Kochen für das Haustier – Besser als Futter aus der Tüte oder Zeitverschwendung?

Sie wollen ihre Lieblinge verwöhnen und ihnen eine gesunde Abwechslung zum Dosen- und Trockenfutter bieten: Viele Haustierbesitzer kochen das Futter für ihren Hund und ihre Katze selbst. Mit den Tipps unserer Experten werden Haustiere ausgewogen ernährt.

Ist selbst gekochtes Futter automatisch gesünder für das Haustier?

Auf vielen Internetseiten zum Thema und in Kochbüchern für Tierfutter wirkt es so, als sei die Antwort auf diese Frage klar. Wer das Futter selbst zubereitet, tut seinem Haustier etwas Gutes! Doch ganz so einfach sei es nicht, sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Eine gesunde und ausgewogene Alternative könne selbst zubereitetes Futter nur dann sein, wenn Haustierbesitzer die Bedürfnisse ihres Lieblings gut kennen.

Lea Schmitz
Bildrechte: © Deutscher Tierschutzbund e.V.

Da kommt es immer auf das Tier an und welche Bedürfnisse es hat, je nach Alter, nach Geschlecht. Ist es kastriert, ist es ein trächtiges Tier, hat es Krankheiten. Und da muss ich mich mir mein Tier wirklich genau anschauen.

Dazu gehört auch, sich über die jeweils nötigen Nährstoffe für das eigene Tier und den richtigen Mix aus Fleisch und Gemüse, aus Vitaminen und Spurenelementen genau zu informieren. Das ist etwas weniger wichtig, wenn jemand nur selten und zu besonderen Anlässen das Tierfutter selbst zubereitet. Werden Hund und Katze dagegen regelmäßig oder sogar ausschließlich mit eigenem Futter versorgt, kann eine falsche oder nicht ausgewogene Ernährung ernste Folgen haben. Andy Mulde, Experte für natürliche Tiernahrung aus Hamburg, sagt:

Andy Mulde
Bildrechte: Andy Mulde

Wenn ein junger Hund zum Beispiel zu wenig Kalzium bekommt, dann kann das Auswirkungen auf das Wachstum haben. Auf die Gelenke und das ist vor allem bei schnell wachsenden Hunderassen ein Problem. Oder ein altes Tier bekommt zu viel Eiweiß und der Körper kann das nicht verarbeiten und muss das über die Nieren abbauen. Das kann die Nieren belasten.

Für Futter aus dem Supermarkt oder dem Fachhandel dagegen gebe es genaue gesetzliche Vorgaben. Darin ist geregelt, welcher Bedarf an welchen Nährstoffen für welches Tier gedeckt werden muss.

Wo werden Haustierbesitzer für selbst zubereitetes Futter gut beraten?

Das können Tierärzte mit einer entsprechenden Zusatzausbildung übernehmen, sagt Lea Schmitz.

Diese Mediziner tragen die Zusatzbezeichnung ‚Ernährungsberater für Kleintier‘ oder ‚Fachtierarzt für Tierernährung und Diätetik‘. Dafür gibt es in den Bundesländern Weiterbildungsordnungen und diese Titel dürfen nur geführt werden, wenn die Tierärzte diese vorgeschriebene Ausbildung auch abgeschlossen haben.

Aus Sicht unserer Expertin ist das Kochen von Tierfutter übrigens nur sinnvoll, wenn damit Hunde oder Katzen ernährt werden.

Kleintiere wie Kaninchen und Meerschweinchen fressen ihre Kräuter und ihr Heu. Das muss ich vorher nicht kochen.

Zudem nutzen Kleintiere ihre rohe Nahrung auch dazu, um ihre Zähne regelmäßig abzunutzen.

Warum kochen Menschen für Haustiere, die von Wölfen und Wildkatzen abstammen?

Hund schaut skeptisch aufs Futter
Bildrechte: IMAGO / Cavan Images

Das passt zumindest aus Sicht der Haustierbesitzer nicht, die ihren Tieren ausschließlich naturbelassenes Futter geben: Rohes Fleisch und rohen Fisch, ergänzt mit Gemüse, Nüssen und Ölen. Diese Ernährungsmethode wird meist als BARF oder barfen bezeichnet. Laut unseren Experten gibt es trotzdem gute Argumente für eine Tierernährung mit gekochten Zutaten. Andy Mulde sagt:

Es gibt sehr viele Tiere, viele Hunde vor allem, die eine Ernährung komplett nur mit Rohfutter nicht vertragen. Das ist für diese Tiere zu schwer verdauen. Da macht es durchaus Sinn, bereits vorgegartes, schonend gegartes Futter zu geben.

Mit ihrer Entwicklung vom Wildtier hin zum Haustier des Menschen hätten sich Katzen und vor allem Hunde auch an durch Kochen verändertes Futter gewöhnt. Lea Schmitz sagt:

Beim Füttern mit Rohfutter habe ich zudem immer auch das Risiko, dass Krankheitserreger mit übertragen werden. Multiresistente Keime. Die sind für das Tier vielleicht keine Gefahr, aber für Menschen. Für Schwangere, für ältere, für kranke Menschen.

Diese Krankheitserreger werden abgetötet, wenn Fleisch für das Tierfutter vorher durchgegart wird. Mindestens zehn Minuten auf 65 Grad.

Vertragen Haustiere auch warmes Futter?

Beide Experten raten, selbst gekochtes Futter erstmal gut abkühlen zu lassen und dann erst dem Tier zu geben. Andy Mulde sagt:

Katzen und Hunde vertragen Futter in Zimmertemperatur am allerbesten. Also es sollte nicht zu kalt und nicht zu heiß sein.

