Verliebtes Paar küsst sich
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Wissenschaftlicher Beweis für Liebe auf den ersten Blick

09. Juni 2022, 09:54 Uhr

Passt es oder passt es nicht? Nur etwa zwei Minuten dauert es, bis unser Körper verräterische Reaktionen auf einen potenziellen Partner oder eine Partnerin zeigt. Das haben Forschende beim Speed-Dating herausgefunden.

Moderne Musikstücke werden immer kürzer. Das liegt an unserer gesunkenen Aufmerksamkeitsspanne und an den Entlohnungsmodellen der Streamingdienste für die Künstler. Eine Studie im Auftrag des Elektronikkonzerns Samsung kam vor einiger Zeit zu dem Schluss, dass aktuelle Hits im Schnitt bereits unter drei Minuten lang sind – und, dass diese Grenze bis zum Ende des Jahrzehnts auf zwei Minuten sinken wird.

In diesen zwei Minuten können wir uns aber sehr wohl eine Meinung darüber bilden, was uns gefällt und was nicht. Und wenn aktuelle Forschungsergebnisse eines deutsch-israelischen Teams um die Psychologin Shir Atzil von der Hebräischen Universität von Jerusalem stimmen, dann trifft das auch auf Menschen zu: Die Erkenntnisse der Forschenden lassen sich als wissenschaftliche Basis des Phänomens „Liebe auf den ersten Blick“ deuten. Im Fachmagazin „Scientific Reports“ berichtet die Gruppe von ihren Experimenten mit 32 heterosexuellen Paaren, die bei insgesamt 46 Speed-Dates begleitet wurden.

Ins Schwitzen gekommen

Während sich die beiden Probanden für fünf Minuten kennenlernen durften, wurde mit einem Armband die Veränderung ihres Hautwiderstands gegenüber elektrischem Strom gemessen. Denn das ist ein guter Hinweis auf die Aktivität unseres Nervensystems - weil sich die Leitfähigkeit der Haut verändert, wenn unsere Schweißdrüsen arbeiten. Frühere Studien, etwa von niederländischen Forschern, hatten bereits Hinweise darauf geliefert, dass ein Gleichklang bei der Schweißproduktion für ein erfolgreiches Date von Vorteil ist.

Dabei geht es jetzt nicht um die Frage, wer sich wann und wie gewaschen hat – sondern darum, und das dürfte jede und jeder von uns kennen, dass uns der Anblick eines attraktiven Gegenübers merklich ins Schwitzen bringen kann. Und das vollkommen unabhängig von der Umgebungstemperatur.

Unser Körper steht in diesem Moment unter Stress: Hormone wie Adrenalin werden ausgeschüttet. Dadurch verengen sich die Gefäße in der Haut, mehr Blut gelangt in die Muskeln. Uns müsste kühler werden, weil die Haut weniger durchblutet wird – dazu kommt die Verdunstung vom Schweiß. Und trotzdem wird uns heiß. Wahrscheinlich werden mit dem Schweiß auch sogenannte Pheromone, also Sexualduftstoffe ausgeschüttet. Bei Tieren ist deren Wirkung gut dokumentiert, bei uns Menschen ist die Lage aber etwas komplizierter. Allerdings gehören wir ja auch zu den eher wenigen Arten, die es überhaupt auf längerfristige Partnerschaften anlegen.

Klassische Erklärungsmuster, warum ein bestimmter Partner gewählt wird, argumentieren mit Stärke oder Ressourcen wie Geld (im Fall der Männer) und potenziell guter Fortpflanzungsfähigkeit (im Fall der Frauen). Neuere Ansätze bringen genetische Faktoren, etwa im Bereich des Immunsystems ins Spiel. Doch die soziale Komponente sollte nicht unterschätzt werden.

Gleichklang berechnet

Wenn wir auf einen potenziellen Partner treffen, senden wir einen ganzen Haufen an Signalen: Wir sehen das Gegenüber an, signalisieren Zustimmung durch Nicken, schlagen vielleicht unsere Beine übereinander oder fassen uns ins Haar. Und auch diese Reaktionen erfassten die Forscher bei ihrer Untersuchung – und zwar durch eine Videoaufzeichnung.

Aus dem gesammelten Daten berechneten die Forschenden anschließend, ob Mann und Frau während des Dates gewissermaßen gleich tickten, das bezeichneten sie dann als Co-Regulation. Und die ist offenbar extrem wichtig, wie sich bei späteren Befragungen zeigte. Dabei sollten die Probanden das romantische Interesse und die sexuelle Anziehung zu ihrem Gegenüber bewerten. Es zeigte sich: Die gegenseitige Begeisterung war am größten, wenn sich beide Partner schon während des Treffens unbewusst aufeinander abstimmten. „Wir haben festgestellt, dass erfolgreiche Verabredungen durch eine erhöhte elektrodermale Synchronität in den ersten zwei Minuten gekennzeichnet sind“, erklärten die Autoren der Studie.

Die Sache mit den „Super-Synchronisierern“

Interessant dabei: Atzil und ihre Kolleginnen und Kollegen kennen solche Muster bereits aus anderen Bereichen des menschlichen Zusammenlebens: „Die Bindung zu einem Partner hängt davon ab, wie gut wir unsere Körper synchronisieren können. Wir haben uns auf die Erforschung der Eltern-Kind-Bindung spezialisiert - und wir haben dort bereits dasselbe gesehen“, so die Forscherin.

Aber um noch mal auf die Paare beim Speed-Dating zurückzukommen: Auffällig war hier aus Sicht der Forschenden, dass der unbewusste Gleichklang offenbar für Frauen und Männer unterschiedlich wichtig war. Zwar spielte er bei beiden Geschlechtern eine Rolle, doch bei Frauen war diese deutlich ausgeprägter. Hier berichtet das Team sogar von sogenannten „Super-Synchronisierern“, zu denen sich Probandinnen besonders stark hingezogen fühlten. 

Und doch bleibt eine entscheidende Frage. Es geht sozusagen um Henne und Ei. „Unsere Forschung zeigt, dass Verhaltens- und physiologische Synchronie ein nützlicher Mechanismus sein kann, um einen romantischen Partner anzuziehen“, sagte Atzil. „Wir wissen jedoch immer noch nicht, ob Synchronität die Anziehungskraft steigert oder ob das Gefühl der Anziehung die Motivation zur Synchronisation erzeugt.“

Dieses Thema im Programm MDR JUMP Feierabendshow | 09. Juni 2022 | 13:47 Uhr

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