Welcher Kamin ist der richtige für mich?
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07. Februar 2022, 02:10 Uhr
30 Prozent mehr für Gas und Öl! Das sitzt und treibt vielen Mietern und Hauseigentümern Schweißperlen auf die Stirn. Alternativen sind gefragt: Ein Kamin zum Beispiel - Holz knistert, es ist kuschelig warm und man spart… oder?
Warum ein Kamin nur auf lange Sicht Kosten spart
Die Frage, ob du mit einem Kamin wirklich weniger Heizkosten hast, beantwortet der Schornsteinfegermeister und Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit der Schornsteinfegerinnung Sachsen, Bernd Damisch so:
Das pauschal zu behaupten wäre falsch. Das hängt nämlich von vielen Aspekten ab. Die Anschaffungskosten sind hoch und sie ersetzen ja nicht die gesamten Heizkosten. Im Normalfall ist ja eine Heizung vorhanden, die eine Grundwärme schon liefert.
Bedeutet: Mit einem Kamin kannst du ohnehin nur einen kleinen Teil deiner benötigen Wärme erzeugen und auch nur in dem Raum, in dem der Kamin steht. Andernfalls holst du dir Schimmel ins Haus. Ein Kamin für Brennstoffe wie Holz, Pellets oder Kohle ergibt rein rechnerisch nur Sinn, wenn du ihn oft benutzt, die Brennstoffe preiswert bekommst und ihn sinnvoll ins vorhandene Heizkonzept einbindest.
Was im Vorfeld zu beachten ist
Außer nach Art der Brennstoffe, werden Kamine vor allem nach Ihrer Heizleistung unterschieden. Wieviel Kilowatt dein Kamin leisten muss, hängt von der Größe des Raumes und der Bauart plus Alter ab. Merke: Je älter ein Haus, desto mehr muss ein Ofen in der Regel leisten. Neuere Häuser sind oft einfach besser gedämmt. Wichtig dabei: Der Kamin darf nicht zu wenig aber auch nicht zu viel heizen.
Das würde energetisch überhaupt keinen Sinn ergeben, da Sie irgendwann das Fenster aufmachen müssen, um Ihren überheizten Raum runter zu kühlen
so unser Experte; und zu weiteren wichtigen Dingen, die du beachten musst
Sie müssen klären, wohin die Abluft kommt, haben Sie einen passenden und funktionierenden Schornstein, können Sie den Raum entsprechend mit Frischluft versorgen, können Sie alle Abstände zu brennbaren Möbeln, Wänden oder Balken einhalten?
Der wichtigste Mann und wann du ihn dazu holst
Ein Kamin ist abnahmepflichtig, das heißt, der Schornsteinfeger muss dir ein Go für den Betrieb geben. Das kann er nur machen, wenn du alle Sicherheitsaspekte beim Einbau beachtet hast. Wichtig: Schließt du einen Kamin/Ofen ohne Genehmigung an, drohen bis zu 5000 Euro Strafe. Dazu Schornsteinfegermeister Bernd Damisch:
Sie sollten gleich zu Beginn der Planung mit uns sprechen. Wir schauen uns vor Ort die Situation an und beraten Sie dann in allen Fragen so, dass Sie ihren Kamin sicher betreiben können.
Welcher Kamin passt zu Dir?
Das hängt zum Beispiel davon ab, welche Brennstoffe du möglichst preiswert bekommst. Neben dem klassischen Holz, gibt es auch Kamine, die mit Pellets, Holzbriketts oder Öl und Gas befeuert werden. Während Form und Farbe oft Geschmackssache sind, musst du bei der Auswahl des geeigneten Kamins zum Beispiel darauf achten, ob er auf der Oberfläche richtig heiß wird, das empfiehlt sich nicht, wenn du kleine Kinder hast. Willst du schnell viel Wärme, das Feuer sehen und selber betreuen, empfiehlt sich ein Kamin mit mehreren Sichtfenstern, der auch drehbar sein kann. Willst du Wärme lange halten, bieten sich Kamine mit Speicherkernen an. Es gibt auch Kamine, die du an deinen Warmwasserkreislauf anschließen kannst, programmierbare, gesteuerte und vieles mehr. Auch hier gilt, erst entscheiden, wenn du dich ausführlich informiert hast.
Kamin aus dem Baumarkt?
