Instrumente lernen: So gelingt der Einstieg für Kinder und Jugendliche

Musik ist toll! Deshalb spielen rund 9 Millionen Menschen hierzulande ein Instrument, rund 4 Millionen singen im Chor. Wann ist der richtige Zeitpunkt um zu beginnen, welches Instrument ist das richtige und wie erkennt man gute Musiklehrer?

Kann Jeder Singen lernen? Klare Antwort: Jein

Die technischen Voraussetzungen zum Singen haben fast alle Menschen. Rein theoretisch kann man aus jeder Stimme also eine ganze Menge rausholen. Es gehören zum Singen aber auch noch das Hören, das Rhythmusgefühl das Empfinden für Musik und die richtigen Töne dazu. Vieles davon kann man trainieren. Es hat aber alles seine Grenzen. Deswegen reicht es bei Manchen auch nach jahrelangem Unterricht geradeso für ein schönes Lied im Bad und andere setzen sich ganz ohne Training ans Lagerfeuer und beeindrucken die Gesellschaft. Ganz wichtig: Talent alleine reicht auf Dauer nicht aus.

Muss jeder singen lernen? Nein, es gibt doch Autotune und Co.

Und das ist die Realität: Mit spezieller Software lässt sich jede Stimme so bearbeiten, dass es richtig gut klingt. Wer also für Oma tatsächlich mal einen tollen Song aufnehmen will und ansonsten klingt, wie ein alter Blecheimer, der kann für ein paar hundert Euro im Studio tricksen lassen und sich ein bisschen wie ein Star fühlen, völlig legitim. Viele Große der Musikbranche machen es ja auch.  

Warum man unbedingt einen Lehrer braucht, wenn man es ernst meint

Ganz einfach: Wir hören den Gesang von anderen nur von außen über unser Ohr. Uns selbst hören wir zusätzlich noch von Innen. Dieses Mischhören sorgt dafür, dass wir einen völlig anderen Eindruck von unserer Stimme haben, als sie objektiv ist. Wer sich das erste Mal auf einer Aufnahme hört, ist oft irritiert und eher negativ überrascht. Deshalb kann man gutes Singen nicht alleine lernen, weil man kein vernünftiges Feedback von außen bekommt. Ein guter Gesangslehrer oder Lehrerin sind hier wirklich wichtig, auch damit man sich keine falsche Atem- oder Stütztechnik angewöhnt und seine Stimme am Ende eher noch schädigt.

Der Weg zum guten Sänger – und wie man den guten Lehrer erkennt  

Wer im klassischen Bereich richtig gut sein möchte, braucht Jahre und einen guten Gesangslehrer, davon gibt es hierzulande zum Glück noch viele. Übrigens auch für Gesangsunterricht im Unterhaltungsbereich. Privat oder von der Musikschule, das ist Geschmackssache. Den guten Lehrer zeichnet vor allem aus, dass er ehrlich zu seinen Schülern ist und ihnen keinen Honig um die Schnute schmiert. Gesang hat viel mit Training, Kondition, Ausdauer und Fleiß zu tun. Wer das beherzigt, wird viel Freude am Gesang haben.

Ab welchem Alter können Kinder ein Instrument lernen?

Man kann nicht früh genug anfangen, sein Kind für Musik zu begeistern. Private Anbieter und vor allem auch stattlich geförderte Musikschulen wie das Konservatorium Georg Philipp Telemann - Musikschule der Landeshauptstadt Magdeburg bieten Kurse zur elementaren Musikerziehung schon ab dem sechsten Lebensmonat an. Für das ernsthafte Erlernen eines Instrumentes rät der Direktor des Konservatoriums und Pianist Stephan Schuh: „Spätestens mit Beginn der Grundschulzeit sind Kinder in der Lage die neue „Sprache“ Musik und ernsthaft ein Instrument zu lernen. Ideal ist auch der Zeitraum ab der zweiten Klasse, da haben die meisten Kinder den sogenannten Schulschock überwunden und sind bereit für ein Instrument.“ Schließlich geht es nicht nur um Tastendrücken oder Saitenstreichen, auch Notenwerte, Tonnamen, Pausenzeichen, eine ganze Schrift müssen geübt und verinnerlicht werden. Wichtig also: Ja, Musik machen oder begleiten so früh wie möglich. Ernsthaft ein Instrument lernen, nur, wenn das Kind es auch wirklich kann. Hinzu kommt: Kann das Kind das jeweilige Instrument körperlich handhaben? „Bei einigen Blasinstrumenten aber auch Gitarre, Geige und einigen Schlaginstrumenten gibt es spezielle Kindergrößen, da spielt die körperliche Größe nicht die entscheidende Rolle“, so unser Experte.

