Packet an Informationen, Regeln und Gefahren, dass Schulanfänger damit schlichtweg überfordert sind“, so unsere Expertin. Die Erklärung, dass die Kinder sich ja auf dem Schulweg damit besser orientieren können und sicherer sind, lässt sie nicht gelten: „Tatsächlich bieten diese Smartwatches und Handys mit Überwachungsfunktion eine trügerische Sicherheit. Das Kind kann die Uhr einfach ablegen, vergessen, oder es geht was kaputt, dann haben Sie als Eltern ein Problem.“

Dein Kind kommt auch so zurecht

„Außerdem nehmen wir unseren Kindern auch bestimmte Entwicklungsmöglichkeiten: Wenn der Bus mal nicht kommt, sollen sie lernen, zu fragen, im Sekretariat der Schule und ähnliches. Das macht selbständig“, so der Hinweis von Dr. Iren Schulz. Demnach braucht man auch keine Angst zu haben, dass ein Kind anderen Kids später digital hinterher hängt: „Unsere Lebenswelt ist so hochgradig von Medien und Werbung durchzogen, dass Ihr Kind ohne Smartphone garantiert nicht den Anschluss verliert.“ Frühestens mit elf Jahren sollten Kinder ein Smartphone mit Internetzugang haben. Wichtig dabei: Du musst dein Kind in der digitalen Welt begleiten. „Beschimpfungen in sozialen Medien, Kettenbriefe mit entsprechenden Drohungen, all das kann ihr Kind unmöglich alleine verarbeiten“, warnt unsere Expertin. Sollten Verwandte, Großeltern und dein Kind andere Meinung sein, hilft ein einfacher Smartphone-Tauglichkeits-Check.

Welche Medien du ohne Sorge schenken kannst

Damit dein Kind langsam selbständig in die Medienwelt und die Nutzung der Geräte hineinwächst, rät unsere Medianpädagogin: „Ein mp3-Player auch mit Radio ist okay, da können dann Hörspiele oder auch mal ein Podcast laufen. Das sollten Sie zeitlich begrenzen und auf gute Kopfhörer achten. Außerdem würde ich Bücher, Hörbücher oder auch eine DVD empfehlen. Vorsicht aber bei allen Spielzeugen, die einen Zugang zum Internet bieten oder brauchen. Damit sollten Sie Ihr Kind nicht allein lassen.“ Wichtig auch: Du musst die Medienzeit deines Kindes begrenzen. Erklär ihm warum das nötig ist und setz dich durch. Und eine Uhr ist auch ein wunderbares Geschenk.

Und das kann sonst noch in die Tüte

Bis zu neun Liter Volumen hat eine durchschnittliche Zuckertüte. Die kann also ihrem Namen durchaus Ehre machen. „Natürlich gehört Süßkram in eine Zuckertüte, aber auch alles was mit Schule zu tun hat. Tolle Stifte und natürlich auch Spiele“, so unsere Expertin. Ein schöner Füller, ein schöner Tuschekasten oder auch coole Freundebücher sind ideal für die Tüte. Brotbüchsen, Trinkflaschen und Sportbeutel natürlich auch. Achtung: Auch was Witziges, wie ein großes Stück Käse oder tatsächlich eine Tüte Zucker können mit hinein. An solche Dinge erinnert sich dein Kind später eher als an den x-ten Anna- und Elsa- Haarreifen.

Besondere Geschenke – was Schulanfänger schon verstehen, und was nicht

Gerade wenn Oma und Opa nicht immer da sein können, sind Gutscheine für tolle gemeinsame Erlebnisse ein schönes Geschenk. Dabei sollten sie es aber konkret machen: Einfach nur „gemeinsame Zeit“ oder einen Wochenendausflug zu schenken, kann ein Kind mit sechs oder sieben Jahren nur schwer erfassen. Eine Eintrittskarte mit Basecap für den Freizeitpark oder ein Gutschein für eine Schnupper-Reitstunde sind greifbar und bleiben besonders lange im Gedächtnis, wenn die Großeltern dann auch noch mitkommen.

Dieses Thema im Programm MDR JUMP bei der Arbeit | 16. August 2021 | 11:45 Uhr

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