Die sind in der Regel so gut und sicher wie die vom Fachhändler, können aber im Einzelfall nicht so spezifisch an deine Bedürfnisse angepasst werden. Tipp: Datenblatt vom gewünschten Kamin vom Baumarkt oder Händler mitgeben lassen, Schornsteinfeger schaut drüber und gibt sein Go.
Holz selber machen? Wir rechen mal durch…
Der Raummeter Holz kostet im Baumarkt rund 100 Euro plus/minus. Beim Holzhändler ab 40 Euro, im Wald beim Förster ab 15 Euro. Die Tendenz ist klar, aber: Holzmachen kostet Kraft und Zeit. Willst du alleine ran, brauchst Du:
- einen Säge- beziehungsweise Fällschein, kostet bis zu 300 Euro
- eine vernünftige Motorsäge, kostet ab 300 Euro
- Schutzkleidung, kostet ca. 150 Euro
- Ersatzsägeketten plus zugelassenem Biosprit, kostet pro Jahr ca. 50 Euro
- Transportmöglichkeiten
- ein möglichst trockenes und gut belüftetes Holzregal
- Kreissäge und Holzspalter, Kosten jeweils ca. 300 Euro, gern auch mehr
Der ganze Aufwand lohnt sich also nur, wenn du langfristig planst und mehrere Jahre mit Holz heizt.
Eine Alternative - Elektrokamin
Wenn kein Schornstein in der Nähe ist, der Raum zu klein oder der Schornsteinfegermeister Bedenken angemeldet hat, kann auch ein Elektrokamin für wohlig warme Atmosphäre sorgen. Vorteil: Du brauchst nur eine Steckdose, die bis zu 2000 Watt Dauerleistung aushält. Wichtig also, dass da nicht noch Toaster, Kaffeemaschine oder eine dicke Soundanlage dranhängen. Die Auswahl an Elektrokaminen ist riesig, mit einer Investition ab 300 Euro bist du gut dabei. Und auch die Installation bekommst du in der Regel selbst hin. Vorteile: Kein Dreck, keine Arbeit, keine Abgase und es geht schnell. Nachteil: Die Stromkosten.
(K)eine Alternative – Ethanol Kamine
Auch sie sehen schmuck aus, sind für ein paar hundert Euro zu haben und bieten sogar echte Flammen und Abwärme für eine Wohlfühlatmosphäre. Aber sie sind auch laut Stiftung Warentest brandgefährlich. Zum einen entstehen bei der Verbrennung eben nicht nur Wassersdampf und Kohlendioxid, sondern auch Kohlenmonoxid und andere Schadstoffe. Zum anderen sind Ethanol-Kamine in der Handhabung problematisch, weil schon kleine Unachtsamkeiten beim Nachfüllen zu schweren Verbrennungen führen können.
Achtung: Kamin als Schimmelfalle
Es klingt im ersten Moment paradox. Aber mit einem Kamin kannst du dir so richtig ordentlichen Schimmel ins Haus holen. Und zwar dann, wenn der Sparwille zu groß wird und du nur im Zimmer mit Kamin kräftig heizt und die Türen zu den anderen Zimmern öffnest. Dort ist die Heizung aus und die warme Luft aus dem Kaminzimmer soll für angenehme Temperaturen sorgen. Das funktioniert, aber in den kalten Ecken, hinter Schränken vor Außenwänden usw. reicht die Luft aus anderen Zimmern nicht aus, um die Wand entsprechend zu erwärmen. Die warme Luft setzt sich auf der kühlen Wand ab, kondensiert und du hast beste Voraussetzungen für die Vermehrung von Schimmelsporen geschaffen. Dagegen hilft: Entweder Raum dauerhaft kühl oder dauerhaft warm und allgemein gilt, was auch die Eltern immer riefen: Türe zu!
Fazit
Je früher du beim Hauskauf/-bau oder auch in der Wohnung einen Kamin planst, desto besser und sicherer. Der erste Ansprechpartner ist dein Schornsteinfeger. Er berät dich in allen Fragen zu Zulassung, Kaminart, Abluft und richtiger Bedienung. Im Baumarkt und Fachhandel gibt es gute Produkte, vor dem Kauf nochmal beim Schornsteinfeger nachfragen. Nur wenn du selber Holz machen kannst, lohnt sich ein Kamin auch finanziell.
Dieses Thema im Programm MDR JUMP bei der Arbeit | 07. Februar 2022 | 11:45 Uhr