Fernseher mit 8K, OLED und HDR – Welche Technik ihr Geld wirklich wert ist

Wann ist es eigentlich so anstrengend geworden, einen neuen Fernseher zu kaufen? Bei Abkürzungen wie 8K, OLED, HDR und HbbTV blicken Techniklaien ganz schnell nicht mehr durch. Wir erklären, was hinter den Kürzeln steckt und ob die Technik die Film- und Serienabende wirklich besser macht.

Fernseher mit 8K: Die Auflösung der Zukunft?

Die meisten jetzt verkauften Fernseher zeigen Bilder in 4K-Auflösung, die oft auch als UHD-Auflösung (Ultra High Definition) bezeichnet wird. Einige Hersteller bieten inzwischen auch schon 8K-Fernseher an. Die sind mit Preisen ab 1.500 Euro aufwärts noch vergleichsweise teurer. Weil sie Bilder aber in viermal höherer Auflösung als bei 4K zeigen, sollen Filme, Serien und Dokus nochmal besser und brillanter aussehen. Ulrike Kuhlmann vom c’t Magazin sagt:

Ulrike Kuhlmann
Bildrechte: heise

Wenn Sie in einer normalen Entfernung vor dem Fernseher sitzen, zwei Meter bis fünf Meter, werden Sie den Unterschied kaum sehen zwischen 4K und 8K. Es sei denn, Sie kaufen einen 100-Zoll-Fernseher.

Das zeigt auch ein Test mit Fernsehzuschauern aus dem letzten Jahr. Bisher gibt es zudem wenig 8K-Inhalte, mit denen die Vorteile der vergleichsweise teuren und auch stromhungrigeren Geräte ausgenutzt werden können.

Das sind vielleicht die Fotos von ihrer guten Kamera, die man auf dem 8K-Fernseher zeigen kann. Aber Bewegtbilder in 8K gibt’s kaum. Höchstens auf YouTube findet man Sachen. Aber die sind meist so stark komprimiert, dass man die auch nicht nutzen kann.

Von Fernsehsendern oder Streamingdienste werde derzeit noch nichts in 8K angeboten. Auch Spiele gibt es bis auf eine Ausnahme noch nicht in dieser Auflösung.

OLED: Wirklich besseres Bild?

Das Kürzel steht für „Organic Light Emitting“ und steht für eine Technik, bei der die Pixel vereinfacht gesagt selbst leuchten. Anders ist das bei den anderen gängigen Displays bei Flachbildfernsehern, die Bezeichnungen wie LCD, LED, QLED, NanoCell oder auch Triluminos tragen. Dort werden die Pixel – auch das ist wieder vereinfacht ausgedrückt – von hinten beleuchtet. Hintergrundbeleuchtung heißt im Englischen „backlight“. Die Technik wird daher auch manchmal als „LED-Backlight“ verkauft.

Wenn bei den OLEDs ein Pixel selbst leuchtet, dann kann das Pixel auch selbst ausschalten. Und das können die LCDs nicht. Die können nur abschatten. Die OLED-Technik kann daher tolle Schwarzwerte liefern und einen verbesserten Kontrast.

In Tests wie beispielsweise bei Stiftung Warentest landen die Fernseher mit OLED-Technik bei der Bildqualität meist ganz vorn. Doch viele LCD-Fernseher schnitten in dieser Kategorie nicht viel schlechter ab und seien im Vergleich deutlich günstiger, urteilen die Tester. Am Ende könne man nach den eigenen Nutzungsgewohnheiten entscheiden, sagt unsere Expertin:

Wer öfter mal in einem hellen Raum Fernsehen schaut, ist mit LCD besser beraten. LCD-Displays können heller werden. Zu OLED raten wir Kinofans, die wirklich abends oder im abgedunkelten Raum Filme schauen und genießen wollen.

Die OLED-Technik habe noch einen weiteren Nachteil: Wenn der Fernseher über Stunden das gleiche Bild zeige, könne es zu Einbrenneffekten kommen. Sie ist also möglicherweise ungeeignet für Nutzer, die ihren Fernseher als überdimensionalen Bilderrahmen für Fotos nutzen.

HDR: Wird für kontraststarke Bilder genutzt

Die Technik kennen viele Smartphone-Nutzer von der Kamera ihres Handys. Im HDR-Modus schießt das Handy drei Fotos mit unterschiedlicher Belichtung gleichzeitig und fügt diese zu einem Bild zusammen. Auf dem sind in den dunklen Bereichen Kontraste noch gut zu sehen, die hellen Bereiche sind aber nicht zu hell. Das Foto wirkt also ausgeglichen und kontraststark. Diese Technik gibt es auch für Bewegtbilder. Damit strahlen helle Pixel im Idealfall sehr hell, dunkle Pixel wirken satter und Farben leuchten.

Die Basis, der gängige Standard für Fernseher ist da HDR10 und das müssen eigentlich alle aktuellen Fernseher heute können. Unter dem geht gar nichts. Inzwischen gibt’s aber noch HDR10+ und DolbyVision. Das sind zwei Formate, die miteinander konkurrieren.

Mit diesen Weiterentwicklungen würden die Bilder auf dem Fernseher noch einmal feiner aufgelöst und Kontraste noch besser dargestellt.

Genutzt werden solche Formate, HDR10+ und DolbyVision vor allem beim Streamen von Inhalten. Wenn sie auf Netflix, AmazonPrime oder AppleTV Filme und Serien schauen.

