Burnout
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Woran erkennt man einen Burnout?

30. April 2022, 00:00 Uhr

Gestresst sind wir fast alle – aber für einige von uns ist die Lage dramatischer. Wie aber weiß man, dass man einen Burnout hat? Kompliziert wird es auch dadurch, dass das Leiden keine medizinische Diagnose im eigentlichen Sinn ist.

Knapp 90 Prozent der Deutschen fühlt sich gestresst. Das jedenfalls will der Versicherer Swiss Life bei einer repräsentativen Umfrage herausgefunden haben. Interessant dabei: Frauen (93 Prozent) sind häufiger von Stress betroffen als Männer (84 Prozent), vor allem aber berichten sie (51 Prozent) viel häufiger von Burn-out-Symptomen als Männer (37 Prozent).

Stress- und Burn-out-Symptome sollten ernst genommen werden“, sagt Stefan Holzer von dem Versicherungskonzern. Zumal die Zahl der Betroffenen im Vergleich zu früheren Befragungen zuletzt sogar noch einmal zugelegt hat. Rund jeder dritte Fall von Berufsunfähigkeit (37 Prozent) geht inzwischen auf Burnout zurück. 

Wobei es keine einheitliche Definition für das Problem gibt. Der Begriff geht zurück auf den US-Psychotherapeuten Herbert Freudenberger, der ihn in den Siebzigern geprägt hat. Burnout ist aber eben keine medizinische Diagnose im eigentlichen Sinn, auch in der neuen, in diesem Jahr in Kraft getretenen ICD-Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht.

Aktuell führt die WHO Burnout als einen „Faktor, der die Gesundheit beeinträchtigen kann“. Dabei wird die Beeinträchtigung definiert als Syndrom, »das aus chronischem Stress am Arbeitsplatz resultiert, der nicht erfolgreich verarbeitet wird«. Syndrom – das heißt, es gibt eine Reihe bestimmter Symptome, die zusammen auftreten und vermutlich dieselbe Ursache haben.

Verbindung zum Job

„Burnout-Patientinnen und -Patienten sind nicht mehr in der Lage, ihre Arbeitsbelastung ausreichend zu verarbeiten“, so die Psychologin Hanne Horvath, die mit ihrer Firma Online-Gesundheitstrainings anbietet.

Die Liste der möglichen Problemfaktoren ist lang: Jobs, bei denen es illusorisch ist, die Zielvorgaben zu erfüllen, viel Verantwortung, Termindruck – oder aber mangelnde Einflussmöglichkeiten und fehlende Anerkennung, das sind nur einige Aspekte. Dazu kommen persönliche Eigenschaften, zum Beispiel der Hang zum Perfektionismus gepaart mit Problemen, die eigenen Grenzen sicher zu erkennen. Besonders schwierig wird es dann noch, wenn auch private Rückschläge dazu kommen und Freunde oder Partner die Betroffenen nicht unterstützen.

Subjektive Sicht

Burnout ist ein schleichender Prozess, bis zu 130 Warnzeichen kann es geben. Charakteristisch sind oft chronische Müdigkeit und Erschöpfung, geringere Leistungsfähigkeit der Wunsch nach Rückzug aus sozialen Beziehungen und die innere Leere.

Burnout lässt sich nur schwer objektiv fassen, hier dominiert absolut die subjektive Sicht des Patienten“, so der Berliner Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Tom Bschor. Seine Kollegin Horvath wiederum legt Wert auf die Feststellung, dass es einen Unterschied zwischen einem Burnout und einer Depression gibt, obwohl viele Überschneidungen existierten. Aber bei Depressionen fühle man sich in der Regel in allen Lebensbereichen gleich antriebslos, im Job genauso wie im Privatleben. Burnout treffe dagegen vor allem den beruflichen Sektor.

Ein Beispiel dafür sind Erschöpfung und Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung. Beschäftigte fühlen sich ausgelaugt, können nicht abschalten und ignorieren ihr Bedürfnis nach Erholung, so formuliert man es bei der Deutschen Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV). Zu den Warnsignalen zählten Konzentrationsschwierigkeiten, häufige Flüchtigkeitsfehler, viele und unnötige Überstunden oder auch Nervosität, Aggressivität, Angst sowie nachlassendes Engagement.

Maschinelle Analyse

Interessant: Ein Team um Mascha Kurpicz-Briki von der Berner Fachhochschule im schweizerischen Biel hat eine auf Künstlicher Intelligenz basierende Methode entwickelt, die anhand einer automatischen Analyse von geschriebenem Text Burnout erkennen soll. Hintergrund dabei ist, dass das Problem bisher mit Hilfe von psychologischen Tests mit bestimmten Antwortskalen identifiziert wurde. 

Bei solchen Tests gab es dann etwa Sätze wie "Ich fühle mich am Abend nach der Arbeit erschöpft" und man hatte Antwortmöglichkeiten wie "nie/manchmal/jeden Tag". Doch womöglich trauen sich manche Befragte nicht, die korrekte Antwort zu geben – oder andere versuchen das Ergebnis mit falschen Antworten zu beeinflussen.

Genau dort soll das neue System nun helfen, das nach Angaben der Entwickler 93 Prozent aller Burnout-Fälle in einem Test richtig erkannt hat. Verwendet wurden dabei Texte, die von den Probanden im Internetforum Reddit veröffentlicht wurden. Die Versuche müssen allerdings noch unabhängig überprüft werden.

Doch egal wie er festgestellt wird: Wer einen Burnout hat, kann und sollte sich helfen lassen. Im Bereich der Medikamente können dabei Antidepressiva zum Einsatz kommen. Ergänzend können Therapien wie eine kognitive Verhaltenstherapie, Psychotherapie oder Gruppentherapie sinnvoll sein. Leider gibt es in diesem Bereich nicht erst seit Covid teils sehr lange Wartezeiten. Sprecht im Zweifel mit Eurer Krankenkasse darüber, was man dort für euch tun kann. Viele Kassen haben inzwischen auch Online-Angebote. Ein Beispiel ist das am Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig entwickelte Moodgym.

Dieses Thema im Programm MDR JUMP am Wochenende | 30. April 2022 | 11:30 Uhr

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