Licht aus ab 22 Uhr: Das ist für die „Earth Night“ geplant
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Die Aktion am Dienstagabend soll zeigen, wie hell wir die Nacht mit Kunstlicht machen. Viele schlafen daher schlechter, argumentieren die „Earth Night“-Unterstützer. Dazu gehören neben Umweltschützern auch Astronomen.

Kein Mond am Himmel und die Nacht ist so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht sieht: Das klingt nach einem Albtraum für alle, die schon als Kind Nachtwanderungen gehasst haben. Dabei wären genau solche Nächte für uns wichtig, sagen die „Paten der Nacht“. Sie rufen dazu auf, am Dienstag ab 22.00 Uhr alle Lichter auszumachen, die für die Sicherheit nicht nötig sind. So gebe es wenigstens eine dunkle Nacht im Jahr.
Görlitz, Altenburg und Riesa machen auch mit
Im letzten Jahr wurde zum ersten Mal zur „Earth Night“ aufgerufen. Die Unterstützer baten auch Städte und Gemeinden, alle unnötigen Lichter zu löschen. Die Kommunen sind für die Beleuchtung von Parks, Seen oder auch das Anstrahlen von Denkmälern und touristischen Zielen zuständig. Viele Gemeinden hätten 2020 schon mitgemacht, sagte Manuel Philipp im Interview mit dem Bayrischen Rundfunk. Er ist einer der Gründer von „Paten der Nacht“. In diesem Jahr ist in Sachsen beispielsweise Görlitz dabei. Die Stadt hat angekündigt, die Lichter an öffentlichen Gebäuden wie dem Rathaus auszustellen. Altenburg in Thüringen macht ebenfalls mit. In Riesa soll anders als sonst schon ab 22 Uhr die Beleuchtung an der SACHSENarena abgeschaltet werden. Auch das Biosphärenreservat mit dem Sternenpark Rhön im Dreiländereck zwischen Thüringen, Bayern und Hessen ist wieder mit dabei. Dort können Besucher an einer Tour in dunkler Nacht teilnehmen und bekommen einen geführten Blick in den Sternenhimmel.
Auch der Deutsche Alpenverein unterstützt die „Earth Night“. Der Verein hat auf seiner Webseite zusammengefasst, wie jeder in dieser Nacht die Beleuchtung deutlich reduzieren kann.
- Jalousien oder Vorhänge schließen: Drinnen muss man nicht im Dunkeln sitzen.
- Außenlichter aus: Dazu gehören die Lichter an der Tür, am Haus, der Fassade oder im Garten.
- Lichter nach unten neigen: Wenn das Außenlicht nötig ist, kann das nach unten geneigt oder mit einer selbst gemachten Abdeckung „abgeschattet“ werden.
- Gelb nutzen, Leistung reduzieren: Lampen mit niedriger Leistung oder mit warmem Licht (max. 2700 Kelvin) helfen, die Nacht für Mensch und Natur etwas dunkler zu machen.
Helligkeit bremst Produktion von Schlafhormon
Wir machen unsere Nächte mit Balkonbeleuchtung, mit angestrahlten Häusern und Solarleuchten im Garten immer heller. Damit verändern wir Menschen aber auch unseren eigenen Schlaf, sagen die „Paten der Nacht“. Das Hormon Melatonin steuert den Tag-und-Nacht-Rhythmus und wird im Körper nur bei Dunkelheit gebildet. Ohne genug Melatonin leiden Menschen an Schlafstörungen und können sogar krank werden. Forscher sehen Zusammenhänge zwischen Diabetes, Übergewicht und Krebs und Schlafstörungen.
Auch Pflanzen und Tieren brauchen die Dunkelheit der Nacht. Pflanzen reparieren in dieser Zeit Schäden vom Tag. Vögel wiederum werden durch zu viel Licht beim Fliegen in ihrer Orientierung gestört. Künstliches Licht zieht zudem Millionen Insekten an, die dann sterben und als Nahrung für andere Tiere oder als Pflanzenzerstäuber fehlen. Natürlich sehen wir bei zu viel Kunstlicht auch seltener die Sterne. Die Hälfte aller Deutschen unter 30 soll noch nie die Milchstraße gesehen haben. Der Physiker Manuel Philipp hat wegen all dieser Auswirkungen von künstlichem Licht im letzten Jahr mit anderen Ehrenamtlichen, darunter Hobbyastronomen und Umweltschützer, die Initiative „Paten der Nacht“ gegründet. Er warnt im Interview mit dem Bayrischen Rundfunk:
Der Himmel schwimmt uns davon.
In Deutschland gebe es eine Menge unnütz leuchtender Lichter, heißt es im Aufruf zur Earth Night 2021.
Wem der Begriff „Earth Night“ und der Aufruf zum Licht ausmachen irgendwie bekannt vorkommt, liegt richtig: Bei der weltweiten „Earth Hour“ (also Stunde statt Nacht) im März werden von den Teilnehmern für eine Stunde die Lichter gelöscht. So soll deutlich gemacht werden, wie viel Energie durch unnötige Beleuchtung verbraucht wird. Der „Earth Day“ (also Tag statt Nacht) schließlich wird im April veranstaltet und soll deutlich machen, wie wichtig Klimaschutz ist.
Dieses Thema im Programm DIE MDR JUMP MORNINGSHOW | 07. September 2021 | 06:40 Uhr