Auch hier kommt es wieder auf den Einsatzzweck des Fernsehers an. Wer öfter Kinofilme schaut, kann auf eine Ausstattung mit einem der weiterentwickelten Formate wie HDR10+ und DolbyVision achten. Wer auf den aktuellen Spielkonsolen wie Playstation 4 und 5 oder der Xbox One X spielt, für den ist das „normale“ HDR wichtig. Microsofts Xbox Series X und Series S kann inzwischen aber auch Dolby Vision darstellen. Fernsehbilder schließlich werden bis auf wenige Ausnahmen wie Sky bisher noch nicht im HDR-Format übertragen.

HbbTV: Einfacher Filme aus den Mediatheken anschauen

Das Kürzel steht für „Hybrid Broadcasting Broadband TV“. Auf Deutsch heißt das so viel wie „Übertragen über Fernsehen UND Internet“.

Die Fernsehsender haben Mediatheken, also ein Internetangebot, und über die können sie nachträglich Filme schauen. Oder auch zeitversetzt, wenn man den Anfang verpasst hat. Oder manchmal sogar schon vorab.

Auf diese Mediatheken kann auch vom Laptop aus zugegriffen werden. Oder über eine der Mediatheken-Apps der Sender, die auf den modernen, smarten Fernsehern angeboten werden. Manchmal werden auf der Smart-TV-Oberfläche aber nur Apps bestimmter Fernsehsender wie ARD oder ProSieben angeboten. Die anderen fehlen ganz oder müssen aus dem App-Store nachgeladen werden.

Mit dem HbbTV ist das einfacher gelöst. Man geht auf dem Fernseher zu dem Sender und drückt dann die rote Taste. Dann landet man direkt in der Mediathek des jeweiligen Senders.

Die meisten aktuellen Fernseher sind schon mit HbbTV ausgerüstet. Um das nutzen zu können, muss das Gerät aber mit dem Internet verbunden sein.

Smart-TV: Welche Betriebssystem nehme ich denn?

Auf fast alle aktuellen Fernsehern können heute ähnlich wie auf einem Computer oder Smartphone auch Inhalte aus dem Internet genutzt werden. Dazu gehören Streamingdienste oder Mediatheken. Einfach kurz auf die entsprechende Taste auf der Fernbedienung drücken und schon landet man in einem extra Menü mit den Apps für die Streamingdienste, für die Mediatheken der Sender und weitere Angebote. Dieses extra Menü sieht aber bei fast jedem Hersteller anders aus, weil die auf unterschiedliche Betriebssysteme setzen. Philips und Sony nutzen beispielsweise Googles Android TV, Samsung setzt auf das hauseigene Tizen und LG auf webOS. Diese Betriebssysteme unterscheiden sich in der Bedienbarkeit und auch bei der Auswahl der Apps.

Bei der Wahl des Fernsehers und beim Blick aufs Betriebssystem würde ich danach schauen: Sind da alle Apps drauf, die ich nutze? Netflix, AmazonPrime haben alle. DisneyPlus und SkyTicket haben dagegen nicht alle.

Alternativ kann der Fernseher immer noch mit einem Streaming-Stick nachgerüstet werden, der dann auch alle gewünschten Dienste liefert. Daher gehört das Betriebssystem des Smart-TVs nicht zu den Kriterien, die bei einem Fernseherkauf ganz wichtig sind.

Wie groß ist „zu groß“ beim Fernseher?

Eine Familie sieht gemeinsam fern
Bildrechte: imago images / Westend61

Wenn ein neuer Fernseher gekauft wird, ist der meist etwas größer als der alte. Das scheint die Regel in deutschen Haushalten zu sein. Vor zehn Jahren noch waren 46-Zoll-Geräte am beliebtesten, so das Vergleichsportal Idealo. Heute werden vor allem die Fernseher mit einer 55-Zoll-Bildschirmdiagonale verkauft. Natürlich sieht ein richtig großer Flachbild-Fernseher auch beeindruckend nach Heimkino aus. Unsere Expertin rät trotzdem zum Nachmessen vor dem Kauf.

Ergonomen sagen, man muss das Bild mit wenigen Augenbewegungen erfassen können. Und wenn ich sehr nah dran sitze an einem großen Fernseher, dann muss man mein Auge von rechts nach links gucken, im schlimmsten Fall muss ich sogar noch den Kopf drehen. Das geht im Kino mal, wenn ich bei einem Film ganz vorne sitze und eintauche. Aber auf Dauer zu Hause würde ich das nicht haben wollen.

Als Orientierung hilft die einfache Rechenaufgabe „Die maximale Bildgröße (Bilddiagonale) = Abstand zum Fernseher geteilt durch 2,5“. Die beliebten 55-Zoll-Fernseher haben eine Bilddiagonale von 1,40 Meter. Ergonomisch perfekt wäre dieser Fernseher also für alle, die mindestens 3,50 Meter weit weg vom Fernseher sitzen.

Kaufen Sie „zukunftssicher“!

„Dieser Fernseher ist zwar etwas teurer. Aber der ist so gut mit Technik ausgestattet, der ist zukunftssicher!“ Das ist ein beliebtes Verkaufsargument in Elektronikmärkten, auf das Käufer aber nicht allzu viel geben müssen.

Bei den Fernsehern ist das inzwischen etwas so, wie ich es von Computern schon ganz lange kenne: Was ich heute kaufe, das ist morgen veraltet. So extrem ist es bei Fernsehern noch nicht, aber ob ein 8K-Fernseher in drei Jahren alle dann geltenden Technikstandards beherrscht, das wissen wir nicht.

Ulrike Kuhlmann rät zu einem Fernseher, der gut zu den eigenen Sehgewohnheiten passt und die jetzt gängigen Formate und Techniken beherrscht. Der kostet dann auch nicht mehr als nötig und ist zumindest für die nächsten drei, vier Jahre „zukunftssicher“.

Dieses Thema im Programm MDR JUMP bei der Arbeit | 10. Dezember 2021 | 11:45 Uhr

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