Geld verdienen mit Social Media: Zwei Influencerinnen erzählen von ihrem Job
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Sie sind für viele die Heldinnen und Helden des digitalen Zeitalters: Influencer. Ob Mode, Beauty, Fitness oder Ernährung - aus jedem Bereich gibt es sie mittlerweile. Wir haben uns mal angeschaut, wie das Leben eines Influencers so aussieht und warum sie überhaupt so erfolgreich sind.

Influencer gehören längst zum Alltag. Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass etwa die Hälfte der Deutschen mindestens einmal im Monat auf verschiedenen sozialen Plattformen auf Influencer treffen. Ein Viertel davon sogar täglich. Viele träumen davon, wie ihre Idole zu werden und mit Social Media Geld zu verdienen, doch nur die wenigsten schaffen es wirklich. Wir haben mal hinter die Kulissen geschaut und mit zwei Influencerinnen gesprochen.
Die zwei Influencerinnen
Maria König
Maria aus der Nähe von Halle ist 32 Jahre alt, Mutter, Sängerin, gelernte Zahnarzthelferin und Influencerin. Auf Instagram lässt sie täglich ihre 160.000 Follower an ihrem Leben teilhaben. Sie selbst beschreibt ihren Insta-Account als "breit gefächert" - es wird gesungen, es gibt Comedy und Werbung aber auch ernste Themen finden Platz. So war die beispielsweise eine der ersten, die auf Instagram offen über ihre künstlichen Befruchtungen sprach. Wie Maria dazu gekommen ist, Influencerin zu werden, hat sie uns im MDR JUMP-Interview erzählt:
Ich habe meinen Account vor 10 Jahren gegründet, damals war das noch nicht absehbar, dass sich das in so eine Richtung entwickeln wird. Bei Facebook habe ich Videos geteilt, in denen ich gesungen habe. Eines davon ging plötzlich viral und wurde fast 2 Millionen Mal geklickt. Und über dieses Video habe ich unglaublich viele Follower auf Instagram bekommen. Mit jedem Mal, wo ich was gepostet habe, wurde die Community größer und das ist dann nach und nach immer mehr gewachsen.
Seit rund vier Jahren hat sie eine feste Community, die sie immer und überall hin mitnimmt - und das kostet natürlich Zeit.
Wir stehen um sieben meistens auf. Mein Mann geht dann immer mit unserem Hund und unserem Sohn spazieren. Dann habe ich eine Stunde Zeit und in dieser Stunde drehe ich meine Werbung ab. Dann lassen wir einfach den Tag auf uns zu kommen. Eigentlich ist jeder Tag anders. Aktuell verbringe ich meine meiste Zeit auf Instagram nachts, wenn mein Kind schläft. Gegen halb 11 fängt der Arbeitstag an, meistens bin ich dann bis 2 Uhr beschäftigt noch Nachrichten zu beantworten.
Pro Tag hat sie etwa sieben Stunden mit ihrem Job zu tun. In Instagram investiert sie davon ungefähr sechs Stunden. In der Zeit beantwortet sie Nachrichten, postet ihren Content in Form von Beiträgen und Stories und verbindet sich mit ihrer Community. Etwa 600 bis 800 Nachrichten bekommt sie jeden Tag bei Instagram. Die restliche Zeit nutzt sie, um E-Mails zu beantworten, Kooperationen abzuschließen und die Werbungen vorzubereiten.
Irina Zeiser
Die 29-jährige Leipzigerin hat Modedesign studiert und verdient nun zum Teil als Beauty-Influencerin ihr Geld. Lange Zeit machte sie Instagram nur nebenbei. Plötzlich stiegen ihre Follower-Zahlen durch die Teilnahme an einer Fernsehsendung. Daraufhin beschloss sie, sich der Social Media-Welt mehr zu öffnen. Ein Jahr lang wollte sie ausprobieren, Vollzeit-Influencerin zu sein, doch das gestaltete sich schwieriger als erwartet, wie sie im MDR JUMP Interview verraten hat:
Der Druck war enorm. Du hattest 24 Stunden am Tag deine Bilder und neue Ideen im Kopf. Das war ein großes Auf und Ab für mich. Ich habe nach diesem Jahr gemerkt, dass ich nicht mehr so richtig authentisch war. Ich bin aber froh, dass ich das das eine Jahr lang machen konnte.
In dieser Zeit hat sie, genau wie Maria, jeden Tag etwa sieben Stunden in ihren Kanal investiert:
Damals habe ich schon alleine fürs Fotos machen so 2,5 - 3 Stunden am Tag gebraucht. Dann muss man die bearbeiten und hochladen und dann gehört im Anschluss natürlich auch dazu, dass du das gibst, was du von anderen erwartest - also liken, kommentieren, dich connecten. Also ist schon wie ein normaler Vollzeitjob.
