Radhelme mit Licht – Bringen die im Dunkeln zusätzliche Sicherheit?
Hauptinhalt
Ein rotes Licht hinten, blinkende LED-Lichter an der Seite: Beleuchtete Radhelme sehen für viele erstmal ungewohnt aus. Diese Helme sollen aber im Dunkeln ein Plus an Sicherheit bieten. Das klappt aus Sicht von Fahrradexperten auch. Sie raten aber Radfahrern dazu, eher auf ein paar andere Details als auf Licht am Helm zu achten.
Licht nach hinten und zur Seite ist erlaubt
Bei Fahrradfahrern mit Licht am Helm gibt es aktuell zwei Gruppen. Die Radfahrer der ersten Gruppe wollen einfach besser von Autofahrern, Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern gesehen werden. Ihre Sichtbarkeit können die im Handel erhältlichen Helmen mit LED-Licht tatsächlich um einiges erhöhen, sagt der Ludwigsburger Sachverständige für Fahrräder und E-Bikes Dirk Zedler:
Lichter an der Rückseite des Helms und an dessen Seiten seien im Straßenverkehr auch zulässig.
Man kann an dem Körper des Radfahrers sehr viel anbringen. Reflexstreifen an die Beine, Reflexbänder an die Arme, eine auffällige Weste. Der Körper des Radfahrers ist da nicht reglementiert.
Anders sieht das beim Helmlicht der zweiten Gruppe aus. Diese Radfahrer bringen LED-Strahler oder auch "Helmlampen" am Kopfschutz an. Dieser Trend kommt aus dem Mountainbike-Sport. Die Lampe zeigt bei schneller Fahrt genau dorthin, wo auch der Sportler hinschaut.
Der Scheinwerfer, der ein aktives Licht nach vorne wirft, der wird oft von den Fahrradfahrern als Ersatz für das Licht am Fahrrad verwendet. Und das ist weder erlaubt noch ist es meiner Ansicht nach im Straßenverkehr sinnvoll.
Die sehr helle Lampe auf Kopfhöhe blende nicht nur andere im Straßenverkehr.
Es gibt ganz klar die Erkenntnis, dass Autofahrer und alle Verkehrsteilnehmer bekannte Silhouetten wahrnehmen müssen, bevor sie es realisieren. Und dazu gehört eine vernünftige Beleuchtung am Fahrrad: Vorderlicht, Rücklicht, Vorderstrahler, Rückstrahler und Pedalstrahler und seitliche Reflektoren. Wenn ich das alles habe, dann erst macht es Sinn, am Körper und am Helm was ran zu machen.
Bitte nicht zu grell
Lennart Klocke hat für BIKE BILD elf Radhelme mit Licht im Fahrrad-Alltag getestet. Aktuell gebe es keine Norm dafür, wie hell die Beleuchtung sein darf. Entsprechend groß seien die Unterschiede bei der Helligkeit der Helmleuchten im Test gewesen:
Sehr helle Rücklichter oder auch blinkende LED-Bänder könnten andere Verkehrsteilnehmer stören und ablenken. Das sei im Praxistest auch an den Reaktionen anderer Radfahrer deutlich geworden. Der Vergleich zeigte zudem, dass mit dem Licht am Helm immer auch etwas Aufwand verbunden ist.
Die Akkus im Helm sind besonders klein und kompakt. Wenn ich jeden Morgen mit dem Rad 20 bis 30 Minuten zur Arbeit fahre und zurück, dann halten die Akkus rund eine Woche. Die muss man also recht zeitnah wieder aufladen.
Kälte könne die Akkulaufzeit zusätzlich enorm verkürzen. Abgesehen davon seien die beleuchteten Helme recht robust, so Tester Lennart Klocke. Regen habe ihnen im Test nichts anhaben können. Nach einem Starkregen sollten Radfahrer sicherheitshalber trotzdem überprüfen, ob Wasser in die Lichter eingedrungen sei. Auch einen Sturz auf den Boden würden die Helme vertragen, sagt Lennart Klocke.
Da kann es bei einigen Modellen passieren, dass das Licht abspringt, weil das nicht so richtig fest in der Schale integriert ist. Aber das kann man dann wieder reinstecken und das funktioniert weiter.
Das Licht am Helm sollten Radfahrer am besten vor der Fahrt einschalten und auch überprüfen.
Bei den meisten Modellen ist es relativ umständlich, das während der Fahrt zu bedienen. Gerade weil das oft ein kleiner Schalter am Hinterkopf ist. Und wenn man Handschuhe trägt, ist das nochmal schwieriger.
Die beiden ersten Plätze im Test von BIKE BILD belegten die beleuchteten Radhelme Cratoni Commuter für rund 130 Euro und Ked Mitro für 160 Euro. Für rund 80 Euro gibt es den Endura Luminite II, der im Test auch die Note "gut" bekam.
Beim Kauf: Hauptsache leicht
Ein guter Fahrradhelm sollte möglichst gut belüftet und leicht sein und darf beim Tragen nicht drücken. Erst wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, könne man sich um Zusatzausstattungen wie eine Beleuchtung kümmern, sagt Dirk Zedler:
Einen Helm muss man immer nach der Passform kaufen. Ein Helm, der gut passt und angenehm zu tragen ist, den werde ich benutzen. Mancher hat einen Kopf, auf den ein 80 Euro-Helm perfekt passt. Bei anderen passt erst der Helm für 220 Euro gut. Die Hersteller haben dafür verschiedene Passformen, die auf die Kopfform angepasst sind. Und auch darauf, wo die Ohren oder Augenbrauen sitzen.
Grundsätzlich gelte: Je leichter ein Helm sei, desto höher sei auch der Preis. Dabei sei das Gewicht ein wichtiges Sicherheitskriterium. Ein schwerer Helm beschleunige im Ernstfall den Kopf auch mehr. Als Folge können die Verletzungen dann schwerer sein.
Die reine Rücklichtanlage liegt zwischen 20 und 60 Gramm. Das ist im Vergleich mit dem Helmgewicht selbst nicht relevant. Da kommt es eher drauf an, welche Helmauswahl ich treffe.
Wer auf die DIN-Norm 1078 am Helm achtet, kann nichts falsch machen. Die legt fest, was ein Fahrradhelm aushalten muss.
Fahrradhelme haben ein Ablaufdatum
Das steht zwar auf dem Kopfschutz nicht drauf. Trotzdem sollten Radfahrer den Helm sicherheitshalber nur ein paar Jahre tragen. Vielfahrer tauschen am besten nach vier Jahren, Wenigfahrer nach acht Jahren, rät Lennart Klocke.
Das Schaummaterial vom Helm wird Kälte, von Hitze, von UV-Strahlung und Wasser bearbeitet.
Damit härte das Helmmaterial irgendwann aus und verliere so seine Schutzwirkung.
Dieses Thema im Programm MDR JUMP bei der Arbeit | 27. April 2021 | 10:45 Uhr