Polizeigewerkschaften warnen vor Cannabis-Legalisierung

Soll Cannabis in Deutschland legalisiert werden? Bei den aktuellen Ampel-Koalitions-Sondierungen sind sowohl Grüne als auch FDP und SPD grundsätzlich für eine "kontrollierte Freigabe". Doch die Polizeigewerkschaften warnen davor.

Ein Joint auf getrockneten Cannabisblüten.
Bildrechte: imago/Panthermedia

Polizeigewerkschaften haben die Unterhändler einer Koalition aus SPD, Grünen und FDP vor einer Legalisierung von Cannabis gewarnt. Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", es mache keinen Sinn, neben dem legalen, aber gefährlichen Alkohol die Tür für eine weitere gefährliche und oft verharmloste Droge zu öffnen:

Es muss endlich Schluss damit sein, den Joint schönzureden.

Gerade bei Jugendlichen könne der Konsum von Cannabis zu erheblichen Gesundheitsproblemen und sozialen Konflikten führen.

Drogenberater: Cannabis wird unterschätzt

Matthias Rost, Jugenddrogenberater bei Klick in Leipzig, unterstützt die Warnung der Polizei. Er sagte im MDR JUMP-Interview:

Eine Legalisierung an sich sehen wir auch eher kritisch. Wir haben schon genug legale Drogen, sprich Nikotin, Alkohol, mit denen wir große Probleme haben. Und bevor wir die nicht im Griff haben, sollten wir eigentlich über keine weitere legale Substanz sprechen. Cannabis wird ganz oft bagatellisiert.

Vor allem für junge Leute birgt Cannabis-Konsum nicht zu unterschätzende Gefahren, so Rost weiter:

Beim Cannabis geht es vielen Konsumenten lange Zeit erst mal gut. Und dann kommen langsam die Nebenwirkungen und die werden immer stärker. Und das erkennen viele nicht. Im Jugendbereich kommt dazu, dass Cannabis sehr viele Entwicklungsstörungen auslösen kann, weil Cannabis eben eine unmittelbare Lösung ist. Es entspannt einen sofort, löst Probleme sofort. Und Jugendliche können dann Probleme damit haben, eine Kompetenz zu entwickeln, mit Problemen umzugehen.

Würde eine Legalisierung den Schwarzmarkt austrocknen?

FDP und Grüne sind für einen legalen Verkauf von Cannabis in lizenzierten Fachgeschäften. So würde man Polizei und Justiz entlasten und den Schwarzmarkt austrocknen. Die Freien Demokraten sehen dadurch mögliche Steuereinnahmen von bis zu einer Milliarde Euro - Geld, das in Suchtprävention und Behandlung gesteckt werden könnte. Gerade beim letzten Punkt sieht Drogenberater Rost die Gefahr, dass der Preis zu sehr in die Höhe gehen könnte. Das könnten sich viele nicht leisten und der Handel auf dem Schwarzmarkt mit billigerem Cannabis geht weiter:

Ich denke, durch die Legalisierung wird es eine Verschiebung geben, aber der illegale Markt wird nicht weggehen … weil der Schwarzmarkt einfach auch relativ hochpotentes Cannabis anbietet zu relativ günstigen Preisen.

Viel wichtiger als die aktuelle Legalisierungsdebatte wäre erstmal ein besserer Jugendschutz, so Rost:

Wenn wir das im Griff haben, wenn wir Nikotin und Alkohol in einem funktionierten Rahmen haben, können wir gerne über weitere Drogen reden. Aber solange wir da noch den totalen Wildwuchs haben und reihenweise Alkoholvergiftungen bei Minderjährigen und 360 Tabaktote am Tag in Deutschland, dann sollten wir vielleicht überlegen, ob Zeit ist, schon über weitere freie Drogen zu reden.

Dieses Thema im Programm MDR JUMP - Themen des Tages | 12. Oktober 2021 | 19:10 Uhr

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