Seit 2020 macht ist sie das nur noch in Teilzeit. Mittlerweile beträgt ihre Instagram-Zeit nur noch etwa 3-4 Stunden am Tag.
Mit Werbung Geld verdienen
Maria und Irina verdienen ihr Geld durch Werbungen und Kooperationen auf Instagram. Wie das genau abläuft, hat uns Maria im MDR JUMP Interview erklärt:
Die Anfragen der Firmen kommen immer über E-Mail rein. Dann stellen die vor, was sie für ein Produkt haben, was beworben werden soll und dann überlegt man erst mal, ob man daran überhaupt Interesse hat. Dann wird verhandelt, das mache ich auch schon bevor ich die Produkte überhaupt teste.
Wenn die Bedingungen stimmen, werden ihr die Produkte zum Testen zugeschickt. Maria probiert diese Produkte dann aus. Wenn sie ihr zusagen, fängt sie an, die Werbung zu drehen und auf ihrem Profil zu bewerben. Gefällt ihr das getestete Produkt nicht, lehnt sie Kooperationen auch ab. Regelmäßig macht sie Umfragen, ob ihren Followern die Produkte gefallen. Wenn etwas auf weniger Interesse stößt oder ihre Community unzufrieden mit den Produkten ist, dann kann es auch vorkommen, dass Maria ihre Kooperationen anschließend beendet.. Zu ihren Werbepartnern zählt sie unter anderem auch große Unternehmen wie Parfümerien, Supermärkte oder eine Bank. Mittlerweile kann sich Maria gut aussuchen, mit wem sie zusammen arbeiten möchte:
80% aller Anfragen sagt man ab. Ich bekomme jeden Tag bestimmt 4-5 Kooperationsanfragen. Man kann natürlich nicht alles machen und es interessiert mich auch nicht alles - oder es kommt was aus derselben Nische, also wenn ich einen Partner für Gesichtspflege habe, bewerbe ich keine andere Gesichtspflege.
Wieviel Geld Maria und andere Influencer damit verdienen, lässt sich allerdings nicht ganz so pauschal beantworten. Die Bruttoverdienste pro Monat liegen laut Studien zwischen etwa 2.700€ und 13.000€. Irina hat uns verraten, dass sie für 1000 Views ungefähr 40€ bekommt. Wenn ihre Postings im Monat von 100.000 Leuten angesehen werden, würde sie demnach damit 4.000€ Brutto verdienen. Dass Influencer für das, was sie machen sehr gut bezahlt werden, haben beide bestätigt.
Faszination Influencer
Warum generieren so viele Profile und Influencer eigentlich so eine Reichweite, was fasziniert uns Follower daran? Wir haben mit Dr. Nils Borchers gesprochen. Er ist Medienwissenschaftler und beschäftigt sich mit Social Media Influencern. Für ihn sind drei Dinge ausschlaggebend:
Das wäre einmal die Authentizität, so wie die Intensität, also das intensive Leben - Beispiel dafür wäre das ganze Rumreisen der Influencer. Und zum Dritten ist es eine Form der Individualisierung. So zu sein wie alle anderen ist eher negativ belegt, es geht darum, besonders zu sein.
Diese drei Komponenten vereint, machen also einen guten Influencer aus. Jedoch gehören laut Borchers noch weitere Aspekte dazu, um als Influencer erfolgreich zu sein. Neben Professionalität hinter- und gleichzeitiger Authentizität vor der Kamera, ist ein durchdachtes Profil ebenso wichtig wie ein intensiver Austausch mit der Community. Aber:
Es gehört auch einfach unglaublich viel Glück dazu, denn Influencer-Karrieren sind unheimlich abhängig von den Algorithmen der Plattform.
Zurück in den normalen Job?
Unsere beiden Influencerinnen Maria und Irina hatten dieses Glück offenbar. Beide hatten ihre Karriere auf der Social Media Plattform nicht geplant. Beide haben aber auch Plan B in der Tasche. Irina arbeitet heute schon für eine Modefirma halbtags als Fotografin. Dass sie wieder voll in ihren Social Media-Job einsteigt, kann sie sich aktuell nicht vorstellen. Und auch Maria sagt, sie könne sich nicht vorstellen, dauerhaft nur von Instagram zu leben. Wenn alle Stricken reißen, könne sie sich vorstellen, zurück in ihren Beruf als Zahnarzthelferin zu gehen.
Dieses Thema im Programm MDR JUMP Morningshow | 16. März 2022 | 05:50 Uhr