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Noch eine Woche 9-Euro-Ticket: Wie geht es danach weiter?

24. August 2022, 14:59 Uhr

Bundeskanzler Scholz lobte das günstige und bundesweit gültige Ticket für Bus und Bahn als „eine der besten Ideen, die wir hatten“. Doch die Zukunft des viel genutzten Tickets ist weiter unklar.

Knapp 40 Millionen Tickets wurden bisher verkauft. In einer aktuellen Umfrage haben sich 55 Prozent der Befragten für eine Verlängerung ausgesprochen. Das ist die vorläufige Bilanz des „einmaligen und zeitlich begrenzten Sonderangebotes“, wie die Bundesregierung das 9-Euro-Ticket auch nennt.

„Zug ist sonst zu teuer“

Das Ticket brachte einerseits auf besonders beliebten Strecken Züge und Bahnmitarbeiter an ihre Grenzen. Andererseits ermöglichte es vielen Menschen, günstig zu schönen Zielen in Deutschland zu reisen. Das wäre für viele ohne das 9-Euro-Ticket bei heftig gestiegenen Preisen und Energiekosten in diesem Sommer nicht drin gewesen. Das zeigt beispielsweise dieser viral gegangene Tweet. Darin schildert eine Mutter ihrem Sohn, was sie alles Schönes mit dem 9-Euro-Ticket erlebt hat und dass sich Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) doch bitte für eine Verlängerung einsetzen soll.  

Das 9-Euro-Ticket zeigte zudem vielen Nutzern, wie Reisen mit Bus und Bahn auch gehen kann: Ein Tarif gilt für alle Regionen. Am Reiseziel müssen nicht erst noch weitere Tickets für den Nahverkehr gekauft werden.  

„Rechne mit Verlängerungsrunde“

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte im ARD-Sommerinterview zuletzt noch einmal deutlich gemacht: Eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets wird es nicht geben. Die würde 14 Milliarden Euro kosten und die fehlten dann für Bildung oder Investitionen in das Schienennetz. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bleibt trotz seines Lobes für das 9-Euro-Ticket als „eine der besten Ideen“ bei seiner etwas vagen Ankündigung. Nach dem Auslaufen des Angebots werde das Verkehrsministerium mit den 16 Bundesländern prüfen, wie die „Bequemlichkeit, Benutzbarkeit, vielleicht auch die Bezahlbarkeit“ im öffentlichen Nahverkehr besser geregelt werden können. Die dritte Partei in der Ampelkoalition, die Grünen, gehen dagegen von einer „Verlängerung“ aus. Dafür habe man einen ganz konkreten Vorschlag vorgelegt, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion Andreas Audretsch in einem ntv-Interview:

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Wir haben einen sehr konkreten Vorschlag auf den Tisch gelegt. 29 Euro für die Region, 49 Euro für ganz Deutschland.

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Eine Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket könnte laut den Grünen bezahlt werden, wenn der Bund Steuervorteile für Dienstwagen verringert. Damit lasse sich ein Milliardenbetrag im kleinen einstelligen Bereich aufbringen, sagte der Grünen-Bundesvorsitzende Omid Nouripour.

„So etwas wie eine Revolution“

Kurz vor dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets haben sich auch die Verbraucherzentralen noch einmal für ein Folgeangebot ausgesprochen. Die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Ramona Pop, sagte der Nachrichtenagentur dpa:

Es ist wichtig, dass beides beibehalten wird: Ein kostengünstiges und einfaches Modell und dass man bundesweit damit fahren kann.

Im Nahverkehr sei das Angebot „so etwas wie eine Revolution“ gewesen. Ramona Pop warnte vor einem Rückschlag mit drastischen Preiserhöhungen im Herbst. Dann müssen Nutzer von Bus und Bahn wieder die üblichen Preise bezahlen, die in einigen Regionen inzwischen sogar gestiegen sind. Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) hat wegen gestiegener Energie- und Kraftstoffpreise bereits zum 1. August die Ticketpreise um rund zwei Prozent erhöht. Die deckten aber nur einen Teil der gestiegenen Gesamtkosten ab. Zum MDV gehören Städte wie Halle, Dessau-Roßlau und Leipzig, aber auch Landkreise in Sachsen- und Sachsen-Anhalt. Auch der Magdeburger Regionalverkehrsverbund hat die Preise erhöht, im Schnitt um rund zwei Prozent.

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa.

Dieses Thema im ProgrammMDR JUMP Nachrichten | 24. August 2022 | 11:00 Uhr