So schützt du dein Haustier vor Giftködern
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Eine genaue Statistik gibt es nicht. Tierschützer, Ordnungsämter und Polizei gehen aber von mehreren tausend ausgelegten Giftködern pro Jahr aus. Tendenz steigend. Wir erklären, warum das so gefährlich ist und was wir dagegen tun können.
Was die Giftköder so besonders macht
Sie sind schlicht und ergreifend lebensgefährlich: Die Boulette oder Bockwurst mit Rasierklinge oder Angelhaken, die Leckerlies mit Schneckenkorn oder Rattengift. Sie sollen dafür sorgen, dass Tiere, die sie aufnehmen, sich verletzen oder vergiften und verenden. Hundetrainerin Frauke Loup von der Hundeakademie weiß, dass diese Köder aber nicht nur für Tiere gefährlich sind: „Diese Köder werden ja im schlimmsten Fall auch von kleinen Kindern aufgenommen und können natürlich auch da große Schäden anrichten.“ Giftköder sind oft so gut getarnt, dass sie nicht ohne weiteres zu erkennen sind.
Wo Giftköder bevorzugt ausgelegt werden
Überall dort, wo viele Hunde regelmäßig unterwegs sind, gibt es auch Menschen, die sich davon gestört fühlen. „An Plätzen wie Parks oder großen Hundewiesen liegen bevorzugt solche Giftköder aus. Im Prinzip das ganze Jahr über, bei schönem Wetter tritt das nach unserer Kenntnis aber vermehrt auf“, so unsere Expertin. Vorsicht: Auch im eigenen Garten kann dein Tier und letztlich auch dein Kind einen Giftköder finden, wenn der Nachbar sich von Hund und Katze gestört fühlt.
Wie du die Köder erkennst
Giftköder treten in völlig unterschiedlichen Formen auf. Alle haben gemein: Es muss was fressbares sein. Deshalb ist bei Bouletten, Bockwürsten oder auch alten Brötchen, Fleischstücken genauso Vorsicht angesagt, wie bei herkömmlichen Hunde- und Katzenleckerlis oder Trockenfutter. Dazu Hundetrainerin Frauke Loup: „Gerade in der Grillsaison liegen ja in Parks, an Seen oder anderen beliebten Plätzen schon mal Reste von einer Party rum. Grundsätzlich sollten Sie aber bei Lebensmitteln und Resten im Freien immer skeptisch sein, wie die dahin kommen.“
Wie du erkennst, dass dein Tier einen Giftköder aufgenommen hat
Deutliche Anzeichen sind mechanische Verletzungen, etwa durch Rasierklingen oder Nägel. Verschluckte Teile wie Angelhaken oder Gift sind viel schwerer auszumachen. Auf Schneckenkorn reagieren Tiere dabei ziemlich schnell, bei Rattengift kann es Stunden oder Tage dauern, bis du eine Reaktion bemerkst. Deshalb rät die Expertin: „Wann immer ungewöhnliches Hecheln, vermehrter Speichelfluss, veränderte Pupillen, Zittern, Erbrechen und andere Symptome auftreten, sollten Sie möglichst schnell zum Tierarzt.“
Was du im Ernstfall tun und was du lassen solltest
Am besten hilfst du deinem Tier, indem du es so schnell wie möglich zum Tierarzt oder in die Tierklinik bringst. Idealerweise hast du die Nummer deines Tierarztes im Telefon gespeichert und kannst dein Kommen als Notfall ankündigen. „Wenn es geht, nehmen Sie Teile vom Giftköder oder auch Erbrochenes von Ihrem Tier mit. So kann der Tierarzt schneller erkennen, was für ein Gift das Tier aufgenommen hat“, rät Frauke Loup von der Hunde-Akademie. Wichtig: Behandle dein Tier nicht selbst. Es gibt zwar Erste-Hilfe-Tipps für vergiftete Tiere, die sollte aber nur der Profi anwenden. Unsere Expertin warnt: „Bringen Sie Ihr Tier auf keinen Fall mit irgendwelchen Stoffen zum Erbrechen, dabei kann es womöglich ersticken.“ Außerdem könnten scharfe Teile wieder hochgepresst werden und für noch mehr Verletzungen sorgen.
Wie du dein Tier von der Aufnahme abhalten kannst
Bei freilaufenden Hunden müsste die ehrliche Antwort lauten: Schwierig bis gar nicht. „Hunde sind Allesfresser und gerade Hunde, die in Rumänien, Spanien usw. auf der Straße gelebt haben, werden kaum etwas Fressbares liegen lassen“, so Frauke Loup. Deshalb rät die Expertin: „Sie müssen mit ihrer Aufmerksamkeit immer bei Ihrem Hund sein. Meiden Sie wenn möglich Gebiete, in denen kürzlich Giftköder aufgetaucht sind, halten Sie ihren Hund dort an der kurzen Leine.“ Es gibt auch Trainingsmöglichkeiten um dem Hund beizubringen, keine Köder aufzunehmen. Die sind nur nicht zu 100 Prozent sicher und immer auch abhängig von Rasse und Vorleben des Hundes.
Giftköder melden – warum das wichtig ist
Ja, die Polizei ist aktuell ziemlich überlastet und wird sich sicher nicht um jeden Giftköderfall kümmern oder gar Spuren sichern können. Trotzdem rät unsere Expertin, jeden Fall zur Anzeige zu bringen: „Das ist ja eine Straftat. Und auch wenn die Wahrscheinlichkeit einen Täter ausfindig zu machen sehr klein ist, führen gehäufte Anzeigen wieder dazu, dass die Polizei das an die Presse weitergibt.“ So kommen die Probleme an die Öffentlichkeit und viele Tierbesitzer können gewarnt werden. Auf Plattformen und Apps kannst du dich selbst über Giftköderprobleme in deiner Umgebung informieren und entsprechende Infos dort hinterlassen.
Dieses Thema im Programm MDR JUMP bei der Arbeit | 02. März 2022 | 10:45 Uhr