Welches Instrument ist für den Einstieg ideal?

Das kann man nur durch Probieren herausfinden. Viele Musikschulen und einige Privatlehrer bieten dafür so genannte Instrumentenkreise/karusselle an: „Im Lauf von eine paar Wochen kann das Kind sich an den unterschiedlichsten Instrumenten ausprobieren und herausfinden, was am besten passt. Und das sollten Sie auch wirklich durchhalten, damit sich das Kind für das richtige Instrument entscheidet. Aber auch ein späterer Wechsel ist nicht schlimm, wenn man so sein Instrument findet“, so Pianist und Musikschuldirektor Stephan Schuh. Wichtig: Das Instrument muss auch zu Hause passen. Eine Trompete in der Mietwohnung oder die halbe Geige im Neubaublock können schnell zum Ärger mit den Nachbarn führen.

Solo oder Chor/Orchester?

Solo ist aufregend und einzigartig für Menschen die naturgegeben gerne an der Bühnenrampe stehen. Chor ist, mit gutem/r Leiter/in, überwältigend, weil aus vielen Stimmen eine unglaubliche Kraft entstehen kann. Für ein gutes Orchester gilt das Gleiche. Wer nicht jeden Tag üben möchte oder kann, für den findet unser Experte einen Chor eine gute Möglichkeit dennoch Musik zu machen: „Für ein Instrument sollte schon fast jeden Tag geübt werden, das Training ist einfach wichtig. Im Chor haben die Kinder hingegen ein-, zweimal die Woche Probe und das reicht manchmal auch schon, um später Freude bei Konzerten zu haben.“

Was kostet Unterricht für Gesang, Klavier und Co?

Staatlich geförderte Musikschulen sind aufs Jahr gerechnet und mit speziellen Gruppenunterrichts-Angeboten in der Regel etwas preiswerter, als private Gesangslehrer. Ganz allgemein kostet wöchentlicher Musikunterricht aber rund 1.000 Euro pro Jahr. Wer als Lehrer deutlich teurer ist, muss als Musiker schon richtig weit vorn liegen.

Privatunterricht vs. Musikschule

Es gibt auf beiden Seiten in Deutschland immer noch sehr gute Pädagogen. Wer es gerne sehr individuell möchte, ist privat gut aufgehoben, muss aber darauf achten, dass Lehrer oder Lehrerin auch durchaus mal streng sind.

Vorteil Musikschule: Ist eine Lehrkraft krank, kann die andere einspringen, es gibt also seltener Ausfälle. Vorteil Musikschule 2: Viele Einrichtungen veranstalten Vorspiele und kleine bis große Konzerte, es geht also auf die Bühne. Hinzu kommen Förderangebote für Talente, Musiktheorie, Leihinstrumente und vieles mehr.

Wichtig zu wissen:

Singen oder ein Instrument zu lernen ist kein Dauerspaß. Talent hilft, ist aber kein Ersatz für Übung. Nur regelmäßig fleißig sein, macht wirklich gute Musiker aus. Nach der ersten Begeisterung, folgt oft die Ernüchterung, dass draußen so schönes Wetter ist und man selbst jetzt am Klavier sitzen muss.

Fast alle Eltern kennen das Dilemma: Bricht man nach ein paar Wochen ab oder wechselt ständig das Instrument, gibt es zwar keinen Übungsfrust zu Hause, ist der Nachwuchs dann aber mal älter, hört man sich unter Umständen an, dass man früher doch ruhig mehr Druck hätte machen können. Den Weg aus diesem Dilemma müssen Eltern leider ganz alleine finden. Chor oder Orchester könnten Lösungen sein, denn zusammen zu musizieren macht mehr Spaß.

Fakt ist, es lohnt sich. „Es geht ja nicht nur um das reine Instrument oder den Gesang. Beim Üben und Proben und allgemein beim Musizieren entwickeln und fördern Kinder so viele Fähigkeiten, dass sich das sehr positiv auf den gesamten Reifeprozess du das spätere Leben auswirkt“, so unser Musikschulexperte abschließend.

Dieses Thema im Programm MDR JUMP bei der Arbeit | 04. März 2022 | 11:45 Uhr

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