Ordnung schaffen: So einfach ist ausmisten und aufräumen
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Vor gut 100 Jahren gab es in einem normalen Haushalt rund 180 Dinge. Heute sind es über 10.000. Klar, dass man da schnell den Überblick verliert. Wie kommt Ordnung ins Chaos und auch ins Homeoffice? Wir räumen auf.
Warum wir uns zumüllen
Wir sind Jäger und Sammlerinnen. Und das kriegen wir auch aus den Genen nicht so schnell raus. Das Phänomen, dass wir uns selbst mit viel Platz fast automatisch zumüllen, beschreibt Organisationsberaterin und Ordnungscoach Kerstin Weigelt so: „Wenn irgendwo an einem Platz ein Ding rumsteht, haben wir fast automatisch den Drang, dort noch etwas hinzustellen. Den Platz, den wir haben, nutzen wir aus und besetzen ihn.“ So kommt es, dass selbst große Regale und Schränke sich im Lauf der Zeit wie von Geisterhand füllen. „Sie müssen da regelmäßig durchgehen und kontrollieren, was brauchen ich wirklich noch, was hatte ich ewig nicht an oder in Benutzung“, rät unsere Expertin.
Die besten Zeiten um Ordnung zu schaffen
Aufzuräumen ist nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich eine Art Neuanfang oder Reinigung. „Die Jahreswende ist dazu ein guter Zeitpunkt. Man schließt mit dem alten Jahr ab, bereitet sich auf das neue vor“, so Kerstin Weigelt. Ähnlich gilt das auch für den Frühjahrsputz, der frische Luft, Helligkeit und Sauberkeit in unser Zuhause bringt. Und das wirkt tatsächlich auch auf die Psyche, weiß unsere Expertin: „Das ist ein Weg von der äußeren zur inneren Ordnung. Wir räumen Altes, Belastendes weg und sind bereit, für neue, frische Sachen, auch im Kopf.“ Um im chronisch überfüllten Wäscheschrank Platz zu schaffen, bieten sich die Saisonwechsel an.
Die wichtigsten Regeln
Man will aufräumen, weiß aber bei manchen Sachen einfach nicht, wohin damit. Das ist eines der Grundprobleme. Dazu unsere Organisationsberaterin:
„1. Alles hat seinen Platz. Das ist die wichtigste Regel. Schaffen Sie Kategorien, dann wissen Sie sofort, was wohin gehört. Das ist ähnlich dem Besteckkastenprinzip. Da wissen alle automatisch, wo Löffel, Gabel, Messer hingehören.“ Mit Kisten, Kästen und Ordnern schafft man so eine Struktur.
„2. Alles hat einen Platz. Das bedeutet zum Beispiel, dass Sie Handtücher nicht an drei Stellen im Haushalt liegen haben, sondern nur in einem Schrank oder Regal“, rät Kerstin Weigelt. So ist für alle ganz klar: an diesem Punkt finde ich dieses Ding. Man rennt also nicht von Lager zu Lager und verbraucht damit wieder Zeit beim Suchen. Die dritte Regel nennt unser Ordnungscoach:
„3. Die 80 – Prozent Regel. Füllen Sie Regale oder Schränke immer nur so voll, lassen sie 20 Prozent frei. Dann behalten Sie nämlich den Überblick, können alles einsehen und finden schnell die Dinge, die Sie brauchen. Was Sie in einem vollgestopften Regal nicht sehen, verlieren Sie auch aus den Gedanken.“
So fängst du an
„Am Samstag machen wir jetzt alle mal den großen Ruck“ – funktioniert nur selten. Am besten beginnst du mit einem Plan. Lauf durch deine Wohnung und schreib auf, was du ändern, aufräumen und in Ordnung bringen willst. Dann vergibst du für die jeweiligen Aufgaben eine Zeitdauer und am allerbesten gleich noch einen Termin. Tipp: Aufräumen macht zu zweit mehr Spaß, werden es noch mehr, kann schnell wieder Chaos aufkommen. Nimm dir nicht zu viel vor, geh es in kleinen Schritten an.
Wenn der Rest der Familie nicht ordentlich ist
Das Gefühl, wann etwas schön ordentlich und aufgeräumt ist, ist sehr individuell. Jeder leidet also unterschiedlich unter Chaos. Lebst du nun mit vier anderen in einer Familie oder WG, die relativ unordentlich sind, empfiehlt unsere Expertin: „Fangen Sie alleine an, das ist kein Problem. Schaffen Sie Ordnung in Ihrem Bereich. Halten Sie das durch, werden Sie sehen, dass die meisten anderen früher oder später mitziehen.“ Ordnung machen ist zwar unbeliebt, ist die Ordnung aber erstmal da, fühlen sich Menschen darin mehrheitlich wohl.
Ordnung im Homeoffice
Aktuell arbeiten viele von zuhause. Vorteil: Wir sind viel flexibler und können zwischendurch schnell was erledigen. Problem: Berufliches und Privates werden so vermischt, dass die Arbeit in die Familie vordringt und man oft noch am Abend vor dem Rechner sitzt. Auch Arbeitsunterlagen können schnell zum Opfer des Familienalltags werden. Dagegen rät Kerstin Weigelt: „Sie müssen das ganz klar abgrenzen. Am besten hat man ein Zimmer oder einen Schreibtisch, der nur der Arbeit vorbehalten ist. Der Küchentisch, an dem die Kinder während der Arbeit noch ihre Hausaufgaben machen, ist keine gute Idee.“ Arbeitssachen müssen also ganz klar getrennt werden.
So werden die Kinder ordentlich
„Geh in dein Zimmer und räum auf, sonst gibt es kein Abendbrot. Das ist der völlig falsche Ansatz“, warnt unsere Expertin. Und weiter: „So lassen Sie Ihr Kind mit einer Überforderung zurück. Denn auch das Kind muss ja erstmal an eine klare Struktur herangeführt werden. Zeigen Sie ihm, wo die Dinge ihren festen Platz haben können, was das Kind behalten und was aussortieren kann.“ Wichtig ist dabei, Ordnung nicht als etwas negativ Belegtes, Nerviges zu vermitteln, sondern vielmehr gemeinsam aufzuräumen und geordnete Strukturen auch vorzuleben.
Ordentliche Menschen leben gesünder…
Tatsächlich sollen Menschen, die im Chaos leben, einen höheren Cortisolspiegel und damit ein größeres Stresslevel haben. Ordnung beruhigt, schafft Platz für Ideen und macht kreativ. So lautet zumindest der medizinische Ansatz. In der Praxis fühlen sich gerade kreative Menschen in einer gewissen Unordnung wohl und können so besonders produktiv sein…
Dieses Thema im Programm MDR JUMP bei der Arbeit | 14. Januar 2022 | 11:45 Uhr