Schlafen unter freiem Himmel: Sächsische Schweiz sperrt ab sofort "Boofen" bis Juni
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Wandern kann ganz schön müde machen. Manche Wanderer entscheiden sich deshalb dafür, ihre Zelte direkt vor Ort aufzuschlagen, also zu "boofen". Dafür gelten ab heute allerdings neue Regeln.
Nach einem langen Wandertag ins Zelt oder in den Schlafsack hüpfen, um am nächsten Tag in der freien Natur pünktlich zum Sonnenaufgang aufzuwachen - für manche gibt es nichts Schöneres. Für diese Menschen bietet der Nationalpark Sächsische Schweiz eigentlich 58 Freiübernachtungsstellen, sogenannte „Boofen“ an. Diese offiziellen Boofen sind als solche gekennzeichnet und liegen außerhalb der Kernzone des Nationalparks. An anderen Stellen ist das Übernachten streng untersagt. Doch auch diese Stellen sind nun nicht mehr das ganze Jahr über zugänglich.
Boofen während Vogelbrutzeit tabu
Das Boofen, also das Übernachten unter Felsvorsprüngen im Elbsandsteingebirge soll Naturliebhabern zugänglich bleiben. Allerdings ohne die Tiere zu stören. Damit die im Park beheimateten Vögel in Ruhe brüten können, soll ab heute erstmalig das Boofen befristet verboten werden und bis zum 15. Juni anhalten. In den kommenden Jahren bleiben dann jährlich vom 1. Februar bis 15. Juni alle Freiübernachtungsstellen im Nationalpark gesperrt. Das haben die Nationalparkverwaltung und der Landesverband Sachsen des Deutschen Alpenvereins e.V. gemeinsam bekanntgegeben.
Das Gebiet wird dadurch in dieser empfindlichen Zeit deutlich beruhigt und geschützte Tierarten können ihren natürlichen Lebensraum in den Fels- und Waldgebieten des Nationalparks wieder besiedeln und für die Aufzucht der Jungtiere nutzen.
Die Regelung soll vorerst bis 2025 gelten.
Probleme durch illegales Übernachten
Über das Boofen wird schon seit einigen Jahren debattiert. Allein im Jahr 2019 musste der Nationalpark einen Rückgang bei den drei wichtigsten Vogelarten Wanderfalke, Uhu und Schwarzstorch verzeichnen.
Viele Indizien sprechen dafür, dass diese Entwicklung in erheblichem Maße mit der nächtlichen Anwesenheit von Menschen im Nationalpark verbunden ist. Die gestiegene Anzahl der Boofer, vor allem derjenigen außerhalb der zugelassenen Boofen, 17 Waldbrände im Jahr 2018, die von illegalen Lagerfeuern ausgingen und immer mehr Müll im Nationalpark sind deutliche Anzeichen, dass hier eine Belastungsgrenze erreicht ist.
heißt es in einer Stellungnahme des Nationalparks. Ursprünglich war ein sogenanntes Boofen-Ticket geplant. Bei dieser Online-Reservierung wäre pro Nacht nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen verfügbar gewesen. Diese Lösung sei aber "als weniger praktikabel" eingeschätzt worden. Die Nationalparkverwaltung stellt klar:
Ob die jetzt vorliegende Lösung einer temporären Sperrung zum gewünschten Erfolg führen und der Abwärtstrend insbesondere der Brutvogelzahlen gestoppt werden kann, soll nach drei Jahren gemeinsam evaluiert werden.
Einzelne Boofen müssten eventuell länger als bis Mitte Juni gesperrt bleiben.
Dieses Thema im Programm MDR JUMP Nachrichten | 20. Mai 2022 | 07:55 Uhr