Ein Kind hält seine Hand an den Kopf
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Gehirnfrost: Deswegen haben wir Kopfschmerzen bei Kälte

05. Juni 2022, 00:00 Uhr

Endlich sommerliches Wetter, endlich Eis – und dann tut der Kopf weh, wenn man zu sehr schlingt. Was ist da los? Und wie kann man sich vor dem lästigen Problem schützen?

Jedes Jahr essen wir in Deutschland für fast eine Milliarde Euro Eis. Das jedenfalls ist der Jahresumsatz der Branche. Pro Kopf bedeutet das einen Verbrauch von etwa acht Litern pro Jahr. Bei den beliebtesten Eissorten liegt nach einer Verbandsumfrage Vanille vor Schoko und Erdbeere – nicht unbedingt innovativ.

Temperatur im Gaumen sinkt

Wenn man das Eis nun aber ein bisschen schnell herunterschlingt, tritt bei vielen Menschen ein Problem auf, das zum Beispiel unter dem Begriff Hirnfrost bekannt ist. Man kann auch vom Kältekopfschmerz sprechen oder – streng wissenschaftlich – von sphenopalatiner Ganglioneuralgia. Das ist ein Kopfschmerz, der zwischen 20 Sekunden und zwei Minuten dauern kann.

„Es gibt mehrere Theorien darüber, warum das passiert“, sagt der Mediziner Wojtek Mydlarz von der Johns Hopkins University in Baltimore (Lieblings-Eissorten nach Selbstauskunft: Kaffee und Kirsch-Schoko). „Diejenige, die wahrscheinlich am sinnvollsten ist, besagt, dass Sie die Temperatur des Gaumens ziemlich stark senken, wenn Sie eine große Menge sehr kalter Speisen oder Flüssigkeiten essen oder trinken. Die Blutgefäße verengen sich automatisch – es ist ein Überlebensreflex, die Kerntemperatur des Körpers aufrechtzuerhalten.“

Nach dem Zusammenziehen, sagt Mydlarz, öffnen sich die Blutgefäße dann aber wieder schnell. „Diese Rebound-Dilatation sendet ein Schmerzsignal an das Gehirn durch einen Nerv namens Trigeminusnerv, dessen oberer Ast sich bis ins Mittelgesicht und in die Stirn erstreckt“, sagt er.

Klingt kompliziert? Einfacher gesagt passiert folgendes: Weil sich ein paar Muskeln im Gaumen zusammenziehen, tut es uns an einer anderen Stelle weh - deutlich weiter oben im Kopf. Wobei: Interessanterweise ist längst nicht jeder vom Hirnfrost betroffen. Eine kleine Studie von Forschenden aus Kanada legt nahe, dass etwa jede und jeder Dritte empfänglich für den Kälte-Schmerz ist.

Es gibt Hinweise darauf, dass Migränepatienten eher unter dem Problem leiden könnten. Aber so richtig klar ist das nicht. Auf jeden Fall hofft man in der Wissenschaft, durch die Erforschung des kälteinduzierten Kopfschmerzes auch bei der Migränebehandlung weiterzukommen. Denn im Gegensatz zum Hirnfrost, der ja nach kürzester Zeit wieder verschwindet, dauern Migräneattacken viel länger. Sie sind für die Betroffenen eine echte Belastung – und nicht ein kleines Ärgernis wie der Kopfschmerz beim Eisgenuss.

Mit der Zunge wärmen

Zumal es ja sogar ein paar Tricks gibt, damit das Problem am besten gar nicht auftritt: Man sollte das Eis möglichst langsam und in kleinen Portionen zu sich nehmen – und nicht schlingen. Das gibt dem Körper Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen. Außerdem kann man, wenn der Kopfschmerz dennoch eingesetzt hat, versuchen, den Gaumen mit der Zunge wieder ein bisschen aufzuwärmen. Von Schmerztabletten raten Mediziner ab. Bis die wirken, ist das Problem längst von selbst wieder verschwunden.

Interessant ist übrigens: Die Umgebungstemperatur scheint keinen Einfluss auf das Phänomen des Hirnfrosts zu haben. Es kann uns also auch an kühlen Tagen treffen. Wobei, nicht nur Menschen kann der fiese Kopfschmerz heimsuchen, sondern auch Tiere. Das hat vor einiger Zeit die Orang-Utan-Dame Suma im Zoo von Dortmund bemerkt. Dort bekommen die Primaten im Sommer gelegentlich mal ein Fruchteis zur Abkühlung. Und weil Suma dieses zu schnell herunterschlang, wurde offenbar auch sie vom Schmerz getroffen. Das Ganze sei aber schon nach wenigen Sekunden wieder vorbei gewesen, erklärte der Zoo anschließend.

Dieses Thema im Programm MDR JUMP am Abend | 04. Juni 2022 | 14:30 Uhr

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