Bei manchen Haustieren könne es sogar sinnvoll sein, noch leicht warmes Futter zu geben, sagt Lea Schmitz:

Das macht man manchmal, wenn bei älteren Tieren der Geruchssinn nachlässt. Da wärmt man das Futter dafür nochmal kurz an. Das ist für das Tier dann auch nicht schädlich.

Rezepte für Futter für Haustiere gibt es auf zahlreichen Internetseiten: Die Kollegen der Hannoverschen Allgemeine haben beispielweise hier einige Rezepte nach Tipps einer italienischen Tierärztin zusammengestellt, die ein extra Kochbuch für Tiere geschrieben hat. Aus Sicht von Lea Schmitz sind die Rezepte im Internet sinnvoll für erste Antesten und Ausprobieren.

Aber ich würde dann vielleicht eher noch ein Fachbuch kaufen. Von einem auf Ernährung und Ernährung spezialisierten Tierarzt.

Weil die Mengen in den Rezepten im Internet und in den Fachbüchern aber in der Regel nur für den „durchschnittlichen“ Hund oder die „Standard-Katze“ angegeben sind, ist der Gang zum Tierarzt immer sinnvoll. Der kann genau berechnen, was der Liebling wirklich an Nährstoffen und Vitaminen braucht.

Können Hunde und Katzen auch vegetarisch oder vegan ernährt werden?

Viele Haustierbesitzer verzichten selbst auf Fleisch und Fisch oder ganz auf tierische Produkte. Einige von ihnen möchten auch mit dem Futter ihrer Lieblinge die Massentierhaltung nicht unterstützen. Lea Schmitz sagt:

Katzen sind wirklich strenge Fleischfresser und die brauchen eine lebensnotwendige Aminosäure, Taurin. Die kommt in tierischem Gewebe vor und kann von den Katzen auch nicht selbst gebildet werden. Zudem ist bei Katzen der Eiweißbedarf auch höher als bei Hunden.

Hunde wiederum sind Allesfresser mit einer Vorliebe für Fleisch, sagt unsere Expertin. Wölfe beispielsweise fressen den Mageninhalt von Beutetieren, der dann auch pflanzliche Bestandteile enthält. Grundsätzlich sei also möglich, Hunde auch vegetarisch zu ernähren.

Da ist aber dann Abwechslung beim Futter unbedingt wichtig: Mit Milch, mit Eiprodukten, mit Gemüse, Reis und Teigwaren. Und man sollte sich da unbedingt auch den Rat vom Tierarzt einholen – mit Rationsplan und regelmäßiger Gesundheitskontrolle.

Aus Sicht unserer Expertin vom Tierschutzbund wird mit dem Kauf von Hunde- oder Katzenfutter nicht automatisch auch die Massentierhaltung unterstützt. Das Futter bestehe in der Regel aus so genannten „Schlacht-Nebenprodukten“. Die werden vereinfacht gesagt nicht für den Verzehr durch den Menschen weiterverarbeitet.

Bei unserem aktuellen Fleischkonsum reicht die Menge dieser Nebenprodukte, die beim Schlachten anfallen, für Katzen- oder Hundefutter aus.

Folglich würden also nicht mehr Tiere sterben, weil Haustiere gefüttert werden. Lea Schmitz kann aber trotzdem die Beweggründe von Haustierbesitzern nachvollziehen, die sich für eine vegetarische Ernährung ihrer Lieblinge entscheiden.

Was tun, wenn Hund oder Katze selbst gekochtes Futter verweigern?

Wenn Herrchen oder Frauchen kochen, schmeckt das Ergebnis natürlich anders als das gewohnte Futter aus dem Beutel oder der Dose. Lea Schmitz sagt:

Das kann man nur austesten, ob das Tier das annimmt. Das kann sich ja auch so im Alltag beim gekauften Futter mal ändern, dass ein Tier plötzlich was verschmäht. Und das kann man dann beim Tierarzt abklären lassen. Ob es da eine Unverträglichkeit gibt.

Katze pennt
Bildrechte: IMAGO / Imaginechina-Tuchong

Auch Andy Mulde rät dazu, nicht gleich aufzugeben, wenn Haustiere das aufwendig selbst gekochte Futter im Napf nicht fressen. Katzen und Hunde würden schließlich nicht innerhalb von 24 Stunden verhungern, weil sie mal das Futter verweigern.

Da ist dann auch eine gewisse Konsequenz wichtig und dazu gehört auch, den Zugang zu Futter zu begrenzen. Bei Katzen ist es oft so, dass in jedem Zimmer eine Schale mit Trockenfutter steht und dann weiß das Tier: Da hab ich noch was anderes.

Auch fremde Aromen von Futter oder Leckerlis in der Küche könnten Katzen ablenken.

Man kann dann noch mit verschiedenen Konsistenzen beim selbst gekochten Futter experimentieren. Katzen mögen gern was zum ‚Schlabbern‘. Oder wenn sie so fruchtige Noten im Futter haben, Kürbis zum Beispiel.

Viele Haustierbesitzer würden das schließlich schon kennen: Wenn ein Futter im Fachhandel nicht mehr angeboten wird oder auf den Rat vom Tierarzt umgestellt wird, gibt es manchmal bei Probleme bei der „Annahme“. Die können dann auch nur mit Testen und Probieren gelöst werden.

Dieses Thema im Programm MDR JUMP bei der Arbeit | 16. Februar 2022 | 11:45 Uhr

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